Post aus China: Traditionelle Chinesische Medizin

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Krank zu sein ist überall auf der Welt nicht angenehm, doch es gibt Unterschiede in der Behandlung – so auch in China. Live Reporter Yakup Özkardes beschäftigt sich mit Traditioneller Chinesischer Medizin und besucht dazu auch ein Massagesalon.

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) gliedert sich in verschiedene Schwerpunkte, eine davon ist Tuina (chinesisch 推拏, 推拿 tuīná). Dabei handelt es sich um eine Massageform in der geschoben (Übersetzung von tui 推) und gezogen wird (Übersetzung von na拿 ). Allgemein versucht die TCM den Körper in seiner Ganzheit zu betrachten und behandelt auch Krankheiten in diesem Sinne. In dieser Lehre glauben die Ärzte, dass Qi-Stränge, sogenannte Meridiane, durch den Körper verlaufen. Nach Meinung der Ärzte staut sich das Qi bei Beschwerden in einer bestimmten Region des Körpers. Mithilfe von Massagetechniken wird versucht dem Patienten von seiner Krankheit bzw. von seiner Beschwerde zu befreien. Aus TCM-Sicht entstehen Krankheiten durch Ungleichgewichte im Körper wie beispielsweise durch das Eindringen von schädlichen Substanzen und Energien.

Qi-Stränge, sogenannte Meridiane, verlaufen durch den Körper und beeinflussen unser Wohlbefinden

Genau aus diesem Grund, also um mein persönliches Ungleichgewicht zu beheben,  suchte ich eines der zahlreichen Massagesalons in Xiamen auf. Als Kunde besitzt man die Auswahl zwischen Fuß-, Ohren- oder auch Ganzkörpermassagen. Der Fuß und auch das Ohr sind ein Mikrokosmos des ganzen Körpers. Bei Fußmassagen wie auch bei Massagen am Ohr, beeinflusst jeder Teil des Körpers ein inneres Organ, welches ebenfalls bei der Massage stimuliert wird. Bei Beschwerden an der Leber kann es also vorkommen, dass man zunächst eine Massage am Ohr oder am Fuß bekommt um das Organ somit zu behandeln.

 

Die Füße sind ein Mikrokosmos des ganzen Körpers und werden massiert um auch innere Organe zu behandeln

 

Die Fußmassage wirkte entspannend aber ich fühlte mich dadurch nicht zwingend gesünder oder besser. Deshalb entschied ich eine andere, exotischere Methode zu probieren - das Schröpfen am Rücken. Hier werden in kleinen, runden Glasgefäßen durch Feuer ein Unterdruck in den Gläsern erzeugt und am Rücken befestigt. Man könnte vermuten, dass diese Methode abschreckt wegen der vermuteten Hitze am Glasrand, aber genau das Gegenteil war der Fall. Eher erschrak ich wegen den kalten Rändern und bekam von der Hitze relativ wenig zu spüren. Nach ein Dutzend Gläser auf meinem Rücken verharrte ich bewegungsunfähig auf dem Bauch und ließ mit mir geschehen. Ich spürte zwar die Wärme nicht direkt, aber meine Haut reagierte dafür umso intensiver mit runden roten Flecken. Sinn und Zweck ist genauso wie bei der Massage die verstopften Qi Flüsse wieder zu befreien und das Gleichgewicht des Körpers wieder herzustellen. Ich erschrak zwar zunächst über das Aussehen meines Rückens mit den vielen roten Kreisen, doch fühlte mich in der Tat etwas besser nach dem schröpfen.

Puls, Zungenform und der Belag sind Anhaltspunkte für einen Traditionellen Arzt der chinesischen Medizin

Nicht nur in der Methodik unterscheidet sich die Traditionelle Chinesische Medizin sondern bereits bei der Untersuchung. Um eine Diagnose zu erstellen fühlt der Arzt den Puls, inspiziert die Zungenform und den Belag darauf. Der Arzt fragt auch nach der emotionalen Situation des Patienten, denn diese spielt für das Wohlbefinden ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Anhand der Meridianen die im Körper verlaufen versuchen Ärzte Qi Blockaden mithilfe von Akupunktur zu lösen

Bei den Arzneien die der traditionelle Arzt verschreibt unterscheidet man zwei Arten. Einmal die Standardrezepturen und individuell zusammengestellte Rezepturen, die auf den Befunden der Untersuchung beruhen. Neben den Arzneien die der Arzt verschreibt, spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Genesung. Alle Speisen besitzen nach Ansicht der Chinesen verschiedene Qualitäten und beeinflussen ebenfalls das Wohlbefinden. Jede Speise besitzt ein bestimmtes, geregeltes Temperaturverhalten, welches zu viel konsumiert ein Ungleichgewicht im Körper verursachen kann. Durch Veränderung des Konsumverhaltens kann dieses Ungleichgewicht verstärkt aber auch aufgelöst werden. Manche Speisen werden als kalt bezeichnet, andere als warm, dabei spielt aber, wie man vermuten würde, die Konsistenz der Nahrung nicht unbedingt eine direkte Rolle. Der Arzt der Traditionellen Chinesischen Medizin Dr. Hoffmann beschreibt auf seiner Homepage, wie gebratener Brokkoli erwärmt und gekochter Brokkoli den Körper dagegen abkühlt. Mehr als das Lebensmittel spielt auch die Zubereitung eine entscheidende Rolle darüber, ob es verträglich ist für den Körper oder nicht.

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist eine sinnvolle Alternative zur Apotheke in Europa

Die Lebenserwartung in China ist mit durchschnittlich 74 Jahren zwar drei Jahre kürzer als in Deutschland, doch trotzdem kann TCM auch für uns sehr interessant sein. Mit lediglich natürlichen Produkten bietet es eine sinnvolle Alternative zur typischen Apotheken in Europa und ist vergleichbar mit unseren homöopathischen Mitteln. Darüber hinaus steht bei der Untersuchung in China etwas im Fokus, das in Europa immer öfter zu kurz kommt – die persönliche Lebenslage und die daraus entstandene Gefühlslage. Krankheiten müssen nicht zwingend als ein Fremdkörper betrachtet werden, sondern können auch als ein Zeichen oder ein Indiz des Körpers gedeutet werden, um ein bestimmtes Verhaltensmuster zu verändern, wie beispielsweise eine Umstellung zu gesünderer Ernährung. Im Westen werden Kalorien gezählt und auf den Fettanteil geachtet während in China es auf die Harmonie beim Essen ankommt. In China gilt der Vorsatz, Krankheiten im Voraus vorzubeugen und nicht erst dann zu heilen, wenn Krankheiten schon längst ausgebrochen sind.

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