Ich habe ja im letzten Post über chinesisches Frühstück bereits gezeigt, dass ein morgendliches Mahl auch in China stattfindet und sich der ein oder andere Leckerbissen dort probieren lässt. Mindestens einer meiner Freunde, würde mir hier und jetzt sofort widersprechen, aber ich bleibe dabei: Chinesisches Frühstück schmeckt!
Ich hatte anfangs sogar den Plan, dass ich nach meiner Rückkehr aus China 2014 einmal im Monat ein chinesisches Frühstück veranstalten wollte, aber dazu ist es dann leider doch nicht gekommen. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch irgendwann, aber da chinesisches Frühstück eben nicht einfach nur Brot mit Käse, Wurst oder Marmelade bedeutet, ist es doch etwas aufwendiger vorzubereiten. Wenn ich morgens durch die Straßen Chinas gehe und mir meine Leckerbissen hole, geht dies natürlich viel schneller, aber ich möchte nicht wissen, wann die Verkäufer allmorgendlich das Bett verlassen müssen.
Es fällt doch auf, dass vor allem das Frühstück und das Mittagessen gewisse Parallelen aufweisen. Ich persönlich glaube nicht, dass Jiaozi, also diese leckeren mit allerlei gefüllten Teigtaschen oder Maultaschen, die es interessanter Weise in fast jedem Land zu geben scheint, ein spezielles Frühstück sind, aber man bekommt sie auch morgens an eigentlich fast jeder Ecke.
Es war natürlich ideal für mich, dass direkt hinter der Tianjin University, wo ich von 2013-2014 ein Jahr verbracht habe, ein kleiner aber feiner Frühstücksmarkt war. Zu allem Überfluss bieten die chinesische Mensen auch noch Frühstück an, aber dieses schmeckt leider nicht so gut, wie das damals in fußläufiger Nähe von meinem Wohnheim entfernte.
Über die Sojamilch habe ich im ersten Teil meines Frühstücksberichts bereits berichtet, aber natürlich habe ich den ein oder anderen Klassiker noch für mich behalten. Da wären zum Beispiel die Tee-Eier (茶叶蛋; cha ye dan).
Ja genau. Tee lässt sich nicht nur trinken, sondern auch, ja, ich nenne es mal essen. Die Japaner sind da auch sehr firm drin, wenn es um mocha geht – Matcha. Matcha bekommt man nicht nur als Pulver, sondern auch in Eis- und Kuchenform. Aber auch Schokolade oder Kaubonbons werden inzwischen mit Matchageschmack angeboten.
Ist Matcha jetzt natürlich eine besondere Zubereitungsart des Tees, lassen sich auch Eier mit ganz normalen Teeblättern zu wahren Wunderwerken des Geschmacks verwandeln. Und schon bin ich nach diesem kleinen Exkurs in die japanische Teekulinarik schon wieder bei den Chinesen.
Tee-Eier sind eigentlich kein Hexenwerk. Es sind zwar ganz platt gesprochen Eier, die in Tee gekocht werden, aber ganz so einfach ist es trotzdem nicht, denn es kommen noch ein paar andere Gewürze mit in den Sud, der nach einigen Stunden Koch- und Ziehzeit aus dem normalen Hühnerei ein Tee-Ei macht. Dadurch, dass die Eier nachdem sie hart sind, angeschlagen werden, bekommen sie in dem dunklen Sud aus Tee, Sojasauce, Lorbeerblatt, Sichaunpfeffer, Zimt und Sternanis eine schöne bräunlich Farbe und entlang der Bruchstellen der Schale entstehen optische Adern. Logisch, denn hier ist am meisten des Suds eingezogen. Schlussendlich sehen sie fast marmoriert aus, wie ein gutes Steak!. Das non-plus-ultra des Rindersteaks trifft also auch auf die Tee-Eier zu: die Maserung.
Jetzt schlage ich mal wieder die Brücke zum ersten Artikel: Ich würde sogar so weit gehen und die Sojamilch, Youtiao und die Tee-Eier zur heiligen Trinität des chinesischen Frühstücks ernennen.
Anfangs sprach ich auch schon von den Jiaozi. Teigtaschen sind in China ein ganz großes Thema.
Aufgrund ihrer Vielfalt zähle ich sie auch gerne zu den Top 5 meiner liebsten chinesischen Gerichte. Und ungelogen, ich lade regelmäßig Freunde zu mir nach Hause ein und dann formen, kochen und dämpfen wir zusammen Jiaozi. Der gemeine Chinese unterscheidet zwischen Jiaozi, Baozi und Xiaolongbao. Alles drei keine eindeutigen Frühstücksgerichte, aber sie schmecken morgens genau so lecker wie mittags, abends oder nachts nach der Party.
Prinzipiell sind alle drei Formen Teig mit etwas drin. Jiaozi zeichnen sich durch dünnen Nudelteig aus und werden in der Regel gekocht oder gedämpft.
Baozi sind die größten Vertreter. Richtiger Hefeteig, der beim Dämpfen schön aufgeht und sie gerne mal Handgröße erreichen . Das Mittelding, wenn man so will, sind die Xiaolongbao. Kleine Hefeteigklöße, die in der Mitte neben der Füllung auch noch etwas, nennen wir es mal Bratensaft, enthalten sollen. Und ja, sie sind unfassbar heiß und es kann einen schon einmal den Mund verbrennen, wenn man ohne Obacht in die Xiaolongbao beißt...
Bevor es in China Essstäbchen gab, die frühsten Funde werden etwa auf die Jahre 6600 v.Chr. datiert, gab es den Löffel. Hauptnahrungsmittel der Nordchinesen war in jener Zeit Zhou (粥). Gelöffelt wird Zhou bis heute. Aber was ist Zhou? Reisbrei passt vielleicht ganz gut oder eine Art dickflüssige Reissuppe. Klingt erst einmal unspektakulär und pur wäre sie auch nicht Jedermanns Sache. Wieso wurden dann die Stäbchen erfunden, wenn man mit dem Löffel doch ganz gut klar kam? Irgendwann muss es auch den alten Chinesen zu langweilig gewesen sein, immer nur Reis oder Hirse auszukochen und sie fingen an, verschiedene Ingredienzen dazuzugeben. Nun kamen die Essstäbchen ins Spiel und sie sollten sich bis heute durchsetzen. Aus der Vergangenheit hat sich dieser Zhou gehalten und wird heute in diversen Variationen angeboten. Meine Lieblingsversion ist mit den sog. Tausendjährigen Eiern und Schweinefleisch (瘦肉皮蛋粥).
Chinesisches Frühstück ist bunt und vielfältig. Es besticht vor allem durch seine warmen Gerichte. Mir gefällt’s, aber ich kenne auch viele, die den Gedanken bereits morgens warm zu essen etwas befremdlich finden. Aber: Es ist auch eine Frage der Gewöhnung. Der Mensch ist ein anpassungsfähiges Wesen und die meisten Frühstücksgerichte sind doch auch gar nicht so exotisch. Zumindest, wenn ich vom Tausendjährigen Ei absehe.