Der Jade Buddha Tempel liegt im Stadtbezirk Jing'an im Nordwesten von Shanghai. Er ist wohl einer der wichtigsten spirituellen Orte in der modernen Metropole. Die buddhistische Tempelanlage wurde zur Regierungszeit des Kaisers Guang Xu der Qing-Dynastie im Jahr 1882 gegründet. Grund dafür waren zwei Buddha-Statuen aus Jade, die durch den Mönch Hui Gen hergebracht wurden.
Der Mönch Hui Gen vom heiligen Putuo Berg hatte während einer Pilgerreise nach Birma (Myanmar) fünf Buddha-Statuen aus Jade geschenkt bekommen. Davon importierte er zwei davon nach Shanghai. Es handelt sich dabei um Statuen von hohem Wert. Einen sitzenden und einen liegenden Buddha Shakyamuni aus weißer Jade, die mit Edelsteinen verziert sind.
Der sitzende, bekanntere der beiden Buddhas stellt den historischen Buddha Shakyamuni im Moment seiner Erleuchtung dar. Die Figur hat eine Höhe von 1,95 Meter und wiegt 3000 Kilogramm. Der liegende Buddha ist etwas kleiner und stellt den Eingang des Buddha Shakyamunis ins Nirwana dar, nachdem dieser Bodhi („Erwachen“ oder „Erleuchtung“) erfahren hat.
Der eindrucksvolle Tempel liegt inmitten der Millionen-Metropole Shanghai. Er blickt auf eine Gründungsgeschichte von über 100 Jahren zurück. Im Jahr 1911 ist er während der Revolution zerstört und im Jahr 1918 auf dem gleichen Terrain rekonstruiert worden. Der Neubau des Tempels, der durch Ke Chen veranlasst wurde, dauerte insgesamt zehn Jahre. Im Jahr 1979 fanden noch einmal umfassende Renovierungsarbeiten statt. Die Anlage ist heute ein Chan-buddhistisches Kloster und wird von etwa 70 buddhistischen Mönchen bewohnt. Diese kümmern sich auch um touristische Angelegenheiten und leben ausschließlich von Spendengeldern.
Der Tempel beherbergt neben den beiden Jadebuddha-Statuen und über 7000 religiösen Schriften. Außerdem noch zahlreiche weitere buddhistische Statuen, wie Wächterfiguren oder Schutzgottheiten sowie antike Malereien von wichtiger kultureller Bedeutung.
Im Jahr 1989 erhielt der Tempel eine zweite liegende Jadebuddha-Statue aus Singapur als Spende. Diese wird von den Besuchern häufig mit der älteren, aus Birma stammenden Statue verwechselt. Da sie jedoch mit ihren fast vier Metern Länge deutlich größer ist, lassen sie sich recht gut unterscheiden. Vor den einzelnen Buddha-Statuen sind geschmückte Altäre mit Opferschalen aufgestellt. Hier können die Besucher Obst oder Räucherstäbchen als Opfergabe darbringen.
Der Jadebuddha Chan Tempel ist, wie der Name schon sagt, durch die Schule des Chan-Buddhismus geprägt. Dies ist eine Unterform des Mahayana-Buddhismus und geht auf das 6. Jh. unserer Zeitrechnung zurück. Die Schule entstand im weltweit berühmten Shaolin-Kloster 少林寺, welches am Fuß des Gebirges Song Shan 嵩山 in Henan liegt.
Der indische Mönch Bodhidharma gilt als Begründer dieser Schule. Dessen Hauptmerkmal die umfassende Selbstbetrachtung und Meditation ist. Da das Shaolin-Kloster bis zur Ankunft Bodhidarmas daoistisch geprägt war, haben auch einige daoistische Elemente Einzug in den Chan-Buddhismus erhalten. So spielt zum Beispiel der Begriff des Nichthandelns 无为 (Wú wéi) eine wichtige Rolle. Dieser besagt keineswegs, dass man gar nicht handeln sollte. Sondern dass man zum richtigen Zeitpunkt und mit dem richtigen Bewusstsein handeln sollte – nämlich wenn der eigene Geist frei und mit der Natur im Einklang ist.
Die Tempelanlage folgt dem klassischen Grundriss der drei hintereinander liegenden Haupthallen mit zwei Höfen, die an einer zentralen Hauptachse von Süden nach Norden angeordnet sind. Die Haupthallen bilden die Halle der Himmelskönige 天王殿 (Devajara Halle), die Schatzhalle des Großen Helden 大雄寶殿 (Mahavira Halle) sowie die Jadebuddha-Halle 玉佛殿, in dem sich die sitzende Jade-Statue des Buddha Shakyamuni befindet.
In der Halle der Himmelskönige empfängt ein lachender Dickbauch-Buddha die Besucher. Die Halle liegt direkt am südlichen Haupteingang und birgt ebenfalls die vier himmlischen Könige, die über die vier Himmelsrichtungen wachen. In der sich anschließenden Schatzhalle des Großen Helden stehen drei goldene Buddha-Statuen. Amithabha, der Buddha der allumfassenden Liebe, der historische Buddha Shakyamuni sowie Bhaisajyaguru, der Medizin-Buddha, der alle Krankheiten heilt. In der Halle befinden sich außerdem die große Tempelglocke und 18 goldene Arhat-Statuen (chines. Luohan 羅漢 „Würdige“), die mit Hilfe der buddhistischen Lehre zur Erleuchtung gelangt sind.
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Seitlich, an die drei Haupthallen angrenzend, liegen im Osten die Guanyin Halle 觀音殿, die der Göttin der Barmherzigkeit geweiht ist, sowie im Westen die Halle des Ruhenden Buddha 臥佛殿, in der die kleinere liegende Jade Buddha Statue des Buddha Shakyamuni aus Birma zu sehen ist.
Der Tempelkomplex umfasst neben den verschiedenen Gebäuden auch einen chinesischen Garten, der zu einem entspannten Spaziergang einlädt. Die für den klassischen chinesischen Garten typischen Gestaltungsmerkmale – Wasserläufe, Felsen und Pflanzen, bestimmen die Form des Gartens. Auch Tore, Brücken und Pavillons sind zentrale Elemente, die in keinem chinesischen Garten fehlen dürfen.
Die Bauwerke nehmen in China einen besonderen Stellenwert ein. Sie dienen den Besuchern dazu, die Landschaft zu genießen, sich auszuruhen oder sich einfach dem gemeinsamen Disputieren und Philosophieren hinzugeben. Der Koi-Teich, der sich durch den Großteil der Gartenanlage zieht, trägt ebenfalls zur friedlichen Atmosphäre bei, die innerhalb des Gesamtkomplexes spürbar ist.
Im Jade Buddha Tempel Vegetarian Restaurant 玉佛寺素斋馆, dass sich an den Tempelkomplex anschließt, kann man sich im Anschluss an den Tempelbesuch mit einer vegetarischen Köstlichkeit stärken. Es gibt auch eine englische Version der Speisekarte mit Fotos.
Der Jade Buddha Tempel befindet sich auf der Anyuan Lu Nummer 170 im Jing´an Distrikt von Shanghai (上海市 静安区 安远路170号) und ist mit der Metro Linie 7 (Station: Changshou Lu 长寿路) oder mit den Buslinien 19, 206 oder 738 (Station: Jiangning Lu 江宁路/Anyuan Lu 安元路) erreichbar. Der Tempel hat in der Regel von 8:00 bis 16:30 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis liegt bei RMB 20.