Chinatours Reise-Blog

Reisebericht: Silvesterreise nach Peking

Geschrieben von Laura Rudschuck-Henne | Sep 23, 2014 12:00:06 PM

Gabi Dräger ist mit uns nach China gereist. Ihre Erlebnisse auf der Silvesterreise in Peking hat sie in einem ausführlichen Reisebericht zusammengetragen.

Von Gabi Dräger

Keine andere Stadt ist so außergewöhnlich wie Peking, die Hauptstadt Chinas. Die Schönheit der alten Tempel, die verwinkelten Gassen und die sozialistischen Betonbauten der Mao-Zeit stehen im Kontrast zur ultramodernen High-Tech Architektur. Dazu kommt, dass die chinesische Küche die Stadt zu einem ausgesprochenen Feinschmeckerparadies macht.

Mit „Ni hao – guten Tag“, bei der Ankunft in Peking, taucht man in eine fremde Welt ein. Peking, der Name bedeutet „nördliche Hauptstadt“, hat etwa 20 Millionen Einwohner und liegt auf dem Breitengrad von Madrid. Die Chinesen lieben die deutschen Langnasen, schon allein wegen ihrer Autos. Audi, BMW und Mercedes sind aus dem Straßenbild Pekings nicht wegzudenken. „Peking ist organisiertes Chaos. Auf den großen Ringstraßen stehen die Autos meist im Stau“ sagt der China Tours Reiseleiter, der perfekt deutsch spricht.

Palast der Harmonie und des Friedens

Der Rauch von unzähligen Räucherstäbchen nebelt den Innenhof  des Tempels ein. Der Lamatempel „Palast der Harmonie und des Friedens“ wurde 1744 unter Kaiser Qianlong zu Ehren seines Vaters in einen lamaistischen Tempel umgebaut und ist heute das bedeutendste buddhistische Kloster Pekings, in dem derzeit noch ca. 80 Mönche leben. Nicht auf die hohen Türschwellen treten  und somit die Geister abhalten und Unglück bringen, wenn man drauftritt. Also steigt man über die hohen Schwellen, man weiß ja nie. Neben vielen Buddha Statuen steht die größte Attraktion in der letzten Pagode des „Unermesslichen Glücks.“ Beeindruckend ist der „Maitreya“, der Buddha der Zukunft. Er ist aus einem einzigen Sandelholzstamm, der 26 Meter hoch ist, gearbeitet. Viele Gläubige werfen sich andächtig davor nieder.

Pekingente

Ohne Pekingente, die Spezialität schlechthin, geht gar nichts, die gehört einfach zu einem Pekingbesuch. Das chinesische Lokal besteht aus vielen einzelnen, verschieden großen Zimmern und ist auf Pekingente spezialisiert. Früher durften nur Kaiser und hohe Beamte Ente essen. Im 13. Jahrhundert tauchte sie das erste Mal in Kochbüchern auf, aber erst als die Kaiserdynastie 1911 zu Ende ging, eröffneten ehemalige Palastköche Restaurants in Peking, und boten Pekingente für das normale Volk an. Die Ente wird mit Honig oder Malzzucker  bestrichen, getrocknet und dann in einem Ofen über mehrere Stunden gegart, dadurch bekommt sie die typisch glänzende rotbraune Farbe. Die Enten werden im Ganzen serviert, der Koch zerlegt sie vor den Augen der Gäste. Als erstes wird das Beste, die knusprige Haut in dünnen Scheiben vom saftigen Fleisch geschnitten und mit Gurken, Lauch und einer dunkeln Bohnensoße – und wer mag – auch gleich mit etwas Fleisch, in dünne Fladen gewickelt und mit der Hand gegessen. Das schmeckt einfach köstlich.

