Am Tag 8 erkunden die drei Blogger den Shaolin-Tempel mit dem Pagodenwald und erklimmen den Gipfel des Song Shan Berges bei Dengfeng. Ihre Eindrücke schildert uns Bloggerin Eva. Hier geht’s zu allen Reiseberichten
Verfasst von Eva Grossert
Bilder: Ariane Kovac
Film: Stefan Berndt
Henan gilt als die Wiege chinesischer Kampfkunst. Seit Beginn unserer Reise fiebere ich daher diesem Tag entgegen. Er sollte mein absoluter Höhepunkt werden. Wir besuchen den legendären Shaolin-Tempel am Fuße des Song Shan Berges, die Heimat des Kung-Fu und Ursprung des Zen-Buddhismus, das Erleuchtung in der persönlichen Erfahrung statt im Schriftenstudium sucht.
Schon als Kind saß ich paralysiert vor dem Fernseher und habe Kung-Fu Filme wahrlich aufgesogen, vollkommen fasziniert von den Fähigkeiten der hohen Kampfkunstmeister. Wie sie Stein mit bloßen Fingern zu Staub zermahlen, sich geschmeidig, wie Tiger bewegen, durch die Luft wirbeln und höchste esoterische Fähigkeiten durch Meditation erlangen.
Da ist die Fantasie allerdings gehörig mit mir durchgegangen. Im Kopfkino läuft ein anderer Film. Entsprechend ernüchtert bin ich erst einmal vom unklösterlichen Rummel, der uns dort erwartet. Das Shaolin Kung-Fu hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Auf dem Weg vom Haupteingang kommt man bereits an zahlreichen großen Kung-Fu Schulen vorbei, wo Schüler aus der ganzen Welt trainieren.
Im Trainingszentrum dann bekommen wir eine durchaus eindrucksvolle Show dargeboten von herumwirbelnden jungen Mönchen, die Stäbe und Metallstangen über ihren Köpfen zerbrechen und Nadeln durch Glasscheiben schießen. Aber es ist eben eine Show, moderiert von einer hübschen Chinesin, für uns und andere Touristen, die sich zusätzlich für Klamauk auf der Bühne zur Verfügung stellen. Bevor gleich die nächste Gruppe zur Aufführung kommt, tritt noch schnell der Kalligrafie Künstler auf, um seine Werke unters Volk zu bringen.
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Der schöne Haupttempel selbst liegt weiter die Straße entlang und ist eine kaiserliche Gründung aus dem Jahr 495. Sein heutiges Aussehen erhielt er jedoch erst in den 80er Jahren, denn ein tagelang wütendes Feuer hat das Kloster Anfang des 19. Jahrhunderts dem Erdboden gleichgemacht.
Zu den ältesten Elementen gehören die Schmuckbögen und Steinlöwen außerhalb des Haupttors sowie uralte Bäume mit Vertiefungen, die von Fingereinschlägen herrühren. In der Trainingshalle befinden sich ebenfalls Vertiefungen im Steinboden, die der Legende nach von den Generationen von Mönchen stammen, die dort ihre Übungen abgehalten haben. Dies zu erfahren, stimmt mich dann doch milde und ehrfurchtsvoll.
Umso bedeutender ist der taleinwärts gelegene Pagodenwald, ein Mönchsfriedhof mit 220 bis über 1000 Jahre alten Grabpagoden. Angesehene Mönchen haben dort die letzte Ruhestätte gefunden und auch heute noch wird die Asche derjenigen mit besonderen Verdiensten hier beigesetzt.
Früher konnte man zwischen den Pagoden umherstreifen, gegenwärtig muss man zum Schutz des Kulturerbes auf dem Weg hinter dem Holzgeländer verweilen. Da das Interesse der meisten Besucher offensichtlich am Tempel endet, stoßen wir hier auf Ruhe und zum ersten Mal stellt sich annähernd ein „Zen-Gefühl“ ein.
Nach den vergangenen drei Tagen Aktivwandern im Akkord, war eigentlich für heute ein wanderfreier Tag versprochen. Mit der Doppelmayr Seilbahn – wo Berge sind, sind die Österreicher nicht weit – erklimmen wir immerhin den Shaoshi Shan, den höchsten Gipfel des Gebietes. Doch dann geht es noch treppauf treppab am eindrucksvollen Bergmassiv entlang zum Gipfel des Erzu-Nonnenkloster, bis wir letztendlich kapitulieren. Wir treten den Rückzug Richtung Seilbahn an – treppauf, treppab versteht sich.
Und ich hatte schon befürchtet, sportlich diese 11 Tage nicht auf meine Kosten zu kommen. Selbst Stefan, unser Marathon Mann, hat seinen extra mitgebrachten Laufschuhen bisher keine Beachtung geschenkt. Wie unsere Waden den Tag verkraftet haben, erzähle ich Euch dann morgen.
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