Chinatours Reise-Blog

Harbin: Die Eisstadt Chinas mit dem größten Schneefestival

Geschrieben von China Tours | Dec 25, 2013 9:00:25 AM

„Wenn ich schon den Winter in Peking aushalten muss, kann ich auch gleich nach Harbin fahren und mir das berühmte Eisskulpturenfestival in dieser größten Eisstadt Chinas anschauen.“ – Das war mein Gedanke, als ich im November den Kurztrip dorthin buchte.

Mit dem Nachtzug ging es in die rund zehn Stunden entfernte Hauptstadt der chinesischen Provinz Heilongjiang. Harbin wird auch die Eisstadt Chinas genannt, kaum verwunderlich, im Winter sinken die Temperaturen hier nachts bis auf – 40 °C. Ich war vorgewarnt und hatte für jeden Tag des Wochenendes mehrere Lagen Kleidung eingepackt.

Eine Freundin hatte mir noch eine japanische Erfindung zugesteckt: kleine Klebepads, die warm werden, wenn man sie knickt. Die sollte ich mir noch zusätzlich auf die Strumpfhosen kleben, dann werde es schön warm.

Noch nie erlebte Kälte in der Eisstadt Chinas

Am nächsten Tag erreichten wir also in aller Frühe Harbin. Wohlausgeschlafen und in voller Vorfreude auf diese Eisstadt Chinas betrat ich den Bahnhofsvorplatz und musste erst einmal laut husten. Es war so kalt, dass man sich erstmal an die kalte Atemluft gewöhnen musste. Unglaublich. Dick eingepackt, in meine zwei Schals mit Mütze und Ohrenwärmern und Kapuze darüber, waren nur noch meine Augen frei.

Ein Problem für alle Brillenträger wahrscheinlich: Hält man die Nase zu weit nach draußen, fangen die Nasenhaare an einzufrieren, atmet man aber in die umschlingenden Lagen aus Schals beschlägt die Brille. Obwohl ich auf den Kälteschock gefasst war, erwischte es mich doch – naja, kalt eben.

Nach einem herzhaften Frühstück im chinesischen Restaurant ging es erst einmal im Reisebus zur ersten Sehenswürdigkeit, der Sankt-Sophia-Kathedrale in Harbin. Leider war der Zeitplan sehr eng gestrickt, daher blieb nur Zeit für ein paar Fotos vor der Kirche. Dabei hätte ich mich gerne im Kirchengebäude ein bisschen aufgewärmt. Die russisch-orthodoxe Kathedrale wurde im Jahr 1907 erbaut und ist heute ein Architekturmuseum. Meine Füße wurden langsam eisig, deswegen war ich froh wieder im beheizten Reisebus zu sitzen.

Als nächstes folgte ein gemütlicher Spaziergang am Fluss Songhua entlang. Dieser war komplett zugefroren und wurde so in eine Schneemobil-Abenteuer-Welt umfunktioniert. Die unbeweglichen Boote am Ufersteg konnten da nur traurig zuschauen. Dass es uns noch vergleichsweise gut ging, merkte ich, als wir den nächsten Programmpunkt erreichten: eine Eiswasser-Schwimmshow im Fluss. Ich schaute zu wie ca. zehn ältere Chinesen und Chinesinnen wagemutig vom Sprungturm in das eisige Wasserbecken stürzten. Puh. Wie wahrscheinlich viele der Besucher war auch ich froh, auf der anderen Seite, dick eingehüllt in Strumpfhosen und Pullis zu stehen. Aber die Schwimmer hatten sichtlich Spaß und witzelten herum.

Die Mondgöttin Artemis als riesige Schneeskulptur.

Meterhohe Schneeskulpturen berühmter Künstler

Nachdem ich mich beim Mittagessen wieder einigermaßen aufgewärmt hatte, ging es zur Sun Island. Einer riesigen Schneelandschaft mit eindrucksvollen Schneeskulpturen, wo das Auge hinschaut. Mit kleinen Bussen kann man durch das ganze Areal fahren, aber zu Fuß werden einem die Dimensionen der Schneebauten erst richtig bewusst. Bis zu mehrere Meter hoch reicht die Mehrzahl der Skulpturen. Oft werden berühmten Werken, wie zum Beispiel das Gemälde der Mona Lisa, sehr filigran nachgeeifert.

Das Wetter hätte nicht schöner sein können und so standen schneeweiße Skulpturen vor strahlend blauen Himmel und Sonnenschein. Meine Fotokamera schwächelte derweil ein wenig. Durch die eisigen Temperaturen gefroren die Batterien. Da meine Finger mittlerweile auch ziemlich eingefroren waren, ging es erst einmal in das nächste Kaffeehäuschen. Ich war in meinem Leben noch nie so glücklich über einen laschen Pulverkaffee – hauptsache warm! Mit einer chinesischen Frau teilte ich mir den Platz an der Elektroheizung - so kommt man auch gut ins Gespräch.

Eindrucksvolle Schnee- und Eiswelt Harbins

Kurz vor dem Abendessen kam dann der Höhepunkt der Reise: Die Harbin Eis- und Schneewelt. Jeder der schon einmal Disneyland besucht hat, kann sich das Ganze nun komplett aus Eis vorstellen! Eine der vier größten Eis- und Schneefestivals der Welt. Schon das Eingangstor versetzte mich in Staunen. Eine riesige Burg in Szene gesetzt mit bunten Lichtern.

Der Begriff Welt ist übrigens keine Übertreibung, stundenlang kann man durch die meterhohen Eisskulpturen spazieren und hat doch noch nicht alles gesehen. Ein spektakulärer Anblick! Wer möchte, kann sich hier stilecht in einer Kutsche durch die Eiswelt ziehen lassen. Viele Eisbauten sind berühmten Gebäuden nachempfunden, man erkennt aber auch bekannte Trickfilmfiguren wie Winnie Pooh oder die Hauptfiguren aus Toy Story.

Die Architektur in der Eisstadt Chinas

Am zweiten Tag erwartete mich strahlender Sonnenschein. Das passte super zu einem Tag im Schnee. Da ich bereits genug Fotos von Schneeskulpturen gesammelt hatte, ging es mit Freunden zu einer Skipiste. Skifahren oder Reifenrutschen? Ich wählte die günstigere und vielleicht auch lustigere Alternative und warf mich mit meinen Freunden auf dem rutschigen Reifen in die Schneebahn. Einmal wieder Kind sein.

Nach einem herzhaften, chinesischen Mittagessen fuhren wir in die Stadt zu einem russischen Geschäft mit traditionellen Souvenirs und Produkten. Vor allem die Matroschka-Puppen waren beeindruckend. Der letzte Abend in Harbin hatte dann noch eine Erkundung der Innenstadt mit seiner weiten Einkaufsstraße, der Center Street, auf dem Programm.

Die Harbiner Eisskulpturen sind nicht nur in der Eiswelt zu bewundern, sondern an vielen Stellen in dieser Eisstadt Chinas. Die Architektur der Center Street ist wirklich außergewöhnlich und gar nicht mal so chinesisch. Ein Mix aus verschiedenen Architekturstilen ist hier zu sehen. Dieser letzte Spaziergang bedeutet leider schon das Ende der Reise. Zurück ging es wieder mit dem Nachtzug nach Peking.

Harbin mit seiner Eis- und Schneewelt war ein wirklich einzigartiges Reiseerlebnis. Ich möchte auf jeden Fall wieder dorthin, dann bringe ich aber noch mehr Lagen Kleidung und Zeit mit.

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