Xinjiang, die westlichste Provinz Chinas, ist bekannt für seine Wüsten und die Kultur der Uiguren. Inmitten der heißen Wüstensande nimmt Turfan eine besondere Stellung ein , da es mit 154 m unter dem Meeresspiegel die am tiefsten gelegene Stadt Chinas ist (und nach dem Toten Meer der zweittiefste Ort der Welt) und zeitgleich auch der heißeste Ort des Landes.
Die „Flammenden Berge“ der Region sind jeder chinesischen Familie bekannt, da sie bereits im Klassiker „Die Reise nach Westen“ auftauchen, in der der König der Affen Sun Wukong die Flammen des Berges mit seinem magischen Fächer löschte.
Turfan ist durch seine Nähe zur Provinzhauptstadt Ürümqi leicht zu erreichen. Der Flughafen von Urumqi bietet nationale und internationale Flüge an. Nach Turfan kommen Sie bequem mit dem Hochgeschwindigkeitszug oder Bus. Die Sicherheitsvorkehrungen in Xinjiang sind allgemein höher als im Rest Chinas, sodass an den Bahnhöfen schon mal drei Sicherheitskontrollen fällig werden können. Planen Sie also bei Zugreisen etwas mehr Zeit ein, um den Zug rechtzeitig zu erreichen.
Turfans Lage an der alten Seidenstraße machte diesen Wüstenort zu einem wichtigen Platz des Handels zwischen Ost und West. Während sich der Ort sein traditionelles Aussehen und die alten Lebensgewohnheiten lang erhalten konnte, haben die Modernisierungen der letzten Jahrzehnte und der Zuzug zahlreicher Chinesen das Stadtbild nun verändert und modernisiert. Abseits der Hauptstraßen finden Sie in den kleinen Gassen aber noch immer alte Lehmhäuser mit bunt verzierten Holztüren, vor denen Bäcker ihr frisch gemachtes Fladenbrot anbieten.
Da die Tage hier sehr heiß werden können, spielt sich ein Großteil des Lebens in den frühen Morgenstunden und am Abend ab. Wenn Sie die Zeit haben, kann es nicht schaden, den eigenen Tagesablauf an dieses Leben anzupassen. Um in der Stadt umherzukommen, können Sie auf die zahlreichen Taxis zurückgreifen, ein Fahrrad mieten oder die altmodischen Eselkarren nutzen, die noch immer in der Stadt umherfahren.
Rund um Turfan befinden sich mehrere Ruinenstädte, die bis heute in der Wüste erhalten geblieben sind. Etwas westlich von Turfan liegt Jiaohe (Yarkhoto), die älteste und am besten erhaltene Lehmstadt der Welt. Jiaohe bildete einst die Hauptstadt des Cheshi-Staates und hatte, im Gegensatz zu vielen anderen Städten jener Zeit, durch seine Lage zwischen zwei Städten keine Stadtmauern.
Zudem wurde der Großteil der Gebäude aus der Erde gegraben oder mit Lehm errichtet, Holz kam dagegen kaum zum Einsatz. Erst am Ende des 8. Jahrhunderts wurde die Stadt nach und nach aufgegeben. Durch das aride Klima und ihre Abgelegenheit blieb die Stadt aber bis heute erhalten.
Die Ruinenstadt Gaochang liegt etwa 50km südwestlich Turfans an den Füßen der Flammenden Berge. Wie auch in Jiaohe sind die vielen Gebäude Gaochangs bis heute relativ gut durch das aride Klima erhalten geblieben. Während sich Jiaohe aber in das Tal zwischen zwei Flüssen schmiegt, wurde Gaochang ursprünglich als Garnisonsstadt und somit quadratisch angelegt. Noch heute können Sie die symmetrische Anordnung der Straßen und Häuser in der Ruinenstadt bestaunen.
Westlich von Turfan liegt die „Höhlen der Tausend Buddhas“ von Bezeklik, einer buddhistischen Tempelanlage, deren Konstruktion und Ausbau sich über mehrere chinesische Dynastien hinzog. Die Wände dieser Anlage waren einst mit vielfältigen buddhistischen Darstellungen bemalt. Deutsche Forscher, die die Höhlen Anfang des 20. Jahrhunderts erforschten, haben leider viele der Höhlen zerstört, da sie den Großteil der Darstellungen einfach von den Wänden sägten und nach Berlin schafften. Doch noch heute sind einige der Malereien erhalten und strahlen noch immer in kräftigen Farben.
Die Lage Turfans in der Wüste ließ die Menschen der Region schon früh zu innovativen Mitteln greifen, um ihre Ländereien mit Wasser zu versorgen. Die wichtigste Entwicklung war dabei wohl das Kanalsystem der Karez. Die kilometerlangen unterirdischen Tunnel transportieren das Gletscherwasser der Berge hinab in die Täler. Die J ahrhunderte alten Karez sind zu großen Teilen noch heute in Gebrauch und versorgen große Teile des Landes mit dem dringend benötigten Wasser.
Dabei sind die Karez vor allem auch effektiver als neu angelegte Kanäle, da in den unterirdischen Wasserläufen kein Wasser verdunsten kann, wie es in den oberirdischen Anlagen der Fall ist. Über Kilometer ziehen sich diese Kanäle dahin, während sich an der Oberfläche viele vertikale Schächte befinden, über die die Bauern auf das Wasser unter ihnen zugreifen. In Turfan finden sich zwei Museen, die den Bau und die benötigten Werkzeuge beschreiben und auch einen Zugang zum Karez-System ermöglichen.
Der Oasen-Ort Tuyok ist berühmt für seine Trauben, seine traditionellen Lehmhäuser und die bis heute hier traditionell lebenden Uiguren. Eine Reise in diesen Ort lohnt sich, falls Sie das alte Leben in der Region genauer kennenlernen wollen. Allerdings hat auch hier der Tourismus Einzug gehalten, sodass vor dem Eintritt ins Dorf ein Ticket gelöst werden muss und mancher Bewohner für Fotos bezahlt werden will.
Die Flammenden Berge östlich von Turfan sind, wie bereits beschrieben, in jedem chinesischen Haushalt durch die Geschichte der „Reise nach Westen“ bekannt. Im Sommer erreicht die Oberflächentemperatur der Berge schon mal 70°C, sodass Sie hier sogar Eier auf dem Boden braten könnten. Viele Reisende begnügen sich aber mit der Aussicht auf die Berge, während sie zu einer der anderen Sehenswürdigkeiten rund um Turfan reisen, da das Gebiet der Berge selbst von Nahem nicht viel mehr zu bieten hat.
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