Knapp 30 Kilometer nordwestlich von Xi’an 西安, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi 陕西省, und am Weihe Fluss渭河 liegend befindet sich die Stadt Xianyang 咸阳. Einst war sie die Hauptstadt der Qin Dynastie 秦朝. Wie auch Xi’an hält die Stadt Xianyang und ihr Umfeld einen wahrlich faszinierenden historischen Teil der Tang Dynastie 唐朝 bereit. Doch auch die Spuren der Qin und Han-Dynastie 汉朝 haben in entdeckten Gräbern und Museen bis in die Gegenwart überlebt.
Die Tang Dynastie gilt als beeindruckende Hochkultur der damaligen Zeit und wartet mit zahlreichen Persönlichkeiten auf, die aus dieser Epoche hervorgegangen sind. Unter anderem sind die Namen des Kaisers Gaozong 唐高宗 und der Kaiserin Wu Zetian 武则天 zu nennen. Als einzige Frau, die jemals über China regiert hat, teilt sie sich ihr Grab mit dem ihres Mannes. Dieses befindet sich im Qianling Mausoleum. Neben diesem hinterlässt die historische Vergangenheit Xianyangs ein Erbe von 27 Gräbern verschiedener Kaiser. So finden Besucher unter den rund um die Stadt verteilten Stätten mit unter das Zhaoling Mausoleum oder das Maoling Mausoleum.
Das Qianling Mausoleum 乾陵 befindet sich ungefähr 55 Kilometer nordwestlich von Xianyang und wurde im Jahr 684 errichtet. Zusätzliche Anbauten kamen im Jahr 706 hinzu. Das Mausoleum beherbergt die sterblichen Überreste von Mitgliedern des Hauses Li, die kaiserliche Familie der Tang Dynastie. Damit befinden sich auch Kaiser Gaozong (regierte 649-683 n.Chr.) und seine Gattin Wu Zetian in dem Grab.
Wu Zetian gehört mit zu den bekanntesten Frauen der chinesischen Geschichte, da sie es als einzige Frau Chinas schaffte, den Trohn zu besteigen. Ihre Regierungszeit ist auf die Jahre 690 bis 705 datiert. Der Weg zum kaiserlichen Grab ist mit einer Reihe von steinernen Statuen gesäumt, die Tiere wie auch Menschen darstellen. Es werden Pferde und Strauße, geflügelte Pferde und ein Löwenpaar abgebildet. Insgesamt befinden sich 124 Steinskulpturen am Wegesrand. Sie zeigen, dass die Tang Dynastie bereits regen Handel und diplomatische Beziehungen mit der weiten Welt außerhalb von China führten, da die Figuren Einflüsse der westasiatischen und griechischen Welt reflektieren.
Die Grabkammern des Kaisers Gaozong und seiner Gemahling liegen tief im Felsen des Liangshan 梁山. Der Trend, Gräber innerhalb von Bergen zu errichten, geht auf den bekannten Kaiser Taizong 唐太宗 zurück, dessen eigenes Grab sich im Berg Jiuzong befindet. 14 der insgeamt 18 Tang-Kaiser besitzen natürliche Berge oder Hügel, die als Grab dienen. Nur den Mitgliedern der kaiserlichen Familie war es vorbehalten ein solches Grab in natürlichen Hügeln zu beanspruchen. Die Gräber von Beamten befinden sich in Grabkammern, die sich tief unter der Erde befinden. Wurden Kinder der regierenden Kaiser begraben, dienten abgeflachte Hügel als Bestattungsort.
Anders als bei anderen Tang-Gräbern, blieben die Schätze des Qianling-Mausoleums von Dieben und Grabräubern unberührt. In der Kammer des Li Chongrun李重潤 wurden beispielsweise über tausend Gegenstände aus Gold, Kupfer, Metal und Keramik gefunden. Zusammengenommen betrugen die Ausgrabungen der Gräber Li Xian, Li Chongrun und Li Xianhui李仙蕙 über 4300 Grabbeigaben.
Das Zhaoling Mausoleum 昭陵ist die Grabstätte des Li Shimin 李世民, bekannt als Kaiser Taizong der Tang Dynastie. Das Mausoleum liegt knapp 53 Kilometer nordwestlich von Xianyang im bereits erwähnten Jiuzong Berg und ist das größte der insgesamt 18 Mausoleen der Tang Dynastie wie auch weltweit. Seine gesamte Fläche beträgt 226,624 km². Der Bau des Mausoleums dauerte 107 Jahre und begann mit der Bestattung der Gemahlin des Kaisers Taizong im Jahr 636. Das Grab wurde mit zahlreichen Relikten ausgestattet, die uns die Kultur, Politik und Wirtschaft der chinesischen feudalen Gesellschaft näher vorstellen. Darunter befinden sich Kalligraphien, Skulpturen und Malereien. Von den Grabschriften namenhafter Kalligraphen wird behauptet, dass diese die Norm der kalligraphischen Künste zu Beginn der Tang Dynastie repräsentieren.
