New Silk Road Rally Berlin-Peking 2014: Atyrau-Kul'Sary-Jazliq-Nukus

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Heute erfahren wir mehr über die Erlebnisse am Freitag, Samstag und Sonntag. Wir begleiten unsere Rallyefahrer durch Kasachstan und über die Grenze hinein nach Usbekistan und erfahren was die Abenteurer am Wochenende so alles erlebt haben:

Freitag 12.09.
Endlich kommen die Langschläfer mal auf ihre Kosten. Der Vormittag steht uns zur freien Verfügung, was fast alle nutzen, um ein bisschen länger zu nächtigen. Nach den gestrigen Anstrengungen ist das eine gelungene Abwechslung. Einige von uns machen noch einen gemütlichen Spaziergang entlang des Flusses, der Europa und Asien trennt. Unweit des Hotels ist sogar ein kleiner Sandstrand, der direkt zu der Brücke führt, die beide Kontinente miteinander verbindet.

Um 11.30 Uhr geht es dann los. Durch den Stadtverkehr Atyraus… welch Erlebnis. Nach dem Motto „wer bremst verliert“ heißt es vordrängeln, abdrängen, zwischendrängeln … und das wichtigste nicht vergessen … immer fleißig hupen. Sobald wir die Stadt verlassen haben erwarten uns Straßen, wie man sie auch in Deutschland vorfindet, also kein gefürchtetes Schlaglochsuchfeld. Die Landschaft ist und bleibt weitlaufend, trist und karg. Ab und an ein großer Salzsee, ein muslemischer Friedhof oder eine Kamelherde, aber ansonsten gibt es nicht viel zu entdecken.

Da wir heute nur wenige Kilometer vor uns haben (227 an der Zahl) können wir uns Zeit lassen und an dem ein oder anderen Friedhof anhalten, um ein paar Bilder zu machen. Um 16.30 treffen auch die letzten Fahrzeuge auf dem Parkplatz ein. Da das Hotel Bakai nur begrenzt Schlafplätze zur Verfügung stellen kann, teilt sich die Gruppe auf und ein Teil schläft in einem Hotel 5 Kilometer entfernt. Aber zunächst essen wir gemeinsam Abendbrot. Denn es gibt ja noch etwas zu feiern…

Dies ist nämlich der nächste Ehrentag. Heute ist Irmtruds Geburtstag und der muss natürlich auch gebührend gefeiert werden. Schon am frühen Morgen hat Irmtrud vom gestrigen Geburtstagskind Monika einen kleinen Strauß wunderschöner rosaner Rosen bekommen. Und heute Abend wird noch einmal mit kasachischem Champagner angestoßen. Nach dem Abendessen wird eine elegant verzierte Torte hereingebracht und mit erhobenem Glase ein Geburtstagslied gesungen. Auch Irmtrud bekommt von Larissa eine kleine Stoffjurte geschenkt. Ganz gerührt fehlen ihr die Worte und so übernimmt Ehemann Dieter die Einladung zu einem gemeinsamen Gläschen Rotwein. Der Abend klingt genauso gemütlich aus, wie er begonnen hat.

Und nach zwei Abenden infolge, an denen es reichlich zu essen und als Nachtisch ein riesiges Stück Torte gab, sind wir uns alle einig, dass wir aus diesem Urlaub wohl nicht schlanker zurück kommen, als wir es vorher gewesen sind.

… nun aber schnell ins Bett, denn morgen geht es Frühs schon um 7 los…

Um diese Zeit wird es gerade hell morgens und wir haben eine weite Strecke und den nächsten Grenzübertritt nach Usbekistan vor uns. Da wir morgen in einem Teehaus in Karakalpakstan untergebracht sind, ist es nicht sicher, ob wir da eine Internetverbindung haben werden. Deshalb wundert euch bitte nicht, wenn ihr einen Tag nichts von uns hört. An dieser Stelle ganz liebe Grüße nach Deutschland und ein herzliches Dankeschön an all diejenigen, die unseren Reiseverlauf und unsere Erlebnisse immer fleißig mit verfolgen.

 

Samstag 13.09.
Nach einer sehr kurzen Nacht treffen wir uns um halb 7 Uhr beim Frühstück und tauschen uns über die Tücken der Hotelzimmer aus. Henning ist gestern Nacht mit seinem Bett zusammengebrochen und beim Duschen ist ihm das Wasser quer durchs Badezimmer entgegen geschossen. Bei Relef und Jeannette hat der Heizlüfter im Badezimmer gebrannt und bei Regina und Eileen ist die Beleuchtung von der Decke gekommen. Aber wir sind alle unversehrt geblieben und immerhin hatten wir eine Menge zu lachen bei unserem morgendlichen Spiegelei.

