Brückentage oder das Prinzip des Nicht-Eingreifens

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Am 23. September wird in diesem Jahr das Mondfest in China gefeiert, eine Woche später beginnt die Goldene Woche zum Nationalfeiertag am 01. Oktober. Das bedeutet, den Arbeitnehmern, Schülern und Studenten im Reich der Mitte steht ein wahrer Festtagsreigen bevor, organisiert vom staatlichen Ferienkomitee in Peking.

Das bedeutet auch, dass Millionen Menschen unterwegs sein werden in Zügen, Bussen und Flugzeugen. Insbesondere für die Buchung von Zug- und Bustickets ist frühzeitige Planung unabdingbar, möchte man nicht über Tage in der Abfertigungshalle festsitzen. Hält man ein Ticket in Händen ist alles gut, besser noch, die Fahrkarte ist nummeriert. Ist dem nicht so, verbringt man die Fahrt aller Wahrscheinlichkeit nach eingeklemmt in einem unübersichtlichen Menschknäuel. Man kann sich aber darauf verlassen, sein Zeil rechtzeitig zu erreichen.

Da die Chinesen ein ausgesprochen reisefreudiges Volk sind, ist davon auszugehen, dass während der Feiertage alle touristischen Hotspots des Landes ziemlich – nun ja – gut besucht sein werden. Zum Beispiel in Peking: Genauso wie die meisten Deutschen irgendwann in ihrem Leben die Bundeshauptstadt Berlin besichtigen, zieht es viele Chinesen in ihre Hauptstadt. Schließlich ist Peking nun schon seit Jahrhunderten das kulturelle und politische Zentrum des Landes, an Sehenswürdigkeiten mangelt es hier sicher nicht. Insbesondere der 01. Oktober, der Tag, an dem Mao Zedong vor 61 Jahren in der Stadt die Volksrepublik ausrief, ist für eine Reise natürlich besonders reizvoll.

Das Epizentrum der Kurzurlauber befindet sich mitten in der Stadt – auf dem Platz des Himmlischen Friedens versammeln sich die Reisegruppen, ausgestattet mit Einheitskappen- und/oder T-Shirts. Angeführt von Leitern, die mit Megaphonen über alles Wissenswerte aufklären und klare Anweisungen erteilen. Obligatorisch ist ein Familienporträt vor dem Porträt des Großen Steuermanns über dem Tor des Himmlischen Friedens – tumultartige Szenen nicht ausgeschlossen, sollte jemand in Bild stolpern. So weit, so amüsant.

Gerät man allerdings in den Strom der Reisegruppen, zeigen sich bei vielen westlichen Touristen schnell Stresssymptome. Besonders in der Enge des Kaiserpalastes wurde schon so mancher nervös, als er sich von der eigenen Gruppe getrennt wiederfand. In solchen Fällen empfiehlt es sich, es mit Laozi zu halten. Der große chinesische Philosoph und Begründer des Daoismus legt allen Menschen das Wu Wei (无为), das Prinzip des Nichthandelns, nahe.

Im Grunde bedeutet dies, sich nicht dem Dao, dem übergeordneten Wirkungsprinzip aller Dinge, entgegenzustellen – und der Masse am Eingangsbereich zum Kaiserpalast kann sich kein Mensch entgegenstellen. Schon gar nicht am Nationalfeiertag. Deshalb erscheint ein Handeln nach dem Wu Wei an dieser Stelle mehr als sinnvoll – intuitiv unterbricht der weise Jünger Laozis den stetigen Akt des Willens, sein Handeln gegen die Natur zu richten. Er lässt sich Treiben und fügt sich dem Unausweichlichen.

An diesem Punkt angelangt, ergeben sich dem Besucher ganz neue Perspektiven. Die ganze Energie richtet sich nun in konstruktiver Weise auf die Umgebung, es wird keine Kraft mehr damit vergeudet, sich etwas Entgegenzustemmen, auf das man doch keinen Einfluss hat. Und siehe da – alles erscheint in einem anderen Licht: Die Menschen um einen herum sind fröhlich, zufrieden und gut gelaunt – allein diese Tatsache entgeht einem bei Missachtung des Wu Wei schon mal.

Es ist nämlich so: Chinesen lieben es, in Gruppen unterwegs zu sein. Nur da, wo was los ist fühlen sie sich wirklich wohl – schließlich möchte man zuhause erzählen, dass man eine der bekannten und spektakulären Sehenswürdigkeiten besucht hat – und nicht irgendeinen Geheimtipp, den sowieso niemand kennt. Der ganze Trubel führt also zu einer positiven Grundstimmung, die man auch als europäischer Reisender durchaus genießen kann - vorausgesetzt, man nimmt sich den alten Laozi zu Herzen und handelt nach dem Prinzip des Nicht-Eingreifens.

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