Reisebericht: Große und kleine Entdeckungen in Peking

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Uwe Straß ist mit uns nach China gereist. Seine Erlebnisse und Eindrücke in Peking hat er in einem Reisebericht zusammengetragen.

Verfasst von Uwe Straß

„Peking“ – für mich war das immer der Inbegriff des Fernen und Weiten, das ich nie kennen lernen werde. Im Kopf die Bilder, die wir alle, wie in einer Art kollektiven Bildergedächtnis kennen: die chinesische Mauer, die Verbotene Stadt und das Vogelnest. Mao aus dem Geschichtsbuch und Ai Weiwei aus der Zeitung. Und dann stehen wir plötzlich mitten drin.

Stadt der Superlative

Und das erste, was wir lernen: in China hat alles eine andere Dimension. Die Menschenmassen, die Größe, die Widersprüche. Der Flughafen riesig (der zweitgrößte der Welt, architektonisch beeindruckend: eine Stahl-Glas-Konstruktion in Form eines Drachens des Star-Architekten Norman Foster), die Straßen mindestens mit vier Spuren in eine Richtung und trotzdem immer voll. Da, wo bei uns Vorstädte idyllische Ansammlungen von Einfamilienhäusern sind, findet man in Pekings Peripherie Ansammlungen von Hochhäusern. Stau morgens und abends, keine 9 Millionen Bicycles, dafür mindestens so viel Mofas, Mopeds und andre motorisierte Rad-Konstruktionen.

Pekings Highlights

Die Top-Sehenswürdigkeiten sind so atemberaubend beeindruckend wie erwartet. Hier an diesen uns scheinbar schon lange bekannten Orten („der letzte Kaiser“ lässt grüßen) fügen wir den Bildern, die wir schon hatten, die entsprechenden Erlebnisse hinzu. Der Platz des Himmlischen Friedens ist so trist wie erwartet. Die Verbotene Stadt ist tatsächlich eine Stadt und gar nicht verboten: wir teilen uns die Attraktion mit Millionen anderen, die sich aber in der Weitläufigkeit des Geländes verlieren. Man muss die unendlich vielen Paläste und Räume der Verbotenen Stadt durchschritten haben und diese scheinbar nicht enden wollende Tour mit einem Marsch auf den Kohlehügel vollenden, um die Größe, die Dimension zu erfassen, fast zu erleiden.

Das gleiche gilt für die Chinesische Mauer, die man erklimmt und die kein Ende hat. Die einen zwingt zu entscheiden, ob man noch bis zum nächsten Turm läuft, um dann dort zu begreifen, dass es nicht um die Frage des Ziels geht, sondern um „Wann brechen wir ab und gehen zurück.“ Geschlagen von der Dimension der chinesischen Mauer ziehen wir von dannen, während die große Mauer sich erhaben durch die Berge schlängeld, um am Horizont im Nichts zu verschwinden.

Gerade sind wir noch an der „Badehose“ vorbeigefahren, einem Hochhaus, das tatsächlich einer Badehose gleicht, tauchen wir auch schon ab in chinesische Hochkultur. Mit dem Himmelstempel dringen wir an Orte vor, von denen wir vorher noch nicht gehört hatten, die aber zum Pflichtprogramm eines jeden Peking-Besuchs gehören. Wie bestellt scheint die Sonne in einem Ausmaß, dass man meinen könnte, sie wolle eine Umbenennung des Himmelstempels in Sonnentempel bewirken. Überhaupt nicht beeindruckt von der Schönheit und der Wucht der Gebäude treffen sich im Park rund um den Tempel chinesische Senioren. Nein, nicht hundert sondern scheinbar tausende, eben alles in einer anderen Dimension. Sie turnen, singen, tanzen, spielen Domino, stricken, malen mit Wasser chinesische Schriftzeichen auf den Weg. Rollator? Fehlanzeige.

In den Hutongs

Eine GPS-Rallye in die Hutongs (Gassen im ursprünglichen Peking, wir würden wohl Altstadt sagen) führt uns noch tiefer in chinesisches Alltagsleben hinein. Unterwegs in kleinen Gruppen, gilt es, Symbole, Bildausschnitte bei angegebenen Koordinaten zu finden. Mit jeder Koordinate werden die Gassen enger, ursprünglicher und faszinierender. An einer Kreuzung verkauft eine Frau Enten aus dem Fahrradkorb heraus, eine andere bereitet auf der Gasse chinesische Maultaschen zu. Über uns ein Gewirr von Stromkabeln. Plötzlich stehen wir im Innenhof eines Hauses und niemand stört sich daran. Da, wo in einem deutschen Innenhof schon jemand nach der Polizei gerufen hätte, lächelt man uns freundlich an, lädt uns ein, Fotos zu machen.

