Am nächsten Tag ging die Reise weiter in die Kleinstadt Dali, gelegen am Erhai-See in einem Tal im Cangshan-Gebirge. Normalerweise erreicht man die Stadt mit dem Bus innerhalb von 4-5 Stunden. Wir brauchten 10. Wieder eine schöne Gelegenheit es mit der Langsamkeit zu halten. Ich versuchte mich nicht von der Hektik der Busfahrer anstecken zu lassen und beobachtete stattdessen das Treiben auf der Autobahn. Die Fahrer der Autos und der oft völlig überladenen LKW liefen entspannt umher und rauchten oder verzehrten ihre mitgebrachten Lunch-Pakete. Einen Unterschied zwischen chinesischen und deutschen Umweltbewusstsein wurde mir verdeutlicht, als viele ihren Müll auf ‚chinesische Art’ entsorgten – will heißen, Fenster runter, Müll raus, Fenster hoch, fertig. Nachdem der Stau sich aufgelöst hatte, fuhren wir durch eine 10km lange Müllkippe.
Angekommen in Dali begeisterten wir die Köche in einem Restaurant in der Altstadt. Motiviert von unserem Appetit legten sie noch zwei Gerichte nach. Es widerspricht schließlich ihrem Ehrempfinden, die Gäste nach dem Abendessen hungrig in die Nacht zu entlassen.
Am nächsten Tag machten wir uns auf, die Umgebung Dalis aus der Höhe zu bewundern. Mit dem Sessellift ging es hoch auf 2.600m. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir die Aussicht in das Tal.
Nach einem sehr angenehmen Aufenthalt in Dali setzten wir unsere Reise dann fort nach Lijiang. Auf dem Weg wurden wir Zeuge des Fackelfestes der Bai, einer in Yunnan lebenden Minderheit. Früher wurde dieses Fest alljährlich veranstaltet, um Waren und Neuigkeiten auszutauchen. Heute kann man sich durch moderne Infrastruktur zwar häufiger treffen und Austausch findet das ganze Jahr über statt – zum Feiern kommen die Menschen aber eben überall gerne zusammen. Den Höhepunkt des Festes bildet ein Freudenfeuer auf einem Bergkamm. Unsere männlichen Mitreisenden konnten zwar nicht behilflich sein, dieses Feuer zu entfachen, wohl aber bei der Vorbereitung der Fackelbäume, die später die Wege säumen. Zum Dank gab es Tee, Bonbons und freundliche Gesichter.
Die nächsten Tage werde ich in Lijiang verbringen, bevor es dann weitergeht nach Shangri-La, dem von James Hilton in seinem Buch ‚Lost Horizon’ beschriebenen ‚Paradies auf Erden’. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und werde weiter berichten.
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