Augenblick, China: Guizhous Gastfreundschaft und Trinkriten

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„Ich komme aus Deutschland“ -Wer hätte gedacht, dass dieser Satz so verhängnisvoll für meine gesamte Guizhou-Reise sein würde? Doch noch im selben Moment in dem die Worte meine Lippen verlassen hatten, erkannte ich meinen Fehler. Ein breites Grinsen erschien auf den Gesichtern meiner chinesischen Gastgeber auf der anderen Tischseite, als sie einen massiven Plastikkanister aus dem Nichts hervorzauberten: Es war Zeit für Baijiu (白酒).

Es ist ja nicht so, als hätte ich etwas gegen Spirituosen im Allgemeinen oder Wodka-verwandte Getränke im Besonderen. Doch Mittags um 11 Uhr nach ausgefallenem Frühstück, einer dreistündigen Autofahrt über holprige Straßen und Temperaturen um die 37°C im Schatten, stand mir der Sinn irgendwie nach etwas weniger Geistigem. Allein der Geruch dieses farblosen Höllenwassers hätte wahrscheinlich ein Pferd umhauen können.

Deutsche Trinkgewohnheiten

Aber ich war ja deutsch. „Deutsche können großartig trinken! Oktoberfest, ja?“, hörte ich es wiederholt um den runden Tisch herum rufen. Offensichtlich waren die chinesischen Dorfoffiziellen auch vollkommen unberührt von jeglichen Clichés, die wir Europäer mit den Trinkgewohnheiten der Briten verbinden. Sie ließen sie meine englische Kollegin weitestgehend unbehelligt und prosteten mir in stetig steigender Frequenz zu.

„So machen wir Chinesen Geschäfte“, flüsterte mir meine chinesische Übersetzerin zu. „Erst wird getrunken, dann geht es an die Arbeit.“ Dass ich nach einem ganzen Becher dieser Spezialität auf leeren Magen Probleme haben würde, aufrecht zu stehen, geschweige denn zu Arbeiten, schien niemanden zu sorgen.

Guizhou's Spezialität: Saure Fischsuppe mit viel Gemüse Guizhous Spezialität: Saure Fischsuppe mit viel Gemüse

 

Wie es der Höflichkeit gebührt, fügte ich mich innerlich seufzend meinem Schicksal. Meinem jeweiligen Gegenüber respektvoll zuprostend, trank ich mich in kleinen Schlucken durch den ersten Becher voll selbstgebrautem Baijiu. Die „Gan bei!”s wurden lauter, das Nachgießen des durchsichtigen Schnapses eifriger und die Gesichter meiner Begleiter erreichten nie gekannte Tiefen an Rottönen.

 

Das Brennen in meiner Kehle ignorierend, lächelte ich tapfer dem nächsten Toast zu, wachsam den sinkenden Pegel meines Bechers im Auge. Allerdings irrte ich mich fürchterlich, als ich annahm, dass nach einem Becher Schluss wäre. Mit großem Enthusiasmus und dem breitesten anerkennenden Lächeln auf den Gesichtern, wurde mir aufs Neue eingegossen.

 

Für einen Moment fühlte ich mich wie Alice im Wunderland, klitzeklein vor einem gigantischen Becher gefüllt mit magischer Flüssigkeit, deren Effekt sich mir erst nach dem Konsum offenbaren würde. Ich „gan bei“-te mich also durch einen weiteren halben Becher, bis meine Übersetzerin doch noch Erbarmen mit mir hatte. „Du kannst auch nur so tun, als würdest du weitere Schlucke nehmen. Sie schauen jetzt nicht mehr so genau hin.“ Endlich! Nachdem der Fokus von meiner Trinktüchtigkeit gewichen war, konnten wir die aufgetischten lokalen Spezialitäten genießen: Saure Fischsuppe, frittierte Fische und Tomaten mit Zucker.

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