Doch kaum sind wir wieder um die Ecke, zeigt uns Peking wieder eher westliche Züge: Geschäfte, die Edel-Marken verkaufen, die es auch bei uns um die Ecke gibt, und McDonald‘s. Aber selbst der Besuch bei McDonald‘s ist ein Erlebnis. Gerade habe ich ein Menü bestellt, als sich an der Kasse ein kleiner Auflauf bildet, nicht vor der Kasse, sondern dahinter. Eine der Verkäuferinnen scheint Englisch zu können und hält mir einen Becher mit einem Schluck Cola hin. Ich solle vorher probieren. Etwas überrascht aber ebenso freundlich folge ich der Aufforderung. Getränke mit Kohlensäure sind wohl in Peking eher unüblich und Getränkeproben sollen die Langnasen vor entsprechenden Enttäuschungen bewahren.

Kulinarische Hauptstadt

Habe ich schon vom Essen in Peking gesprochen? Eigentlich sollte man es vermeiden. Denn danach kann man zuhause nie mehr ohne Enttäuschung Chinesisch essen gehen. Und eigentlich lohnt eine Anreise schon allein nur deswegen. Das Essen ist eine ganz besondere Entdeckung. Hier bestellt nicht jeder sein eigenes Gericht. Einer bestellt für alle, in unserem Falle trifft unser Reiseleiter immer eine hervorragende Entscheidung. Auf einem Drehteller werden vor uns Köstlichkeiten aufgebaut, die uns nicht mehr loslassen. Jedes Gericht schmeckt anders und ist ein Gaumenerlebnis. Unbeschreiblich und immer eine Freude.

Ich könnte noch berichten von dem Besuch bei einer chinesischen Familie, die uns in ihrem Wohnzimmer mit der Kunst der Zubereitung chinesischer Jiaozi (Maultaschen) vertraut machte. Oder von der Garküchengasse, in der selbst Chinesen den Verzehr von gegrillten Skorpionen als Mutprobe begreifen. Oder von den Sicherheitskontrollen in der U-Bahn. Oder dem kleinen chinesischen Café mit Wohnzimmeratmosphäre, in dem wir unsere Postkarten abgearbeitet haben.

Spirituelles Peking

Fast ein verpasster Höhepunkt: der Besuch des Lama-Kloster. Der Nebel der Räucherstäbchen taucht die Tempelanlagen schon in eine mystische Atmosphäre. Doch völlig überraschend geraten wir in eine religiöse Zeremonie der Mönche. Sie sprechen, singen, beten in ihren orangenen Gewändern von Glockenklängen begleitet. Über ihnen Buddha, ringsherum staunende Touristen. Lange hallt der Klang der Mönche in uns nach, dieser Klosterbesuch hat alle unsere Sinne angesprochen.

Harmonisches Silvester

Silvester übrigens verbrachten wir in einer kleinen bayrischen Brauerei, mitten in Peking: Die Speisekarte auf Deutsch und darunter ins Chinesische übersetzt. Bedient von Chinesen in Trachtenanzügen und Dirndl. Kurz vor Mitternacht gab der Wirt für alle einen Sekt aus und wir Langnasen stoßen mit den Chinesen aufs neue Jahr an. Da die Chinesen ihr Neujahrsfest noch vor sich hatten, gab es weder Knaller noch andere lautstarke Überraschungen. Stattdessen wanderten wir „harmonisch“ ins neue Jahr hinüber. Und „Harmonie“ scheint eines der grundlegendsten Werte in China zu sein. Überall wird das Wort Harmonie vorangestellt oder hinten angehängt: Von der großen Halle der Harmonie (in der der Kaiserthron steht) bis zum harmonischen Kommunismus.

Wir haben in Peking unsere kollektive Bildspur überschrieben mit vielen Entdeckungen, Eindrücken und Einsichten, die uns bestärkt haben, wieder zu kommen. Selten hat eine Reise bei uns so lange nachgewirkt, vom Kochen bis zur Literatur. Wir kommen wieder!

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