Fußball im Reich der Mitte

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Auch wenn China traditionell nicht häufig mit Fußball assoziiert wird und auch der große chinesische Beitrag zum Lieblingssport der Deutschen bis heute auf sich warten lässt, spielt Fußball heute in China eine immer größere Rolle. Dabei haben viele Chinesen zum Fußball ein eher ambivalentes Verhältnis. Wie passend, dass ich zur WM 2014 gerade in China war und den Sieg der deutschen Mannschaft einmal aus „chinesischen Augen“ heraus betrachten konnte.

Zwischen Schmach und Hoffnung

Einmal einen großen Titel im Fußball gewinnen, davon träumt der ein oder andere fußballbegeisterte Chinese schon lange. Erstmals nahm die chinesische Nationalmannschaft an einer Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea teil. Schade nur, dass nach der Vorrunde als Gruppenletzter bereits Schluss war. Ein Trauerspiel, findet ein chinesischer Taxifahrer, der mich kurz vor dem Spiel Frankreich gegen Deutschland zurück ins Hotel bringt, damit ich im nahe gelegenen Pub bei gekühltem Bier und Reisschnaps das Spiel in Beijing verfolgen kann. Er sei jetzt für Deutschland, aber eigentlich wünsche er sich, dass es auch China einmal bei einer WM weit bringen könne.

Schade, denn bei anderen Sportarten schneidet China doch eigentlich immer ganz gut ab. Ich denke da an Olympia. Und auch im asiatischen Fußballvergleich hat China auch durchaus schon Titel gewonnen. Lediglich im weltweiten Vergleich hapert es noch ein bisschen. Aber ähnlich wie mein Taxifahrer, geben viele Chinesen die Hoffnung nicht auf. Auch nicht Xi Jinping?

Chefsache

Chinesische Schüler der Mittelstufe mit Fußball Chinesische Schüler der Mittelstufe

Nicht nur die deutsche Kanzlerin gilt als ausgesprochener Fußballfan, sondern auch der Mann an Chinas Spitze. Präsident Xi Jinping hat die Förderung des Fußballs nach seiner Regierungsübernahme postwendend zur Chefsache erklärt. Das Ziel ist klar: Weltspitze. Und so schauten Merkel und Xi auch bei seinem letzten Besuch in Deutschland im Juli 2017 bei einem deutsch-chinesischen Freundschaftsspiel der Fußballjugend vorbei. Die Fußballnachkommen in China sollen so gut wie möglich gefördert werden. So ist es unter den deutschen Clubs nicht nur Bayern München, der inzwischen ein eigenes Fußballzentrum in China betreibt. Potential ist da. Bei 1,3 Mrd. Einwohnern sollte doch das ein oder andere Talent zu finden sein und bei nur etwa 10.000 aktiven Fußballern gibt es auch noch viel Spielraum.

Protektionismus

Trotz aller ausländischer Fußballer in China, muss der Fußball aber dennoch schön chinesisch bleiben. Das gebietet ja auch schon der Anstand vor dem Nationalstolz. So dürfen seit 2007 nur noch drei Spieler pro Kader Ausländer sein und genau so viele dürfen pro Team auch nur auf den Platz. Ähnliche Regelungen gab es auch schon in der Vergangenheit, wobei die Zahlen immer etwas schwanken. Ein Blick in die Torschützenkönige offenbart jedoch schlimmes – zumindest aus chinesischer Sicht. Seit 2004 war nur ein Chinese, wenn auch gleich zwei Mal in Folge, Torschützenkönig. Sonst immer ausländische Spieler. Li Jinyu beendete seine Karriere allerdings schon 2010. Und, dass es bei der Chinese Super League (kurz für: Ping An Chinese Football Association Super League) um viel geht, zeigt, dass die Übertragungsrechte von der Saison 2016 bis 2020 für umgerechnet 1,25 Mrd US-Dollar verkauft wurden.

Public Viewing in Zhangye Fußball WM/ Foto: Frederik Schmitz Public Viewing in Zhangye

Ein Langzeitprojekt

All’ diese Bemühungen scheinen aber noch nicht die erwünschten Früchte zu tragen. Und so ist auch die Begeisterung für Fußball noch kein Massenphänomen. Sicherlich: Es sind die Studenten, die bei den großen Turnieren gerne in die Bars gehen, um sich die Spiele anzuschauen, aber der Großteil der Bevölkerung hat doch mit Fußball noch nicht so viel am Hut. Es sind wahrscheinlich auch eher diejenigen, die sich die Spiele anschauen, die im Kontakt mit Ausländern stehen. Studenten treffen heute oft mit Austauschstudierenden aus Fußballnationen zusammen und chinesische Geschäftsleute mit den Expats, die auch im Ausland die Spiele ihrer Mannschaft oder ihres Landes schauen wollen.

Sonst, so ist mein Eindruck zumindest, interessiert sie der Fußball nicht so sehr. Das ändern auch die öffentlichen Übertragungen mancher Spiele auf den Plätzen des Landes nicht. Aber wer schaut sich schon gerne Spiele an, wenn die eigene Mannschaft es schon wieder nicht geschafft hat, an dem Turnier teilzunehmen. Wahrscheinlich gehört der Fußball in China eher zu den Langzeitprojekten.

Begeisterung sieht anders aus

Aber auch sieht man selten, dass die chinesischen Spiele öffentlich in Bars und Restaurants übertragen werden. Hier unterscheidet sich wohl nach wie vor die Begeisterung für den Fußball in Deutschland und in China. Während in Deutschland eigentlich jedes Bundesligaspiel und in den Irish Pubs des Landes auch internationale Ligen übertragen werden, so schauen Chinesen nach wie vor lieber Gesangs- und Datingshows. Der Funke der Fußballbegeisterung ist hier noch nicht übergesprungen. Aber manchmal ist eine schöne Gesangsshow auch sehenswerter als ein Fußballmatch.

Das Finale gewann dann Deutschland, aber ich glaube, es waren mehrheitlich die eigenen Landsmänner, die es wirklich wahrgenommen haben. Sicherlich, der ein oder andere Taxifahrer hat nach der obligatorischen Frage, aus welchem Land ich käme, noch einmal den Schwenk zum Fußball gewagt, aber auch das verpuffte schnell.

Fußball und China, das ist nicht die harmonischste Beziehung. Aber wenn ein Wesenszug nicht im chinesischen Naturell vorhanden ist, dann ist es aufgeben. Und so bleibt abzuwarten, wie sich der Fußball in China entwickeln wird. Vielleicht sehen wir schon in einigen Jahren den Weltmeister China. Zuzutrauen wäre es ihnen.

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