Mode-Verrückte Chinesinnen: Zwischen Diva-Allüren und Hello Kitty

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Wer glaubt, Chinesen seien vor allem verrückt nach technischen Geräten, der irrt. Mindestens genauso sehr wie für elektronischen Firlefanz interessieren sich viele auch für Mode. Vor allem Chinesinnen. Sowohl tagsüber als auch abends werden einige Straßen in den großen, westlichen Städten wie Beijing, Shanghai oder Hongkong zu Laufstegen.

Chinesinnen haben vielen westlichen Frauen gegenüber in mancherlei Hinsicht einen Vorteil: Sie sind klein und sehr, sehr zierlich. Es erledigen sich also gleich eine ganze Menge von Problemen beim Kleiderkauf, wenn man nicht darauf achten muss, weibliche Rundungen angebracht zu verdecken oder ein paar überschüssige Kilos zu verstecken.

Kaum eine Chinesin ist über 1,60 Meter groß und Kleidergröße 32/34 ist Durchschnitt. Als normale Europäerin kriegt man stattdessen beim Shoppen in chinesischen Läden gerne zu hören: „Excuse me, but we don't have this a size larger.“ Und das teilweise ab Größe M aufwärts. Aber zum Glück gibt es ja auch amerikanische Marken in China, und die produzieren bekanntlicherweise auch in normalen Größen.

Ganz oder gar nicht

Viele Chinesinnen machen, was ihr Outfit angeht, keine halbe Sachen. Wo vor allem wir Deutschen modisch eher vorsichtig unterwegs sind, nutzen die Chinesinnen diese Möglichkeit, um aus der Masse zu stechen. Nicht nur ein bisschen bohemian, hipster, preppy, hippie, punkig, rockig oder girly – sondern ganz oder gar nicht. Ganz dem aktuellen Trend entsprechend kleiden sich Chinesinnen gerne niedlich und verspielt: Seide, Rüschen, Chiffon, Spitze, Plissee. In pastelligem Gelb, Rosa, Mint, Hellblau oder unschuldigem Weiß. Und so ein Outfit ist morgens vermutlich in einer nervenaufreibend langen Prozedur von Kopf bis Fuß so komponiert worden.

Ein Beispiel: Nude farbene Söckchen mit Spitzensaum in ebenfalls nudefarbenen Pumps. Ein mintfarbener, in der Taille sitzender Plisseerock, in den locker eine hellrosa Seidenbluse gesteckt ist. Dazu Statementketten in ebendiesen Farben, ein wieder nudefarbener Hut. Das Gesicht mit hellem Puder europäisch-weiß mit rosa Apfelbäckchen geschminkt. Und obwohl Sommer ist, obwohl es deutlich über 30 Grad Celsius sind und die Luftfeuchtigkeit drückt, sehen diese Mädchen den ganzen Tag so aus. Als verschwitzter Touri steht man nur staunend daneben.

Ist das noch Business- oder schon Party-Outfit?

Doch Chinesinnen können nicht nur niedlich und verspielt. Ist man beispielsweise in Shanghais Business-Vierteln zu Mittagspausen- oder Feierabendzeit unterwegs, werden die atemberaubendsten Outfits präsentiert. Chinesische Businessfrauen lieben den Diva-Auftritt. Dazu gehört natürlich primär eine riesige dunkle Sonnenbrille. Die langen Haare werden fast immer offen getragen, entweder glatt oder zu leichten Wellen frisiert. Und auch hier unterscheiden sich die Outfits der Damen farblich wieder himmelweit von dem grau-blau-schwarz der europäischen Businesswelt. Knallpink, sonnengelb, grasgrün, mohnblau oder korallenrot sind Röcke und Kleider. Wie bunte Punkte hüpfen sie zwischen den weltweit einheitlich uniformartigen Businnesanzügen der Männer durch die Straßen. Die Kleider und Röcke sind eng und kurz bis teilweise sehr kurz – aber das wirkt selten obszön oder unangebracht. Das liegt zum einen am Körperbau der Chinesinnen: Wo kein großer Busen, weiblichen Hüften und Latina-Hintern sind, kann auch Dementsprechendes nichts unangebracht hervorblitzen.

Zudem tragen die meisten Mädchen immer Strumpfhosen, in einem sehr hellen Hautton, denn der Trend für helle Haut ist nicht nur auf das Gesicht beschränkt. Dass unter diesen Strumpfhosen die Haare der unrasierten Beine hervorblitzen, ist ein anderes Thema - oder ein anderer Trend. Und gegen unangebrachte Blicke unter kurze Röcke oder Kleider auf den steilen Rolltreppen in den U-Bahnen wehren sich Chinesinnen so: Sie tragen oberschenkellange, blickdichte Radlerhosen als Unterwäsche. Selbst wenn da mal ein Rock hochweht, ist der Anblick also nicht spektakulär, sondern im Zweifelsfall der Trägerin dieser blickdichten Hose herzlich egal.

Geht es dann nach dem Job noch in eine Bar oder einen Club, bleiben die Outfits fast gleich. Nur die Absätze der Pumps wachsen wolkenkratzerähnlich in die Höhe. Und darauf eine ganze Partynacht laufen? Kein Problem. In den Bars wird eh gestanden oder gesessen – und in den Clubs auch. Chinesen tanzen eher selten und so sind auf den Tanzflächen fast nur Europäer unterwegs.

Ein Outfit für alle

Für Europäer ein recht amüsanter Anblick sind die Partnerlooks vieler Chinesen. Dann tragen Mama und Tochter zum Beispiel das gleiche Kleid mit bunten Aufdrucken und geringelten Farben. Oder Pärchen das gleiche T-Shirt von Louis Vuitton, bloß einmal als Männer- und einmal als Damenschnitt. Nicht umsonst erinnern einige dieser Ganzkörper-Partnerlooks manchmal an Schlafanzüge – das sind sie nämlich auch. Viele Chinesen hatte früher kein Geld um sich extra Kleidung zum Schlafengehen zu kaufen. Inzwischen haben viele es zu etwas Wohlstand gebracht und kaufen diese Schlafmode, um sie dann aber auch auf der Straße anzuziehen. An kleinen Kindern sieht das häufig sehr niedlich aus, an erwachsenen Frauen irritiert es beizeiten.

Man wäre nicht in China, wenn nicht überall Markennamen auf der Kleidung stehen würden. Wer es sich leisten kann, kauft das Original. Weit verbreitet sind aber auch: Galvin Klein, Prosche Stuttgart, Bay Ran, Channel. Diese „Marken“ sind mindestens genauso häufig auf T-Shirts und Taschen zu lesen. Und natürlich das weiße Hello Kitty-Katzengesicht und der Paul Frank-Affe. Nicht nur Kinder laufen mit den Allover-Comicdrucken durch die Gegend, auch erwachsene Männer und Frauen finden das sehr kleidsam. Doch wer weiß, vielleicht verwandelt sich das Hello Kitty-Mädchen ja auch nächsten Tag in eine Preppy-Lookalike-Britin. Und am nächsten Tag in ein Countrygirl mit Boots und Blümchenkleid. Aber auf jeden Fall gilt, bei jedem Style: ganz oder gar nicht.

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