Shanghai Inside: Chinas fehlende Mädchen

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Die chinesische Gesellschaft im Jahr 2030: alt und männlich?! Betrachtet man die Bevölkerungsstatistik könnte man zu dem Schluss kommen, dass dieses (Horror-)Szenario bald Realität werden könnte. Nicht nur, dass die Bevölkerung rapide altert, das Geschlechterverhältnis ist auch alarmierend hoch. 2007 lag es laut CIA Factbook bei 111, das heißt auf 100 Frauen kommen 111 Männer. Ein normaler Wert liegt bei 106.

Die Gesellschaft des traditionellen China ist patriarchalisch, d.h. der Sohn übernimmt die Altersversorgung der Eltern. Er führt den Familienstammbaum fort und nur er kann die Verehrung der Ahnen übernehmen. Die Tochter hingegen verlässt die Familie nach der Hochzeit und zieht zu den Schwiegereltern. Dazu kommt, dass ein Sohn auf dem Land eine wichtige Arbeitskraft ist, wohingegen eine Tochter lediglich leichtere Arbeiten im Haus übernehmen kann.

Nun begann die Kommunistische Partei in den 80er Jahren eine strikte Ein-Kind-Politik durchzusetzen. Insbesondere für Familien auf dem Land bedeutete die Geburt einer Tochter, damit den Verlust der Altersvorsorge. Doch ist die Ein-Kind-Politik keineswegs die einzige Ursache für das unausgeglichene Geschlechterverhältnis. Inzwischen dürfen fast alle Chinesen zwei Kinder bekommen, doch das Verhältnis bleibt zu hoch. Betrachtet man Familien mit mehreren Kindern, so zeigt sich, dass das Verhältnis für das letztgeborene Kind am höchsten ist, d.h. die Eltern hören auf Kinder zu zeugen, wenn der gewünschte Sohn geboren wurde. Wirft man einen Blick in andere patriarchalisch geprägte Länder ohne Familienplanungs-Politik, so zeigt sich ein ähnlich hohes Verhältnis, z.B. 108 in Süd-Korea und 112 in Indien. Auch in China war das Geschlechterverhältnis schon seit jeher zu hoch, nur wurden keine entsprechenden Daten erhoben.

Doch wo sind die Chinesinnen? Es gibt vier Erklärungen. Infantizid war eine Methode, die schon zur Zeit der Kaiserdynastien angewandt wurde, wenn eine Familie ihre Nachkommen nicht mehr versorgen konnte. Mit der Verbesserung der technischen Ausstattung der Krankenhäuser wurden gezielte Abtreibungen möglich. Auch ist die Sterberate bei weiblichen Babys höher. Ein Sohn wird schon von klein auf besser versorgt. Zu guter Letzt müssen die statistischen Daten selbst mit Vorsicht betrachtet werden. Viele Eltern registrierten ihre Mädchen nicht, um ein weiteres Kind bekommen zu können.

Die Regierung fürchtet sich jetzt vor tausenden Junggesellen, die keine Familie gründen können und mit Prostitution und Kriminalität die Einsamkeit kompensieren. Schon seit vielen Jahren können Eltern, deren erstes Kind eine Tochter ist, deshalb ein zweites bekommen. Auf Plakaten, die eine Ein-Kind-Familie zeigen, ist grundsätzlich eine Tochter zu sehen und die pränatale Geschlechtsdiagnostik ist gesetzlich verboten.

Aber Veränderungen in der Gesellschaft, gerade wenn sie eine uralte Tradition betreffen, brauchen Zeit. Shanghai ist bereits so weit. Frauen haben die gleichen Bildungs- und Karrierechancen. Die körperliche Kraft der Männer spielt keine Rolle mehr und nach der Hochzeit wohnen die Kinder weder bei den Eltern noch bei den Schwiegereltern. Das Geschlechterverhältnis hat sich hier umgedreht. Allerdings würde keine Single-Frau aus Shanghai einen Gatten aus der Provinz in Betracht ziehen. Die chinesische Gesellschaft im Jahr 2030: Einsame Karrierefrauen in den Städten und wildernde Junggesellen in der Provinz?

Mehr Jungs als Mädchen in China. Mehr Jungs als Mädchen in China.

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