Die Startnummer 9 der New Silk Road, Manfred und Liselotte von Crailsheims, berichten von der Chinesischen Grenzüberquerung, uigurischen Straßenverkehr und die erste Autowäsche – auf uigurische Weise.
Fast alle Teilnehmer der New Silk Road Rallye hatten nach der Off-Road Schlammschlacht von Sary-Tash nach Kashgar ihr Auto irgendwie oder irgendwo gewaschen oder waschen lassen. Der Volvo glänzte wie der Fiat. Der feuerrote 280ger sowieso. Als Hardliner blieben noch die Nummer 2 (Klaus und Gabriela Endemann), Nummer 9 (Lilo und Manfred v. Crailsheim) und die Nummer 10 (Lars Göbel) übrig. Ursprünglich beabsichtigen diese den original Seidenstraßen-Schmutz mit nach Deutschland zu bringen.
Schließlich gab auch ich dem heftigen Drängen Lilos nach und machte mich mit unserem Führer Mohammad Yusuf auf den Weg zur nächsten Waschgelegenheit. Die Waschstraße um die Ecke war überbelegt, so dass Mohammad meiner vorsichtigen Fahrweise überdrüssig, sich ans Steuer setzte und quer durch Kashgar zur nächsten Waschgelegenheit losstürmte.
Die erste Linksvorfahrt wurde mit lautem Hupen erkauft. Wie Ameisen wimmelte Elektro-Skooter um uns und glitten lautlos wie Fledermäuse dahin, um tatsächlich auszuweichen und/oder stehenzubleiben. Entgegenkommende Taxis fuhren mit lautem Gehupe rechts und links vorbei. Der breite 280ger verschmälerte sich auf wunderbare Weise und fuhr behände zwischen allen Hindernissen hindurch. Ich wusste gar nicht, dass dieses eher plumpe Fahrzeug so gut beschleunigte. Sicherheitshalber schnallte ich mich an. Nur Fliegen (auf fliegenden Teppichen) ist schöner.
Vorbei ging die Fahrt durch moderne Stadtteile, an einem schönen See, Grünanlagen, die ich so nie gesehen hätte. Am Waschplatz angekommen, versperrte uns ein großer Lastwagen den Weg, machte aber sofort wieder Platz. Drei Frauen machten sich an die Wäsche. Zuerst ein harter Wasserstrahl, dann Lappen. Es ist eine besondere uigurische Kunst Seidenstraßen-Schmutz mit einem Lappen gleichmäßig zu verteilen. Eine Männerschar fing ein Fachgespräch an, dass ich nicht verstand. Aber wir waren uns einig.
Auf dem Rückweg stoppten wir an einer Ampel. Neben uns ein BMW X 5 SUV. Der BMW-Fahrer drehte das Fenster herunter und fachsimpelte mit Mohammad wohl über unseren Mercedes. Die Ampel sprang auf grün, lautes Gehupe hinter uns, störte aber beide Fahrer nur wenig. Im Royal Hotel angekommen wurde unser glänzender 280ger sofort von Lilo und den anderen Damen bewundert, während Klaus (Nr. 2) und Lars (Nr. 10) mich „Verräter“ mit vorwurfsvollen Blicken begrüßten.
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