Shanghai Inside: Namhaftes Disaster

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„Dear King“, schreibe ich. Auch wenn diese Anrede anderes vermuten lässt, ist meine Email keineswegs an eine herausragende Persönlichkeit gerichtet. Wie fast jeder Chinese hat sich King einen englischen Namen zugelegt. Und seine Wahl fiel auf ‚König‘, einer der häufigsten Familiennamen in China. Gewöhnungsbedürftig wird das Ganze erst auf Englisch und als Vorname.

Es ist natürlich sinnvoll für Chinesen sich einen englischen Namen zuzulegen. Denn welcher Ausländer kann schon einen Namen wie z.B. „Zhang Xiaojun“ richtig aussprechen? Korrekt wäre: Dschang Chsiaodchün. Ein unangemessener Name kann aber fatale Auswirkungen auf die berufliche und private Zukunft haben. Ein Englischlehrer aus Shanghai berichtete mir von einem Schüler, der sich ausgerechnet nach einer äußerst unpopulären Persönlichkeit der deutschen Geschichte benannte. Ich war fassungslos. Der Englischlehrer zuckte die Achseln: „Ab und zu rufe ich Hitler zum Lesen auf, aber die Hausaufgaben macht er sowieso nie.“

Natürlich gibt es auch gelungene Namensbeispiele. Ich habe ‚Magic‘ beauftragt, mir mein Visum zu verlängern. Ein bisschen Zauberkraft kann bei chinesischen Behördengängen nicht schaden. Und ein paar Freunde haben ihren letzten Thailandurlaub bei ‚Angel‘ gebucht. Die Dame vom Reisebüro, die den Flug ins Tropenparadies einloggt, ist ohne Zweifel ein Engel.

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Da sich auch Chinesen bei fremdländischen Namen eher einen Knoten auf die Zunge machen als aussprachetechnisch einen Treffer zu landen, sollten sich Ausländer einen chinesischen Namen zulegen. Von einer direkten lautsprachlichen Übersetzung ist abzuraten. Peter wird leicht zum „vergammelten Ei“ und David zum „großen Fetten“.

In China kann im Prinzip jedes Zeichen als Name verwendet werden. Früher war es modern, seine Kinder politisch korrekt zu benennen, z.B. „Schönes Rot“ oder „Roter Held“. So manche Tochter wurde voller Hoffnung „Komm ein Brüderchen“ genannt. Heutzutage bemühen sich die Eltern für ihre Sprösslinge möglichst einzigartige Namen zu finden. Die Kreativität schlägt dabei schon mal über die Stränge. Manche Namen sind so ungewöhnlich, dass man die Zeichen nicht ohne weiteres mit dem Computer schreiben kann und der Großteil der Chinesen auch nicht weiß, wie sie ausgesprochen werden. Vielleicht sollten wir uns doch zurückbesinnen auf Peter, Paul und Mary, bzw. Wang, Li und Zhang…

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