Tipp: Besucher können den Fernbus bis zum Zhaoling Museum nehmen, der von der Xianyang Busstation in Richtung Yanxia oder Zhaozhen abfährt.
In knapp 40 Kilometern Entfernung der Provinzhauptstadt Xi‘an befindet sich die Stadt Xingping 兴平, in dessen Region sich das Maoling Mausoleum 茂陵befindet. Das Grab des Liu Che劉徹, Kaiser Wu der westlichen Han 汉武帝, wird aufgrund seiner Konstruktion auch die chinesische Pyramide genannt. Sein Inhalt an Grabbeigaben gilt als das umfangreichste von allen Gräbern, die während der westlichen Han Dynastie errichtet wurden. Seine Bauzeit soll 53 Jahre in Anspruch genommen haben.
Liu Che war der fünfte Kaiser der westlichen Han Dynastie. Während seiner 54 jährigen Regierungszeit bemühte er sich sehr, dass sein Land an Wohlhaben gewinnt. Han Wudi übernahm bereits von seinem Vater Han Jingdi汉景帝 einen endgültig zentralisierten in Provinzen gegliederten und durch maßvolle Politik innerlich gefestigten Staat. In Folge seiner weiteren politischen Anstrengungen erreichte die westliche Han Dynastie den Höhepunkt seiner Macht und auch der Grundstein für die Entstehung der Seidenstraße wurde gelegt.
Das Mausoleum ist von einer großen Mauer mit einer Länge von 431 Metern von Osten nach Westen und 415 Meter von Süden nach Norden umgeben. In der Mitte einer jeden Mauer befindet sich ein Tor, von denen sich das Ost-, West- und Nordtor trotz ihres Alters noch in hervorragendem Zustand befinden. Das pyramidenförmige Grab misst eine Höhe von 46,5 Metern und eine Länge von 240 Metern an seiner breitesten Stelle. Laut den historischen Aufzeichnungen investierte Kaiser Wu ein Drittel der steuerlichen Einkommen, um das Grab zu errichten. Zahlreiche Grabbeigaben werden heute im Maoling Museum 茂陵博物馆 ausgestellt. Im näheren Umfeld des Grabes befinden sich zudem 20 weitere Gräber, von denen die meisten für Konkubinen, Minister und Adlige errichtet wurden. Das Grab des Huo Qubing霍去病, bekannt als militärischer General unter der Regentschaft des Kaisers Wu, befindet sich ebenfalls darunter.
Das Xianyang Museum 咸阳博物馆 ist ein weiteres sehenswertes Museum, das aufgrund seiner historischen Darstellung der Qin- und Han Dynastie bekannt ist. Es befindet sich in Xianyang, ehemals Hauptstadt der Qin Dynastie und Zentrum für Mausoleen der Han Dynastie, 28km westlich von Xi’an entfernt. Ursrünglich als konfuzianischer Tempel der Ming Dynastie 明朝 errichtet, wurde dieser 1962 nach einem Wiederaufbau und räumlichen Erweiterungen als Museum eröffent. Die Ausstellung umfasst einige der besterhaltensten und bedeutensten Artefakte, die in den Gräbern im Umfeld Xianyangs entdeckt wurden. Folglich konzentriert sich die Ausstellung des Museums auf Relikte der beiden genannten Zeiträume. Das Museum nimmt eine Fläche von 1100km² ein und umfasst neun Ausstellungsräume.
Die Ausstellunghallen eins, zwei und drei zeigen in erster Linie Aufzeichnungen, die belegen, dass der erste Kaiser Qin Shi Huang 秦始皇 für die Vereinigung Chinas verantwortlich war. Des Weiteren werden Töpferarbeiten, Jade und Ziegel der Qin Dynastie gezeigt. Die Ziegel sind mit zahlreichen Blumenmustern geschmückt.
Während die vierte Ausstellungshalle Malereien und Kalligrahpien von damaligen Persönlichkeiten umfasst, zeigen die fünfte und sechste Halle Teile der weltbekannten und mehr als 2000 Jahre alten Terrakotta Armee. Ausstellungshalle sieben, acht und neun dienen als Ausstellungräume für religiöse Relikte wie auch den größten sitzenden Bronzebuddha der Ming Dynastie.
Da die muslimischen Einflüsse in der Provinz Shaanxi besonders groß sind, haben sich diese mit unter auf die Küche der Provinz ausgewirkt. Wie auch in der Provinzhauptstadt Xi’an lassen sich gleiche Speisen auch in Xianyang finden, unter denen besonders das Yangroupaomo 羊肉泡馍 hervorzuheben ist. So sollten Besucher wenigstens ein Mal die schmackhafte Nudelsuppe probieren. Auch wenn es eine Art Nudelsuppe ist, so befinden sich kleine Teigklümpchen aus Nudelteig in der Suppe, die zusammen mit Lammfleisch in einer Lammbrühe serviert werden. Dazu gibt es eine scharfe Chili-Soße und eingelegte Knoblauchzehen.
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