Tischgespräch: 'Heiligabend werde ich Unterricht geben müssen'

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Der erste Advent ist bereits vorbei und Weihnachten rückt immer näher. Aber wie verbringen jene, die im Reich der Mitte gestrandet sind, die Feiertage? Jens Junaedhy, eigentlich aus Osnabrück und Deutschlehrer an der Wuhan Foreign Language Middle School, berichtet uns von seinen Plänen in der zentralchinesischen Stadt.

Frage: Wie wirst du dieses Jahr die Feiertage verbringen - so weit weg von daheim?

Jens: Also, dieses Jahr werde ich an Weihnachten auf jeden Fall nicht nach Deutschland fliegen. Es lohnt sich nicht, da der Flug ja recht teuer ist und ich eigentlich gar keine Zeit habe - wir haben schließlich keine Weihnachtsferien.

Frage: Habt ihr denn wenigstens eine Weihnachtsfeier oder ein anderes spezielles Event? Immerhin arbeitest du ja an einer Fremdsprachenschule.

Jens: Ja, das auf jeden Fall. An unserer Schule gibt es die Tradition, dass die Schüler der drei westlichen Fremdsprachen - also Englisch, Französisch, Deutsch - gemeinsam mit den Lehrern eine Weihnachtsfeier organisieren. Die Schüler der O1, also die 10. Klasse, der jüngste Jahrgang an unserer Schule, bereiten dafür immer ein kleines Programm oder eine kleine Aufführung vor.

Frage: So ein richtiges Krippenspiel?

Jens: Das kennen die Schüler hier gar nicht. Stattdessen singen sie z.B. deutsche Lieder - eher Pop als Weihnachtsmusik, wohlgemerkt - und spielen diese mit der eigenen Band nach. Die Weihnachtsdekoration wird sich dabei diesem Jahr wohl nur auf rot-weiße Mützen beschränken, ich bin mir nicht mal sicher ob es einen Baum geben wird. Aber die deutschen Lehrer haben sich Stollen schicken lassen und ich habe vor, etwas Glühwein zu machen. Wegen fehlender privater Backöfen gibt es jedoch leider keine selbstgebackenen Plätzchen.

Frage: Was wissen die Jugendlichen denn überhaupt von Weihnachten, immerhin sind die meisten ja keine Christen. Kennen sie den Anlass, etc?

Jens: Ja, sie kennen die biblische Weihnachtsgeschichte, also die Geburt Jesu, die drei heiligen Könige und so weiter. Im Vordergrund steht aber eher das, was sie aus Filmen und dem Internet kennen: Geschenke und der Weihnachtsmann im Coca Cola Look.

Frage: Was machst du dann selbst am 24.?

Jens: Hier in Wuhan ist es noch richtig warm, ca. 12 Grad. Da kommt bei mir noch gar keine richtige Weihnachtsstimmung auf. Weil Heiligabend dieses Jahr auf einen Freitag fällt, werde ich am Vormittag meinen Unterricht geben müssen. Abends werde ich mich dann wohl mit den anderen ausländischen Lehrern zum Weihnachtsessen treffen. Was genau wir aber machen wollen, müssen wir noch besprechen.

Frage: Und die Familie in Deutschland?

Jens: Ich werde sie am 24. abends, also mittags in Deutschland, anrufen. An den Feiertagen war ich schon häufiger nicht bei meinen Eltern, die kennen das also schon.

Ich habe hier einen Kollegen, der bereits verpackte Geschenke erhalten und sich jetzt schon einen kleinen Gabentisch zusammengestellt hat – das werde mit meinen Päckchen wohl nicht tun, ich bin da nicht so traditionell. Meiner Meinung nach ist es einfach das Wichtigste, dass man mit lieben Menschen zusammen ist und dafür braucht man kein Weihnachten.

Ein schönes Schlusswort. Danke für das Gespräch, Jens.

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