Die Innere Mongolei ist für ihre abwechslungsreichen Gras- und Wüstenlandschaften sowie das historische Erbe des Mongolen-Herrschers Dschingis Khans berühmt. Gerade diese Mischung macht einen Besuch besonders reizvoll. Trotzdem wird die längste Provinz Chinas von westlichen Touristen bislang selten bereist.
Die Provinz ist mit der im Norden angrenzenden Mongolei kulturell und historisch eng verknüpft. Vor rund 800 Jahren, als der berühmte Dschingis Khan mit dem Mongolischen Reich die Herrschaft über das größte Imperium der menschlichen Geschichte hatte, regierte er auch über China. 1271 gründete sein Enkel, Kublai Khan, die chinesische Yuan-Dynastie. Erst 1368 wurde sie durch die Han-chinesische Ming-Dynastie gestürzt.
Aber auch heute noch entdeckt man Spuren des mongolischen Reiches. Zwar sind nur etwa 20% der Bevölkerung ethnische Mongolen. Trotzdem bleibt der mongolische Einfluss in der Provinz vielerorts erhalten – sowohl landschaftlich als auch kulturell.
Hohhot, auch „die blaue Stadt“ genannt, ist die Hauptstadt der Inneren Mongolei. Obwohl sich Hohhot insgesamt nur wenig von anderen chinesischen Großstädten unterscheidet, gilt sie als das Tor zur Inneren Mongolei. Für Eilige lassen sich von hier aus gut Tagesausflüge in nahe gelegene Gras-Steppen und Wüstengebiete organisieren.
Die Hauptstadt eignet sich wunderbar als Startpunkt für weitere Entdeckungsreisen. Das riesige Museum der Inneren Mongolei mit seinen rund 44.000 Objekten zur ethnischen Geschichte der Mongolei bietet eine gute Einführung – teils sogar mit englischen Erklärungen. Hier erfährt man mehr zur historischen Verknüpfung von der Mongolei mit China, aber auch vieles zur neueren Geschichte: etwa über die wirtschaftliche Bedeutung als größte Quelle für Bodenschätze in China sowie über die chinesische Raumfahrt, für die die Innere Mongolei als Landeplatz fungiert.
Hohhot eignet sich auch für ein erstes Probe-Essen der inner-mongolischen Küche, die eine leckere Mischung aus typisch chinesischen und mongolischen Gerichten bietet. Die Küche erinnert an die muslimische Küche in Xinjiang oder die tibetische Nomaden-Küche und bietet vor allem Lamm- und Hammelfleisch sowie viele Milchprodukte.
Unser Tipp: Probieren Sie einmal getrockneten Käse. Dieser wird als Snack – meist in Bonbon-Tütchen verpackt – in vielen kleinen Läden in der Innenstadt von Hohhot verkauft. Zugegebenermaßen ist der Geschmack gewöhnungsbedürftig, aber interessant in jedem Fall.
Nur drei Autostunden nördlich von Hohhot entfernt beginnt das Grasland. Hier hat man eine kilometerweite freie Sicht auf nichts weiter als Gras, weshalb hier auch chinesische Astronauten landen.
Wer nicht viel Zeit hat, kann von Hohhot aus Ein- bis Zwei-Tagesausflüge in die nächstgelegenen Gras-Steppen von Gegentala, Xilamuren oder Huitengxile unternehmen. Hier kann man in Jurten übernachten, auf mongolischen Pferden reiten und mongolische Köstlichkeiten genießen.
Jährlich Ende Juli findet hier zudem das Naadam-Festival statt, bei dem sich die Mongolen im Pferderennen, Wrestling oder Bogenschießen messen. Leider ist das Festival mittlerweile vor allem ein touristisches Highlight. Und so findet man in diesen nahegelegenen Gras-Steppen auch viele überteuerte Touristenhochburgen, bestehend aus luxuriösen „Jurten-Städten“ (inklusive Strom, Bad und Heizung), die hauptsächlich die chinesischen Touristen nutzen.
Wer einen authentischeren Blick erhalten will und viel Zeit mitbringt, sollte sein Glück ganz im Norden der Inneren Mongolei versuchen. Das Hulunbei'er-Grasland liegt in der Nähe der russischen Grenze und ist am besten von der Nachbarprovinz Heilongjiang aus zu erreichen. Im Umland der größten Stadt Haila'er gibt es einige Jurten-Camps, in denen man recht günstig übernachten kann.
Die Landschaft in der inneren Mongolei könnte nicht unterschiedlicher sein. Während sich im Nordosten das Grasland erstreckt, befinden sich im Westen die Ausläufer der Wüste Gobi. Die der Hauptstadt Hohhot am nächsten gelegene Wüste ist Xiangshawan in der Nähe der Geisterstadt Ordos. Ordos ist eine erst vor wenigen Jahren erbaute Planstadt, die aufgrund zahlreicher Gas- und Kohlevorkommen erbaut wurde und eigentlich eine Millionen Menschen beherbergen sollte. Doch der Plan ging nicht auf und bis heute leben nur wenige Tausend Menschen in der Stadt.
Die Xiangshawan-Wüste wird auch als die „tönende Wüste“ bezeichnet, da der Sand ein Geräusch produziert, das an Automotoren erinnert – warum, ist bis heute nicht vollkommen aufgeklärt. Hier kann man eine kleine Wüstenwanderung starten oder, wenn man keine Lust auf Laufen hat, auf Kamelen reiten.
Die Badain Jaran-Wüste liegt am westlichen Ende der inneren Mongolei. Mit einer Höhe von bis zu 400 Metern befinden sich hier die größten Dünen der Welt. Das Besondere: Obwohl die Wüste mit rund 40 mm Niederschlag im Jahr extrem trocken ist, haben sich fast 150 Seen mitten in der Wüste gebildet. Diese machen die Wüste zu einem landschaftlich einzigartigen Ort.
Das Mausoleum des großen mongolischen Führers Dschingis Khan, 130 km von der Stadt Baotou entfernt, ist eigentlich gar keins. Die eigentliche Grabstätte des mongolischen Führers wurde nie entdeckt, denn Dschingis Khan wollte lieber anonym beerdigt werden. Dennoch wurde mitten im inner-mongolischen Nirgendwo von den Anhängern des berühmten Khans ein prachtvolles Mausoleum errichtet.
Das Mausoleum besteht aus drei miteinander verbundenen Hallen, in deren Zentrum eine 5 Meter hohe Marmorstatue des Khans steht. Leider wurden während der Kulturrevolution das Mausoleum sowie viele Reliquien des Khans, wie etwa Waffen und Haarschmuck, zerstört, sodass heute Nachbildungen als Ersatz dienen müssen.
Kublai Khan, Enkel von Dschingis Khan und Kaiser während der mongolischen Yuan-Dynastie, errichtete im Jahr 1252 zu seinem persönlichen Vergnügen die Sommer-Residenzstadt Shangdu. Im Westen wurde Shangdu vor allem durch die Reise-Aufzeichnungen Marco Polos bekannt. Dieser soll 1275 die prunkvolle Stadt besucht haben und dort 17 Jahre als Beamter Kublai Khans verbracht haben.
Im Westen ist die Stadt vor allem unter dem Namen „Xanadu“ bekannt und gilt als Metapher für Prunk und Wohlstand. 1369 wurde Shangdu von Ming-Truppen erobert und vollkommen zerstört. Heute sind nur noch die Ruinen des einstmaligen „Vergnügungsschlosses“ zu besichtigen.