Tischgespräch: Mit dem Motorrad von Shanghai nach Tibet

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Zhu Qiang liebt sein Motorrad „Ahei“ und er liebt das Abenteuer. An seinem ersten Urlaubstag im April 2011 packte er einen Rucksack und fuhr los, ganz allein und immer der Straße nach. Die Landstraße 318 startet in Shanghai, von dort aus geht es weiter nach Wuhan, Chengdu, Lhasa bis an die nepalesische Grenze. Bei einem Tischgespräch erzählt uns der Chinese von seinem außergewöhnlichen Roadtrip.

China Tours: Wie lange warst du insgesamt unterwegs?

Zhu Qiang: Ich bin insgesamt 5.460 km gefahren und habe dafür 25 Tage gebraucht. Die Landstraße 318 führt von Shanghai fast Luftlinie nach Westen bis Tibet.

Chinatours: Wie hast du dich auf diese abenteuerliche Reise vorbereitet?

Zhu Qiang beim Tischgespräch mit Chinatours in Shanghai

Zhu Qiang: Ich habe hauptsächlich mein Motorrad vorbereitet und geschaut, dass mit der Technik alles in Ordnung ist. Kleidung hatte ich kaum dabei. Im April wird es nicht kälter als -10 Grad. Ich habe eigentlich nur das mitgenommen, was ich anhatte. Außerdem habe ich noch 2 kg Brot eingepackt. Das habe ich tagsüber gegessen. Es hat 2.000km gereicht und weil es deutsches Brot war, hat es auch dann noch geschmeckt.

China Tours: Was hast du denn außer Brot gegessen und wo hast du unterwegs übernachtet?

Zhu Qiang: Tagsüber habe ich meistens an Tankstellen Halt gemacht. Ich habe auch viel Red Bull getrunken, um wach zu bleiben. Abends habe ich in den Dörfern an der Strecke in Gasthäusern übernachtet. Ca. alle 50km gibt es derartige Übernachtungsmöglichkeiten. Es sind aber meistens nur wenige Leute unterwegs. In Tibet dann war das Essen sehr einseitig. Es gibt Buttertee und Süßtee und sehr viel Yak-Fleisch. Curry-Yak, Yak mit Nudeln, Yak mit Kartoffeln, morgens, mittags und abends. Gemüse gibt es dort in den Bergen nur selten.

China Tours: Du bist zwar Chinese, aber können die Leute in Tibet Hochchinesisch oder gab es dort Verständigungsschwierigkeiten?

Zhu Qiang: Viele Tibeter sprechen kein Hochchinesisch und auch im Tibetischen gibt es drei sehr unterschiedliche Dialekte. In Sichuan war ich drei Tage in einem tibetischen Dorf und habe dort ein paar Wörter gelernt. In Lhasa haben mich die Leute schon nicht mehr verstanden. Aber die Tibeter sind sehr freundliche Menschen, sie haben viel Humor.

China Tours: Du hast die lange Reise ganz allein gemacht, gab es Momente, in denen du Angst hattest oder in Schwierigkeiten warst?

Zhu Qiang: Einmal hatte ich in der Tat richtig Angst. Da bin ich alleine über einen Berg gefahren und habe plötzlich bemerkt, dass mir zwei Männer folgen. Ich hatte die beiden schon im letzten Dorf gesehen, aber da kamen sie mir entgegen, d.h. sie haben ihre Richtung geändert. Die Straße war in schlechtem Zustand, so dass ich nur langsam fahren konnte. Handynetz gab es auch nicht. Außerdem habe ich Berichte gelesen, dass es in dieser Gegend manchmal zu Überfällen kommt. Aber andererseits hatte ich ja nicht viel Geld bei mir. Schließlich habe ich die Anspannung nicht mehr ausgehalten. Ich habe einfach angehalten und die beiden gefragt, was sie wollen. Im Endeffekt haben die nur einen Ausflug gemacht und sich sehr für mein Motorrad interessiert.

China Tours: Apropos, hattest du technische Pannen?

Zhu Qiang: Einmal sind nachts meine Scheinwerfer kaputt gegangen, da musste ich das Stromkabel löten. Dann ist der Deckel am Getriebekasten gebrochen. Das Motorrad hat Öl verloren und ich musste es lange schieben, bis ich im nächsten Dorf war. Dort wollte aber keiner den Kasten schweißen, weil die keine Erfahrung mit dem Schweißen von Aluminium haben. Schließlich habe ich einen anderen Motorradfahrer getroffen. Wir sind zusammen in die nächstgrößere Stadt gefahren und haben dort jemand gefunden, der mein Motorrad reparieren konnte. Darüber hinaus sind unterwegs wegen der schlechten Straßen noch ein paar Einzelteile kaputt gegangen, aber nichts, was meine Weiterfahrt gefährdet hätte. Ich hatte Glück, denn meine Tasche mit den Ersatzteilen habe ich schon am Anfang der Reise verloren.

China Tours: Was hat dich auf der Reise am meisten beeindruckt?

Zhu Qiang: Die Landschaft ist wunderschön. 500km östlich von Lhasa gibt es schneebedeckte Gipfel, grüne Wälder, saubere Flüsse, fast ein bisschen wie in Europa. Westlich von Lhasa hingegen hat mich die Landschaft an die USA erinnert. Wie in den amerikanischen Roadmovies war die Gegend dort sehr trocken und sandig.

China Tours: Und welches Erlebnis wird dir in Erinnerung bleiben?

Zhu Qiang: Das ist eine schwierige Frage, ich habe so viel erlebt unterwegs. Eine wundersame Geschichte ist mir in Litang, dem tibetischen Dorf in Sichuan passiert. Ich hatte große Kopfschmerzen wegen der Höhe und meine Gastwirtin hat mir empfohlen in den Lamatempel des Dorfes zu gehen. Der Tempel war geschlossen, ich habe aber trotzdem angeklopft, bis mir ein Mönch dir Tür geöffnet hat. Ich habe ein paar Brocken Tibetisch mit dem Mönch gesprochen und nachdem ich in der Tempelhalle gebetet hatte, hat er mir noch aus seiner Wasserflasche zu trinken gegeben. Als ich aus dem Tempel rauskam, hatte es sich schon im Dorf herumgesprochen, dass ein Reisender von weit her zu Gast ist. Alle haben mich begrüßt und mein Kopfweh war auch wie weggeblasen.

China Tours: Das ist in der Tat eine wundersame Geschichte. Hast du schon Pläne für die nächste Reise?

Zhu Qiang: Ja, es gibt noch eine Landstraße, die Nummer 312 führt von Shanghai nach Xinjiang

China Tours: Dann wünschen wir dir schon jetzt viel Glück und eine fantastische Reise.

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