Um kurz vor 7 treffen dann diejenigen ein, die in dem anderen Hotel untergebracht waren. Zusammen geht es um 7 Uhr los. Die Strecke beginnt auf guten Straßen und der gewohnt kargen Steppe Kasachstans.

Nach 50 Kilometern entpuppt sich Jochen und Carolas UAZ-469 als Langschläfer. Während der Fahrt plötzlich ein Ruckeln, ein Stottern …. Und aus. Team 4 (Hans & der noch etwas angeschlagene Walter (von seiner gestrigen Feier mit der Hochzeitsgesellschaft von gegenüber, die ihn spontan eingeladen haben)) fuhr dahinter und hat mit angehalten. Begleitfahrzeug 2 (das letzte Fahrzeug) hat die beiden gleich erblickt und Arbeit gewittert. Jan, unser Mechaniker (bis Osh) hat seinen ersten großen Einsatz vor sich. Motorhaube auf und die strukturierte Fehlersuche wird gestartet. Jochen, der selbst viel an seinen Oldtimern schraubt ist schon bis zur Hüfte im Auto verschwunden und Jan steht halb im, halb auf dem roten Jeep. Nachdem beide feststellten, dass es keinen Zündfunken gibt, haben sie zunächst die Zündspule ausgetauscht. Juhu ein Funken, aber kurze Zeit später wieder keiner mehr. Als nächstes haben sie den Zündverteiler geprüft. Beim Probestarten qualmt es aus dem Verteiler. Daraufhin wurde auch dieser ausgetauscht. Weiterhin haben die beiden Schrauber die Zündkabel neu sortiert, den Vergaser zerlegt, alle Düsen gereinigt, den Vergaser wieder zusammengebaut und alles noch einmal gründlich durchgecheckt.

3 Stunden, 4 schmutzige Hände und ein blutiger Finger später, dann endlich das ersehnte Surren des Motors. Weiter geht es. Doch schon 60 Kilometer später der nächste unfreiwillige Stopp – wieder geht das Auto aus. Unser lieber Hans versorgt uns mit etwas Nervennahrung, den original Österreichischen Waffeln. Jetzt reinigt Jan den Verteiler und stellt ihn neu ein. Carola startet den Wagen und …. er läuft.

In unserer Dreierkolonne geht es jetzt in Richtung Grenze. Hoffentlich dürfen wir schnell nach Usbekistan einreisen, sodass wir noch im Hellen am Teehaus ankommen. An einer Tankstelle noch vor dem Grenzübertritt warten Svend und Regina (B1) schon auf uns. Um ein Fahrzeug erweitert geht die wilde Verfolgungsjagd los. Wir bemühen uns schnell aufzuschließen, jedoch macht uns die Straße einen Strich durch die Rechnung. Betonplatten, die teils schief und einen Spalt auseinanderliegen machen den Anfang. Danach eine Schotterstraße, die mit viel Sand übernetzt ist, sodass man Unebenheiten des Untergrundes nur schwer oder gar nicht erkennen kann. Die vorfahrenden Fahrzeuge wirbeln Unmengen von Staub auf, weshalb wir viel Abstand halten müssen.

Wir fahren mit nur 30 km/h durch einen sehr unwegsamen Abschnitt, alles wackelt, hüpft, der Wagen gleitet aus der Spur auf dem seidigen Sand. Das am Straßenrand stehende Schild besagt „Achtung! unwegsam“ und darunter die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h, kurzer Hand müssen wir uns halb todlachen über diesen gut gemeinten Ratschlag.

Für die Geländewagenfahrer unter uns ist die Strecke allerdings ein Traum.

Völlig eingestaubt kommen wir an der einsam liegenden Grenze an. Mit den Grenzformalitäten haben wir ja jetzt  schon einige Erfahrung und auch geduldiger sind wir schon geworden. Dafür werden wir auch prompt mit super freundlichen Grenzbeamten belohnt. Die Einreise gelingt verhältnismäßig schnell. Und danach heißt es „on the road again“. Es wechseln sich schlaglochreiche Straßen mit breiten Kieswegen ab. Alles, was nicht befestigt ist, muss schnell in Sicherheit gebracht werden. Es rödelt, ruckelt und staubt. Unser aller Ziel ist eine ausgedehnte Dusche. Doch die werden wir erst morgen Abend genießen können, denn heute Abend übernachten wir in einem einfachen Teehaus. Vier Personen teilen sich ein Zimmer und zwei Zimmer ein Bad. Heute Abend wird es also nicht so komfortabel, sondern eher landestypisch schlicht. Die Meinungen darüber polarisieren, doch die Situation ist alternativlos. Aber ich denke, dass wir uns alle nach dem heutigen Tag nur noch auf einen Schlafplatz freuen, egal wo und wie.

