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Schönheitsideal in China - China Tours Magazin

Geschrieben von China Tours | Jan 16, 2013 12:58:56 PM

Braun gebräunt und muskulös? Die Menschen verstehen unter chinesische Schönheiten etwas anderes als bei uns in Europa. Dabei sind viele Chinesen auch bereit chirurgische Eingriffe über sich ergehen zu lassen. Doch was genau bedeutet das Schönheitsideal in China und wer gilt als schön?

Werbung ist eine Art Spiegelbild gesellschaftlicher Träume. Zwar gelingt es nicht immer, aber oftmals repräsentieren Werbeclips die Sehnsüchte der Menschen in einem Land. In den chinesischen Werbungen finden sich bei Kosmetikprodukten ähnliche Bilder wie im Fernsehen. Frauen mit schneeweißer Haut und großen Augen bewerben eine Creme und zeigen damit eines der wichtigsten Schönheitsideal in China: die vornehme Blässe.

Helle Haut ist Ausdruck vornehmer, hoher Herkunft und deshalb erstrebenswert für viele Chinesinnen

Im Gegensatz zu Deutschland, wo wir braun werden möchten und dafür wenn nötig auch in ein Sonnenstudio gehen, ist das in China undenkbar. An sonnigen Tagen sind Chinesen, aber mehr noch Chinesinnen, mit Mützen, Schirmen oder gar mit Handschuhen ausgestattet, um sich ihre Blässe zu bewahren. Auch während wärmster Sommertage tragen sogar viele Chinesinnen Armhauben die sie überstreifen. Damit  sind die Arme ebenfalls vor den Sonnenstrahlen geschützt.

Bereits in vorigen Jahrhunderten galt in China helle Haut Ausdruck von vornehmer, hoher Herkunft. Der Grund: der Adel musste nicht in das direkte Sonnenlicht, lediglich der „niedere Stand“ wie Arbeiter und Bauern waren der Sonne ausgesetzt und bekamen eine braune Haut. Das ist auch der Grund warum die Kosmetikindustrie in China heute nach wie vor hauptsächlich mit Cremes wirbt, die die Haut entweder aufhellen oder mit hohen UV-Wert vor Sonnenstrahlen schützen.

Neben der vielfältigen Kosmetikindustrie gibt es noch den wachsenden Markt der Schönheitsoperationen in China. Große, runde Augen mit einer Falte auf dem Augenlid und eine spitze Nase sind nicht unbedingt natürlich für Chinesen, dennoch werden sie angestrebt und dafür auch viel Geld investiert. Durch ein sogenanntes „Eye lide tape“, einem kleinen klebenden Plastikstück, das auf das Augenlid geklebt wird, entsteht eine Augenfalte. Zusätzlich durch falsche, lange Wimpern und durch schwarze Kontaktlinsen wirken die Augen insgesamt größer. Vorbild ist dabei der Westen und der der Wunsch der Chinesen sich nicht nur wie Europäer zu kleiden sondern auch so auszusehen.

 

Chirurgische Eingriffe, Schminke und Eye Lid Tapes sind Dinge, die viele Chinesinnen in Kauf nehmen um einem Schönheitsideal zu entsprechen

 

Mit den großen Augen ist auch ein anderes Phänomen verbunden – die Verniedlichung, ähnlich dem Kindschenschema. Kleidung darf vor allem bei Frauen durchaus bunter sein, darf also etwas Kindliches haben. Das Kichern der Frauen vor hochgehaltenen Händen gehört ebenfalls dazu. Allgemein sollen chinesische Frauen dem Ideal nach möglichst schlank sein, dagegen dürfen chinesische Männer einen Bauch besitzen, was für viele Chinesen mit Häuslichkeit und Vermögen gleichgesetzt wird. In Deutschland stand ein Bauch nach dem zweiten Weltkrieg ebenfalls für Wohlstand und war für viele Menschen erstrebenswert – es gibt also parallelen in der Entwicklung.

Die Lotusfüße waren eine schmerzhafte Prozedur für Frauen um einem Schönheitsideal zu entsprechen

Im 20. Jahrhundert gibt es im Bereich Schönheitsideal in China eine alte Tradition über Bord geworfen – die Lotusfüße. Die „Goldenen Füße“ waren zur Zeit des Kaisers eine schmerzhafte Technik für junge Mädchen, bei denen die Zehen mit straffen Bandagen an die Fußsohle gebunden wurden. Tag für Tag wurde dabei die Bandage enger gezogen bis die einzelnen Zehen brachen und der Fuß etwa auf die europäische Schuhgröße 17 verkleinert wurde. Durch diese Technik sollten die Füße klein und zierlich wirken und waren der Inbegriff der Schönheit für Männer, die sehr Fußfixiert waren.

Ähnlich wie mit der vornehmen Blässe spielte dabei Prestige eine große Rolle, denn mit diesen Füßen waren die Frauen nicht in der Lage, sich schnell zu bewegen oder große Strecken zurückzulegen. Frauen am Hof mussten keine langen Strecken zurücklegen und hatten Bedienstete, anders als Töchter aus Bauernfamilien, die als Arbeitskraft unersetzbar waren. Diese entgingen somit der schmerzhaften Prozedur der goldenen Lotusfüße.

Mit Ausrufung der Volksrepublik 1949 unter Mao Zedong wurde dieses obskure, makabere Schönheitsideal in China endgültig abgeschafft und auch verboten, damit Frauen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen konnten.

In China gilt in vielen Lebensbereichen: außen westlich, innen chinesisch.

Der Begriff „Schönheit“ ist Schwankungen unterworfen und unterliegt auch wechselnden Modeerscheinungen überall auf der Welt. In China allerdings hält sich bereits seit mehreren Jahrhunderten das Ideal der vornehmen Blässe. Schön ist in China aber nicht nur, wer eine schneeweiße Haut hat sondern auch eine Lidfalte, große Augen und eine spitze Nase, also neuere Modeerscheinungen hauptsächlich aus dem Westen.

Schönheit allgemein ist ein sehr kulturspezifischer Begriff und muss mit den Werten und der Geschichte einer Gesellschaft betrachtet werden. Auch in Europa gab es in der Hinsicht Schwankungen, so war im Mittelalter das Kindliche ebenfalls eine Idealvorstellung, zur Zeit der Renaissance wiederum war das wohlbeleibte im „Trend“.

In China gilt in vielen Lebensbereichen die Regel: außen westlich, innen chinesisch. Marken und Lebensstil des Westens kombiniert mit chinesischen, konfuzianischen Prinzipien, wie Respekt den Älteren gegenüber, bedeutet diese kurze Formel und findet sich heute bei vielen Chinesen wieder. Trotz aller Idealvorstellungen sollte der Charakter eines Menschen im Mittelpunkt stehen denn wie schon Konfuzius einst sagte: „nur mit Schönheit, wird man in der Welt von heute schwerlich bestehen können.“