Gegrillte Skorpione

Auf dem Nachtmarkt fühlt man sich ins Mittelalter katapultiert. Exotische Gerichte wie gegrillte Skorpione, Tausendfüßler, Schlangen, Frösche und Seidenraupen werden an kleinen Ständen angeboten. Diese zu probieren ist etwas für Mutige. Aber es gibt auch ganz normale Gerichte wie Teigtaschen, Tintenfisch, Huhn, Schaschlik und süße kandierte Früchte. Der „stinkende Tofu“ macht seinem Namen alle Ehre, er stinkt wirklich bestialisch, da muss man schon die Luft anhalten. Der stinkende Käse wird monatelang in einer Gewürzlake fermentiert und entwickelt dabei seinen ausgeprägten Geruch. Er wird in Würfel geschnitten frittiert oder gegrillt. Nach dem Nachtmarkt geht es noch ins Barviertel Houhai. In dem gut besuchten Viertel an den Hinteren Seen reiht sich eine Bar an die andere. Sänger und Bands geben ihr bestes, ihre Musik wird per Lautsprecher ins Freie übertragen und vermischt sich mit der Musik der umliegenden Bars. Es gibt eine Mischung aus Jazz, Pop und Rock. Hier herrscht jede Nacht Partystimmung.

Frühstück mit Reissuppe

Wer mag, kann den Tag mit einem chinesischen Frühstück mit Nudel- oder Reissuppe starten. Das große Buffet im Kempinski Hotel bietet aber auch ein ganz internationales Frühstück mit Rühreiern, Müsli, Brot, Marmelade und verschiedenen Wurst- und Käsesorten an.

Sicherheitskontrollen auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Um den riesigen Platz des Himmlischen Friedens, den Tian’anmen-Platz, zu betreten, muss man zuerst durch eine Sicherheitskontrolle. Der Hauch der Geschichte ist hier allgegenwärtig. Hier rief Mao 1949 die Volksrepublik China aus. Viele chinesische Touristen sind gekommen um den 40 Hektar großen Platz zu sehen, auf dem über eine Millionen Menschen Platz finden können. Jeder Chinese versucht einmal im Leben den Platz des Himmlischen Friedens oder die Chinesische Mauer zu besuchen. Eine Säule in der Mitte des Platzes erinnert an die Helden des Volkes, sie zeigt die chinesische Geschichte, die in Reliefs dargestellt ist. Das Mao Mausoleum, das Nationalmuseum und die große Halle des Volkes begrenzen den Platz.

Die Verbotene Stadt

Durch das Tor des Himmlischen Friedens, das älteste Stadttor Pekings, an dem ein riesengroßes Portrait des Großen Vorsitzenden Maos hängt, betritt man die Verbotene Stadt. Sie ist von einer hohen braunroten Mauer umgeben und mit einem Wassergraben geschützt. Die geschwungenen Dächer der meisten Paläste waren teilvergoldet und mit gelb glasierten Ziegeln, der Farbe des Kaisers, gedeckt, die mit Drachen und Fabelwesen verziert sind.

Im 15. Jahrhundert ließ der Ming-Kaiser Yongle dieses Meisterwerk der chinesischen Architektur in nur 15 Jahren mit 100.000 Handwerkern und einer Million Zwangsarbeitern erbauen. 890 Paläste befinden sich auf dem Gelände, in denen es 9999 Räume gibt. Mehr durfte es nicht geben, denn nur allein der Himmel hat 10000 Räume. In der Halle der höchsten Harmonie befindet sich der Drachenthron. Die Halle  symbolisiert die Mitte der Welt, mit der höchsten Harmonie, dem Zentrum des Universums und der Lehre von Ying und Yang. Yin und Yang – ist das Symbol für Harmonie, die den Chinesen so wichtig ist. 24 Kaiser der Ming- und Qing Dynastie lebten hier. Hier durften nur der Kaiser und die Kaiserin, seine Gemahlinnen, Kinder, Konkubinen, Hofdamen und Eunuchen wohnen. Der Harem eines chinesischen Kaisers im 19. Jahrhundert setzte sich aus einer Kaiserin, zwei Gemahlinnen, elf Nebenfrauen und Konkubinen zusammen. Die Zahl der Konkubinen und Hofdamen ging in manchen Dynastien oft in die Tausende.

Es gab Konkubinen, die ihr Leben lang vergeblich warteten, dass der Kaiser sie rief. Ja, sie hatten den Kaiser noch nie gesehen, trotzdem durften sie die Verbotene Stadt nicht verlassen. Der Kaiser war der einzige zeugungsfähige Mann, der in der Palastanlage lebte. Dem normalen Volk war früher der Zutritt gänzlich versagt. Heute strömen Touristen aus der ganzen Welt durch die Verbotene Stadt. 1987 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Auf dem Gelände gibt es ein kleines Restaurant, indem man eine Kleinigkeit essen, Tee oder sogar einen hervorragenden Espresso trinken kann. So ist man wieder fit für den Aufstieg zum nahliegenden Kohlehügel.

