Die Seidenstraße stellt unsere Rallye-Teilnehmer mal wieder auf eine harte Probe. Dabei werden sie nicht vor extrem holprige Straßen und riesige Schlaglöcher verschont. Team 3 und Team 6 berichten jeweils von ihren "usbekischen Straßenimpressionen" und ihrem Weg von Khiva nach Kukhara.
Sand satt
Auf der Strecke nach Bukhara: einfache Teestuben, zwischendurch verrottete Tanks, vereinzelte Kamele und schöne Frauen in bunten Gewändern. Unterwegs nur Sand und noch mehr Sand, nichts als Sand. Im Auto, in der Hose und im Mund. Mal ist die Straße einfach zu Ende. Kein Problem, man baut eine Sandrampe und es geht weiter. Kommt dir ein Auto entgegen, dann fährt man einfach rechts weiter, je nach Bedarf. Man ist ja ziemlich flexibel. Für ein paar Zigarren ist hier vieles möglich.
Grüße gehen an meine Freundin Elf. Ich vermiss Dich sehr und denke immer an Dich. Grüße ebenso an meine Tante Gudrun.
„Usbekische Straßenimpressionen“
Khiva – Bukhara, vor uns: 457 KM – HILFE !
Nichts Gutes hat man uns für die heutige Etappe versprochen: der riesige ROTEL Bus mit Hänger, der auch an unserem Hotel in Khiva übernachtete, hat die Strecke vorgestern in entgegengesetzter Richtung in 11 ½ Std. bewältigt. 8°°, auf geht’s – mit unserem schon erprobten Mini-Konvoi machen sich Team 10 (Lars und sein BMW), Taxi-Team 6 (Peter und Thorsten), SLC Team 8 (Dietmar, Thomas) und wir, Team 3 mit dem wackeren „Franzmann“ auf den Weg in die Oasenstadt Bukhara. Stadtauswärts: farbenfrohe und überlebensgroße sozialistische Plakate mit glücklicher Familienidylle: Vater, Mutter, lächelnd mit Kleinkind auf dem Arm – das hat eine Kappe auf dem Kopf mit einem Emblem des usbekischen Machthabers Kamirow. 10°°, die Straße ist „nicht besonders schön“ und der Verkehr spielt sich hauptsächlich auf den versandeten Straßenrändern ab. Viel Staub, aber da gibt es wenigstens keine Schlaglöcher.
10.30, dicht aneinandergereiht fahren wir wie im Rausch 73iger Schnitt. Endlich, eine neue Straße! Wir fegen darüber wie ein Regierungskonvoi bis es dann wieder aus Lars Walkie Talkie „ACHTUNG“ tönt, und wir wissen, alles war nur Illusion, das mit dem über die Straße fegen. 11°°, Staubschlucken. Erster schwerer Hustenanfall. 10 km schlimmer Strecke geschafft! Zur Belohnung bekommt der Fahrer ein Pullmoll aus den kostbaren Reserven. Dann plötzlich komplettes Chaos. Es gibt ein Stück flammneuer Straße, die man sich aber erst durch Überwindung verschiedener Sandhügel erobern muss. Jetzt kommt einem allerdings Gegenverkehr entgegen, und zwar DIREKT. Mal auf der einen oder mal auf der anderen Seite, dann ist auf einmal wieder Schluss mit Straße und es geht wieder durch den Sand zurück. Usbekistan oder Paris-Dakar? Schlimmer geht‘s nimmer! Reinste Materialschlacht, alles rappelt und holpert, eine endlos Wellblechpiste beginnt bestückt mit Kinderbadewannen großen Löchern, nein es sind Gruben bis zu 30 cm Tiefe. Wer hier reinfährt wird von der Hinterachse überholt. Mittendrin große LKWs , die sich durch das Elend kämpfen müssen. Einer von den armen Kerlen hat die Abfahrt von der Betonpiste falsch angefahren und hängt nun mit Zugwagen und Hänger mitten drin, 40°C im Schatten und die nächsten 80 km keine Hilfe in Sicht. 11.30, jetzt gibt es keine neue Straße mehr, aber auch keine Piste – jetzt haben wir es mit der Ursprungs-Straße zu tun, und ich habe Mitleid mit dem „Franzmann“.
12°°, ich habe es nicht geglaubt, aber es geht noch schlimmer! Wir sind mitten in einer Endlosbau-stelle, vor uns zwei riesige Busse – unüberholbar! Nach 145 km der Durchbruch: linke Seite der Piste scheint fertiggestellt zu sein. Also, alle wieder rüber und wir sind im „Paradis de Beton“. 12.30 ENDE! Nichts geht mehr – die Superstraße hört auf und wir haben wohl vor etlichen Kilometern den letzten Überquerungs-Sandhügel verpasst, um auf die Piste zurückzukehren. Glücklicherweise vor uns ein gigantischer Bagger, in dem gerade jemand ein Nickerchen macht. Christian verhandelt mit dem Baggerführer, schenkt ihm zwei Schachteln Zigarillos und schon nach kurzen 10 Minuten hat uns selbiger eine Erd-Rampe gebaut, über die wir nun zur Piste zurück können. Bei Kilometer 170 hört der Spuk auf. Wir sind zurück im normalen Straßenverkehr.
17:30, wir haben es geschafft, endlich angekommen im Hotel. 19°°, die letzten Autos laufen auch ein und die Helden der Straße sind überglücklich. Trotz der enormen Strapazen ist die Stimmung sehr gut, alle sind müde aber happy. Nach den Worten unseres Team Leiters Svend -Jörg haben wir nun das schwierigste, oder soll ich sagen das brutalste Stück unsere ganzen Reise, hinter uns gebracht. Das war Abenteuer pur. Die nächsten zwei Tage sind frei und einige Autos werden repariert werden, glücklicherweise nur Kleinigkeiten. Ach ja, der Sprit ist inzwischen so schlecht (nur noch 80 OCTAN, statt 95 oder gar 98!), so dass Christian reichlich mit „OCTAN BOOSTER“ anreichert (gekauft in Atyrau auf dem Autoteilemarkt). Das melodische Klingeln des Motors begleitet uns trotzdem den ganzen Wahnsinnstag. Übrigens: Warum hatte Team 7 gestern eigentlich seinen Wagen waschen lassen?
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