Tischgespräch: Das wahre Leben gibt's nur in den Hutongs

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Live-Reporterin Anne Gonschorek ist nun seit fast 6 Monaten in China und hat aus Peking sowie verschiedenen Ecken Guizhous für Sie berichtet. Diesmal hat sie sich Zeit genommen, um mit einem ganz besonders typischen Pekingkenner zu sprechen: Yang Faming, ein Rikschafahrer.

Anne: Kannst du dich kurz vorstellen? Seit wann arbeitest du als Rikschafahrer?

 

Yang Faming auf seiner Rikscha Yang Faming auf seiner Rikscha

 

Yang Faming: Mein Name ist Yang Faming. Schau hier, das Bild auf meinem Pass. Das bin ich. Meine Arbeitsnummer ist 410. Ich habe über zehn Jahre lang als Rikschafahrer gearbeitet. Ich bin 50 Jahre alt. Früher habe ich in einer Baufirma gearbeitet und war ständig auf Montage von zu Hause weg... (er zögert) Jetzt kann ich daheim bleiben. Ich wohne gleich hier um die Ecke.

Anne: Genießt du das Rikschafahren?

YF: Ja, natürlich. Auf der einen Seite ist es mein Job. Weil ich in Peking geboren und aufgewachsen bin, kann ich auf der anderen Seite Fremden die Geschichte und Kultur meiner Heimat vorstellen. Ich bin glücklich, wenn ich arbeite. Es ist nicht allzu hart, weil ich es nicht jeden Tag machen muss.

Anne: Wie viele Kunden hast du pro Tag? Gibt es auch welche, die du nicht magst?

YF: (lacht) Ich habe so um die vier bis fünf Kunden pro Tag, aber im Winter werden das natürlich weniger. Ich arbeite gern für Kunden, die wirklich an den Geschichten über Peking interessiert sind. Meine Lieblingskunden sind wahrscheinlich die Pekinger selbst. (kurzes Zögern) Meine Gäste kommen allerdings aus ganz verschiedenen Ländern und Regionen der ganzen Welt, zum Beispiel Taiwan, Hong Kong und Singapore. (grinsend) Ich habe lieber solche, die Chinesisch verstehen.

Anne: Hast du irgendwelche speziellen Geschichten, die du vor allem den ausländischen Touristen erzählst?

YF: Oh ja. Obwohl mein Englisch nicht besonders gut ist, habe ich mir andere Wege ausgedacht, um meine ausländischen Kunden zu unterhalten. Manchmal lasse ich sie die Rikscha selbst fahren und für italienische Kunden singe ich ein bisschen "O Sole Mio"!

Die Kunst des Rikschafahrens Die Kunst des Rikschafahrens

Anne: Was ist dein ganz persönlicher Lieblingsort in Peking?

YF: Der interessanteste Teil Pekings sind die traditionellen Bräuche und Gewohnheiten. Ich denke da an Yaohe (Anmerk.: traditionelle Marktschreier) und die Peking Oper. Ein wunderschöner Ort, den wenige Touristen kennen, ist der Hutong, in dem ich wohne. Orte wie der Art Distrikt sind ständig voller Touristen. Bei mir gibt es gar keine Touristen, weil die Rikschas nicht erlaubt sind. Hier kannst du die typischen Pekinger Häuser sehen.

Anne: Was genau glaubst du, ist so faszinierend an den Hutongs?

YF: Die Einwohner dort spielen Mahjong und bringen ihre eigenen Schläger zu den typischen Cricketspielen. Im Sommer sitzen sie mitten auf der Straße an einem Tisch, trinken Bier und essen die gegrillten Spieße. Das ist das wahre Leben der echten Pekinger. Das kannst du nur in den Hutongs erleben.

Anne: Peking hat sich ja in den letzten Jahren durch den Tourismus und die Modernisierung sehr verändert. Wie siehst du diesen Wandel?

Hutongarbeiten Hutongarbeiten

YF: Ich kann es mit zwei Gemälden beschreiben. Shichahai war mal ein traditionelles chinesisches Gemälde. Jetzt dagegen ist es ein westliches Ölgemälde geworden, mit viel mehr Farben, aber auch sehr viel chaotischer. Früher gab es 3600 Hutongs in Peking, aber inzwischen wurden viele von ihnen niedergerissen. Das gleiche passierte mit der alten Stadtmauer. Dazu kommt, dass es einmal neun Stadttore gab und davon heute nur noch eins übrig ist. Die zwei berühmten chinesischen Architekten, Liang Sicheng und Lin Huiyin sagten, dass das schönste an Peking die Axe sei. Alle Gebäude der Stadt waren symmetrisch entlang dieser Axe angesiedelt. Inzwischen wurden allerdings allerlei neue Häuser gebaut und die Stadt ist inzwischen reichlich ungeordnet.

 

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