Mittwoch 02.09.15 – Warschau-Brest – 202 km
Nach einer, aufgrund von Baustellen, etwas schwierigen Navigation aus Warschau heraus, konnten wir die gut 200 Kilometer nach Brest unter die Räder nehmen. Die Oldtimer-Teams hatten beschlossen, im Konvoi zu fahren und etwas früher zu starten als die beiden anderen Teams.
Wir fuhren auf einer sehr guten, schnurgeraden Landstrasse in Richtung Osten. Einziges Hindernis waren die vielen LKWs, welche uns aber immer wieder grosszügig Platz machten, so dass überholt werden konnte. Es gibt viele positive Reaktionen auf unsere alten Fahrzeuge: Autohupen, lachende Gesichter, Daumen hoch, winkende Chauffeure und gezückte Fotohandys.
An der Grenze war Geduld gefragt. Wir mussten lange warten, um überhaupt aus Polen raus zu kommen und die Formalitäten zur Einreise nach Belarus (Weissrussland) waren langwierig. Schlussendlich dauerte es 3 Stunden. Während der langen Wartezeit kamen immer wieder Zöllner vorbei und bestaunten unsere Wagen. Wir vertrieben uns die Zeit mit freundlich zunicken, wenn jemand auf Russisch etwas gefragt hat (die mit der Route beklebten Fahrzeugtüren stellen sich immer wieder als sehr praktisch heraus), herumsitzen und quatschen und aus dem einen oder anderen Team wurde etwas zu essen gereicht. Eine nette deutschsprachige Zöllnerin hat uns jeweils das Vorgehen geduldig erklärt, so dass am Ende alle ohne Probleme den Zoll passieren konnten.
Mit der Reiseleiterin Alla fuhren wir dann zum Hotel, welches unsere Erwartungen wieder einmal übertroffen hat, sehr gemütlich und gepflegt. Das Abendessen war zum ersten Mal etwas mangelhaft, doch die Weinkarte konnte überzeugen und da alle doch ziemlich müde waren, wurde es auch nicht spät. Einzig die Herren von Team 1 und 2 konnten dem weissrussischen Wodka nicht wiederstehen.
Donnerstag 03.09.15 – Brest-Homel – 585 km
Heute standen fast 600 km nach Homel auf dem Fahrplan. Die verschiedenen Teams starteten zu unterschiedlichen Zeiten. Team 2 und 3 fuhren als erste um 8:00 Uhr ab, gefolgt von Team 4 und 5, welche auf dem Weg noch die Barock-Stadt Pinsk besuchen wollten. Wir, Team 1, starteten kurz vor 9:00 Uhr in Brest. Alle Teams hatten beschlossen eine andere, von uns aus gesehen kürzere und direktere Route zu wählen.
Meist konnten wir einer recht gut ausgebauten Landstrasse folgen, viele Lastwagen waren unterwegs, doch das Überholen war problemlos. Zwischenzeitlich gab es ziemlich holprige Abschnitte, die mit einer gedrosselten Geschwindigkeit zu meistern waren.
Nach ca. 2 Stunden Fahrzeit holten wir von Team 1 die beiden anderen Oldtimer ein und fuhren dann etwas zügiger weiter. Leider setzte dann auch bald Regen ein und es blieb sehr kühl, so dass wir beschlossen, bei einem kurzen Halt unseren Heizungsschalter im Motorraum zu kippen!
Neben der Strecke gab es nicht viel Spannendes zu sehen: unendliche Getreidefelder, welche bereits alle geerntet sind, ab und zu standen ein paar Leute am Strassenrand und winkten, wir sahen vereinzelt Kühe und Pferde, an langen Leinen angebunden oder ein Hund streunte der Strasse entlang. In einem langen Waldstück entdeckten wir sogar einen Wolf. Nach gut 7 Stunden unterwegs erreichten wir das Park Hotel in Homel, heute mal als erste.
Freitag 04.09.15 – Homel-Orjol – 396 km
Nach dem Frühstück fuhren wir heute Morgen im Konvoi los, angeführt von unserer Reiseleiterin Alla. Zuerst mussten wir an entsprechender Stelle die Maut begleichen, welche mittels eines speziell angebrachten Gerätes in jedem Fahrzeug ermittelt wurde. Anschliessend fuhren wir an die Grenze zu Russland, welche wir nach kurzer Abwicklung der Formalitäten auch passieren konnten. Von da an ging‘s durch grossflächiges Landwirtschaftsgebiet weiter in Richtung Orel. Kilometerweit erstrecken sich rechts und links die Felder, oft säumt ein Waldstreifen mit überwiegend Birken die Strasse und nirgends ist auch nur ein kleines bisschen Erhöhung, geschweige denn ein Hügel oder Berg zu sehen.
Vereinzelt tauchen kleine Dörfer mit bescheiden gebauten Häusern auf, am Strassenrand sitzen alte Mütterchen und verkaufen Äpfel oder Kartoffeln, welche sie mit dem Pferdekarren bis zur Strasse transportiert haben. Alles wirkt recht ärmlich. Der Verkehr hat deutlich zugenommen und die Überholmanöver der Einheimischen zwingen uns zum aufmerksamen Fahren.
Die Stadt, in der wir nach knapp 400 km ankommen, ist ziemlich anders, als wir es von zu Hause gewohnt sind. Alles ist zwar sauber, doch die Geschäfte erinnern an vergangene Zeiten und für uns ist es aufgrund der fremden Sprache und Schrift schwierig zu erkennen, was wo verkauft wird. Das heutige Hotel ist noch ein bisschen einfacher, die Kellner wirken russisch streng, das Abendessen jedoch war besser als erwartet. Die Weinliebhaber unter uns müssen einige Abstriche machen, da immer mehr deutlich wird, dass diese Kultur hier nicht verbreitet ist. Doch der leckere Wodka hat die Stimmung in der Gruppe deutlich erheitert.
Samstag 05.09.15 – Orjol-Woronesch – 343 km
Das Frühstück haben wir heute auswärts genossen, da es im Hotel leider nicht wahnsinnig einladend schien. Eine eher kurze Strecke, 343 km, lag heute vor uns. Alle Teams sind zu unterschiedlichen Zeiten gestartet. Die Strecke war in etwa gleich wie an den Vortagen. Einziger Unterschied: es gab mehrere Mautstationen, an denen sich die Fahrzeuge auf mehrere Kilometer Länge anstauten. Bis zu 45 Minuten mussten wir im Schneckentempo vorwärtskriechen. Für unseren Mercedes war das ein echter Härtetest, da sich das Kühlwasser extrem aufheizte. Wir haben sogar mal für kurze Zeit die Motorhaube geöffnet, um wenigstens ein bisschen Kühlung zu erreichen, aber da es auch noch die Sonne mit uns gut meinte, war das echt schwierig. Nun sind wir in Voronezh angelangt und haben hier in einem komfortablen Hotel eingecheckt. Wir sind gespannt, wie das Nachtessen schmecken wird.
Viele Grüße an alle Freunde und Bekannten,
Euer Team 1 Scheidegger
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