Kohlehügel

Der Kohlehügel wurde künstlich geschaffen, um die Verbotene Stadt vor bösen Geistern und dem kalten Wind zu schützen. Der Name entstand dadurch, dass im Berg die Kohlen für die Verbotene Stadt gelagert wurden. Die Aussicht auf die Verbotene Stadt, einem Rundblick über Peking bis zur Bergkette am Horizont ist gigantisch. Wer die Kaiserzeit nachempfinden möchte, kann sich Kostüme des Kaisers, Kaiserin oder Konkubinen leihen und Fotos auf einem Thron machen lassen.

Schattenboxen und Thai Chi

Die Chinesen nutzen ihre Parkanlagen um sich fit zu halten mit Schattenboxen und Thai Chi. Die in verschiedenen Parks aufgestellten Fitnessgeräte werden viel und oft benutzt. Auf einigen Plätzen wird getanzt,  man sieht, wie sich Chinesen im Walzer drehen und sich freuen wenn die Langnasen auch mittanzen. Viele treffen sich  ganz traditionell, um sich im Karten- oder beim Brettspiel zu messen. Frauen stricken oder sticken und bieten ihre Werke gleich zum Kauf an. Chorgesang schallt durch den Park. Eine große Gruppe Chinesen trifft sich täglich und singt im Chor mit einem Chorleiter, einfach nur aus Lust und Freude. Mit Steinplatten gepflasterte Wege werden für Kalligrafie genutzt, die mit einem langen Pinsel, der nur in Wasser eingetaucht wird, gemalt wird. Mit der vergänglichen Kunst werden Gedichte oder Texte aus der Literatur geschrieben, die wunderschön mit ihren chinesischen Schriftzeichen aussehen. Und immer wieder, wenn man nach oben sieht, sieht man Papierdrachen am Himmel tanzen.

Ein bayerischer Absacker in Peking

Einen Absacker kann man sich noch im Paulaner Brauhaus neben dem Kempinski-Hotel mit Brauereikesseln und bayerischer Ausstattung gönnen. Die chinesischen Bedienungen tragen Dirndl. Ein „Helles“ wird bestellt, das ist doch klar und dann Prost. Am Nebentisch verzehren Australier gerade mit großer Begeisterung riesige Schweinshaxen. Es gibt alles, was es beim Paulaner in München auch gibt.

Der Himmelstempel

Der Himmelstempel ist eigentlich kein Tempel, sondern ein großer Altar. Die blaue Haupthalle überragt die Anlage wie eine große Zuckerdose, sie ist die Halle des Erntegebets. Die Kaiser kamen immer zur Wintersonnenwende in den Tempel, um den Himmel gütig zu stimmen und im Frühjahr für eine gute Ernte zu beten. Fünf Tage musste der Kaiser vorher fasten, damit er rein für das Gebet war. Die Echomauer, die die Halle des Himmelgewölbes umrundet, trägt Worte der Besucher deutlich hörbar von einer Seite zur anderen.

Rikscha-Fahrt durch die Hutongs

Eine Rikscha-Fahrt durch die engen Gassen mit traditionellen einstöckigen Wohnhöfen der Hutongs, die einen dörflichen Charakter haben, ist spannend. Sie sind die quirlige und fröhliche Lebensader der Stadt. Wäsche trocknet in der engen Gasse, Blumentöpfe und Fahrräder finden gerade noch Platz. Der China Tours Reiseleiter führt die Gruppe zu einer Familie. Hier werden gefüllte Teigtaschen „Jiaozi“ in der kleinen Küche zubereitet.

Jeder darf mithelfen und die halbrunden Teigtaschen formen, füllen, schließen und den Rand mit einem kunstvollen Muster versehen. Die bunten Fische im großen Aquarium schauen zu. Huhn mit Karotten, Bohnen mit Schweinefleisch, Gemüse mit Pilzen, geräucherten Tofu und Reis tischt die Hausfrau auf. Die Einrichtung im Haus ist einfach und heimelig.

