Travelogue Taiwan: Tokyos kleine Schwester

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Nana ist blutverschmiert und gut gelaunt. Die ramponierte Puppe fest im Arm steht sie mitten in der Menge. Die Haare wild und strähnig, die Augen weit aufgerissen, grinst sie Passanten entgegen und grüßt mit falschen, milchigen Kontaktlinsen. Ein paar Meter weiter lächelt huldvoll  Audrey Hepburn vor einer quietschigen Kulisse, während hinter der nächsten Biegung das Reich der Roboter beginnt. Sie fragen sich, wo Sie hier gelandet sind? Die Antwort ist einfach: Willkommen in Ximending - Taipehs ausgefallenstem Stadtteil.

Ximending ist Taiwans älteste Fußgängerzone – und bei weitem auch die extravaganteste der ganzen Insel. Die Gegend rund ums „Westtor“, wie Ximending wörtlich übersetzt heißt,  verdankt ihre heutige Beliebtheit der Zeit der japanischen Besatzung. Den neuen Hausherren war Taipeh nicht amüsant genug und so beschloss man, ein Vergnügungsviertel mit Theatern, Clubs und Cabarets nach Tokioter Vorbild anzulegen. Es dauerte nicht lange, da wurde Ximending die erste Adresse für Theaterbesuche. Berühmtester Vertreter in der Theaterstraße ist das 1908 erbaute Red House Theater, dass stolz und auffällig gleich zu Eingang der Vergnügungsmeile grüßt. Es lohnt sich, einen Blick in den schummrigen Bau aus roten Backsteinen zu werfen: Man entdeckt neben Relikten aus den Glanzzeiten des Theaters in den 20er, 30er und 50er Jahren auch jede Menge Zukunftsweisendes.

Denn das Red House Theater ist, wie so viele der Bauten in Ximending, über Passagengänge mit weiteren Häusern verbunden.

Red House Theater

Alles zusammen ergibt eine einzige große Galerie der Kreativität, die so manchen spannenden Einblick gewährt und den schmalen Grad zwischen Kunst und Kitsch ins Auge springen lässt. Ein absoluter Insidertipp für jede Taipeh Reise. Taipehs junge Wilde kombinieren pfiffige Ideen mit einer Portion Pragmatismus und jeder Menge Designtalent. Zugegeben, manchmal muss man ein wenig Abenteuergeist mitbringen. Zum Beispiel für den Toaster mit Hitzemesser, der selbst beschließt, wie umweltfreundlich Sie ihren morgendlichen Wecken genießen dürfen oder das schneeweiße Energiesparsofa, dass sich bei zu ausgiebiger Nutzung nach einem Warnton schon mal von selbst zusammenklappt.  Für die meisten der Objekte gilt aber, dass es sich hierbei nicht nur um allerlei niedlichen Krimskrams fürs Auge handelt, sondern um alltagstaugliche Lösungen für ein umweltfreundlicheres Leben in der Großstadt Taipeh.

Für alle, denen ihr bisheriges Leben zu behütet und farblos erschien, bietet Ximending fröhlich bunten Eskapismus für alle Sinne: Grell-bunte Graffiti an den Hauswänden, traditionelle chinesische Architektur trifft auf Saloon-Türen, und in den Straßen stolpert man über junge Musiker, die mit dem Mikrofon und um die Aufmerksamkeit der Passanten kämpfen. Immer wieder trifft man auf Performance-Künstler wie Nana. Die dreht sich inzwischen ärmelschwingend um die eigene Achse und wiegt sich zur Titelmelodie einer bekannten Anime-Serie. Bevor sie zur nächsten Runde ansetzt, verrät sie aber noch ihre Lieblingsplätze.

Japanisch angehaucht - Ximending ist die erste Adresse für Trends aus dem Land der aufgehenden Sonne

Da ist beispielsweise das Lianen-Cafe, in dem Besucher frei nach Tarzan im Urwaldambiente auf Schaukeln ihren Cocktail schlürfen können. Ganz Mutige sollten es im Modern Toilet probieren. Wie der Name schon ahnen lässt, entspricht das Décor dem stillen Örtchen und so nehmen Besucher nicht auf Stühlen, sondern auf dem Klo platz. Wer sich statt kulinarischen lieber in stylistische Abenteuer stürzt, der kann dabei zusehen, wie die eigenen zehn Finger zur Leinwand für kunstvolle und ausgefallene Nagel-Designs werden. Für Nachteulen ist Ximending mit seinen Kinos und Clubs ebenfalls eine gute Adresse.

Mode, Musik und Manga - das Land der aufgehenden Sonne gibt die Trends vor und Taiwans Jugend holt sie hier in Ximending ab. Ein gut gelauntes Durcheinander, dessen Atmosphäre auch für Jugendliche fortgeschritteneren  Alters absolut ansteckend ist.

Wenn Sie auf Ihrer Taipeh-Reise gar nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, machen Sie es doch einfach wie Nana: "Sich einfach treiben lassen, es gibt immer was Spannendes und Verrücktes in Ximending zu entdecken. Darum nennen wir es auch "Klein Shibuya", so wie den bekannten Stadtteil in Tokyo, wo man auf die Trends der Jugendszene stoßen kann. Ximending ist Japan im Brennglas und da Taiwans Jugendliche sich gern von der Popkultur aus Japan inspirieren lassen, ist es eine überaus beliebte Anlaufstelle für uns. Es ist eigentlich egal, wo man anfängt."

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