Sonntag 14.09.
Die Frühstückstafel im Teehaus ist gedeckt mit einem etwas anderen Frühstücksangebot. Es gibt Brot, Aprikosengelee, Spiegeleier und gebratene Wurst, … bis dorthin noch ziemlich typisch … aber dann gibt es noch Kekse, Schokolade und Fruchtbonbons. Ein Frühstückstraum für Kinder. Die Stimmung ist unerwartet gut. Trotz der einfachen Einrichtung und dem ein oder anderen Klempner Problem hatten alle eine angenehme Nacht. Auch das Teilen der Schlafräumlichkeit hat für niemanden ein großes Problem dargestellt.

Gemütlich geht es um 9 Uhr los. Die Straßen sind wieder sehr gut. Zwischendurch überqueren Sandstürme unsere Fahrbahn, was zwar die Sicht erschwert, aber nicht problematisch ist, da sich der Verkehr auf den Zubringerstraßen in Grenzen hält.

Es geht vorbei an kleinen Dörfern, die zunehmend orientalischen Charakter ausstrahlen. Einige Teams nutzen die viele Zeit die wir heute haben (wegen der geringen Anzahl an zu fahrender Kilometer), um eine dieser Ortschaften zu durchfahren. Und wenn man schon einmal dort ist, dann kann man ja gleich mal den riesigen Markt besuchen, der im Ortskern mit einem munteren Treiben lockt. Meist sind Nahrungs- und Kleidungsstände getrennt voneinander anzutreffen. Also je nach Bedarfssituation wählt man seine Laufrichtung. Auf den Nahrungsmärkten finden sich Fisch- und Fleischhallen, Stände mit den verschiedensten Obst- und Gemüseangeboten, aber auch warmes Essen und andere Delikatessen können erworben werden. Die Kleidungsabteilungen ähneln großen Bazaren, auf 5 m² stapelt sich so viel Kleidung wie in Deutschland auf 100 m². Man muss schon ein wenig Zeit mitbringen, um die gut versteckten Schätze zu entdecken. Auch Schuhe können in Massen eingekauft werden, wobei bislang jede der Damen der Versuchung hat wiederstehen können.

Auf den Gassen, in denen sich die Stände drängen, herrscht ein buntes Treiben. Musik dröhnt aus vielen Ecken, Menschenmassen bewegen sich kreuz und quer, ab und zu stolpert man fast über eine Katze oder ein entwischtes Huhn und die verschiedenen Düfte übertreffen sich gegenseitig. Ein einzigartiges Erlebnis. Die Menschen hier sind unglaublich aufgeschlossen, hilfsbereit und sehr interessiert an uns, den Autos und  der Reiseroute.

Wieder im Auto geht es dann weiter, vorbei an Wollfeldern und immer grüner werdender Steppe, ab und an sogar ein kleiner Fluss. Je näher wir Nukus kommen, desto mehr merken wir, dass wir aus der Wüste herausfahren. Die Ortsdichte nimmt dramatisch zu – naja, aber im Vergleich zu einer Ortschaft auf 100 km ist das auch nicht verwunderlich. Auch der Verkehr wird dichter. Häufig kommt uns ein Eselskarren entgegen. Auf einem sitzen 2 kleine Jungs (schätzungsweise 6-8 Jahre), die sich völlig erstaunt auf ihren Karren stellen um uns mit vollem Körpereinsatz zuzuwinken.

Die Kinder hier sind wirklich zum Mitnehmen süß, wenn sie sich verwundert neugierig an uns herantasten. Wir verteilen natürlich fleißig Haribo-Tüten, dessen Inhalt die Kinder gerecht untereinander aufteilen.

Um 19 Uhr hat Larissa einen Usbekischen Abend für uns organisiert. In einem landestypisch eingerichteten Innenhof werden uns 4 Gänge serviert und zwei Brüder spielen Musik für uns. Als wir vom Essen zurückkehren entdeckt Dieter, dass sein Mercedes beraubt wurde. Es fehlt der Mercedesstern. Auch bei Hans-Günter und Friedhelm ist dieser abhanden gekommen. Rallyeleiter Svend reagiert richtlinienkonform und bucht ein Rückflug Ticket für die 3 Teams „ohne Stern nehme ich euch nicht weiter mit“! Spaß bei Seite, der Parkplatz ist videoüberwacht und die Polizei informiert. Aber die Chancen stehen leider schlecht die 3 Sterne wiederzubekommen. Svend sorgt allerdings für Ersatz, was wohl aber noch ein bisschen dauern wird. Das ist wirklich ärgerlich!

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