Der Sommerpalast

Der Sommerpalast am künstlich angelegten Kunming-See war der bevorzugte Aufenthaltsort in den heißen Sommermonaten für die kaiserliche Familie. Den höchsten Punk mit dem achteckigen Tempel der Dankbarkeit, der für langes Leben steht, erreicht man nur über sehr steile Treppen. Wieder unten am See geht es in einem über 700 Meter langen aufwendig bemalten Wandelgang zum Marmorschiff, wobei der Bug aus Marmor und der Aufbau aus Holz gebaut ist. Es war das einzige Schiff, das Cixi, die Kaiserwitwe hat bauen lassen, ganz verschwenderisch nur um dort Tee zu trinken und die Aussicht auf den Kunming-See zu genießen. Daneben dümpeln heute viele Ausflugs-Drachenboote im Wasser.

Künstlerviertel, Geisterstraße und Feuertopf

Das Künstlerviertel 798  ist eine stillgelegte Rüstungsfabrik, die die Sowjetunion China in den 50ern schenkte. Heute drängeln sich Museen, Galerien und Restaurants auf dem alten Fabrikgelände. Es ist wahrscheinlich das größte Galerieviertel der Welt und hat eine ganz spezielle Atmosphäre, da man sich hier am Puls der Zeit für zeitgenössische Kunst fühlt. Nach der Kunst lockt wieder die chinesische Küche.

In der Geisterstraße mit vielen beleuchteten roten Laternen reihen sich 150 Restaurants aneinander. Das Restaurant „Hengji“ ist spezialisiert auf den „Feuertopf“, der mongolischen Ursprungs ist. Auf den Tischen im Restaurant stehen große Töpfe mit einer scharfen Brühe. Jeder Gast gart nach eigenem Gusto dünne Streifen von Huhn, Lamm oder Rindfleisch. Brokkoli, Pilze, Algen und Wachteleier werden dazu gegeben und verleihen der Brühe immer mehr Geschmack. Dazu gibt es verschiedene Soßen aus Sesam, Soja, Tomaten, Knoblauch, Chilisoße oder frisch geschnittenen Koriander. Alles kommt nach und nach in den kochenden Feuertopf und schmeckt vorzüglich.

Wer Silvester einmal abgefahren und ganz anders feiern möchte, der ist im Künstlerviertel 798 mit DJ Dio aus Montreal genau richtig. Chinesen und Europäer tanzen und feiern gemeinsam. Man kann nicht ruhig stehen bleiben, man muss einfach zur Musik tanzen. Eine Lasershow wird mit Videoelementen kombiniert. Dann wird das Jahr angezählt und ein Goldregen fällt in die ganze Halle. Tusch, das Neue Jahr kann beginnen.

Sekt auf der Chinesischen Mauer

Am nächsten Morgen fährt der Bus eine gute Stunde bis zur Großen Mauer. Vom Mond wird die 6.000 Kilometer lange Mauer leider nicht gesehen, da sie nur drei bis fünf Meter breit ist. Vor 2.000 Jahren wurde sie erbaut, sie schlängelt sich über Bergrücken auf und ab. In etwa 100 Metern Abstand steht jeweils ein zwölf Meter hoher Turm, in dem meist 20 Männer stationiert waren. Außerdem wurden Waffen gelagert und Signale zu den anderen Türmen weitergeleitet. Die Mauer war ein Schutz zur Verteidigung gegen die Hunnen und Barbaren aus dem Norden, gegen die Mongolen und die Übergriffe aus der Mandschurei. Im Winter fegt ein eisiger Wind aus Sibirien über die Mauer.

Die Stufen sind im Laufe der Jahrhunderte von den vielen Besuchern ausgetreten und abgelaufen – der Handlauf ist für Europäer viel zu niedrig. Die chinesischen Touristen machen gerne Fotos mit uns Langnasen, den Europäern. Sie sind immer noch sehr exotisch für die meisten Chinesen, besonders wenn sie blond sind. Der Reiseleiter bringt Sekt und Gläser, die Große Mauer wird zur Bar. Prost Neujahr! Besser kann man nicht auf das neue Jahr anstoßen.

Fazit

Die dreitausend Jahre alte chinesische Geschichte und Kultur prasseln in Peking auf die moderne Jetztzeit. Das Beste sind die kulinarischen Spezialitäten. Nirgendwo auf der Welt ist die Vielfalt der chinesischen Küche größer als in Peking, und nirgendwo sind die Pekingenten und der Feuertöpfe besser als in Peking. Peking macht neugierig noch mehr von China kennenzulernen.

Feiern Sie Silvester in Peking!