Das leichte Rauschen von Wasser wird von Vogelgezwitscher und einer Ruhe begleitet, die einen entspannten Nachmittag verspricht. Das war für mich der Hupao Spring in Hangzhou. Nicht viele Besucher tummeln sich in diesem Park und ermöglichen einem dadurch, die Natur ganz für sich zu genießen. Und selbst wenn es etwas voller sein sollte; der Park ist so weitläufig, dass man sich kaum gestört fühlt.
Der Hupao Spring (chin. 虎跑泉, Tigerquelle) ist eine Quelle drei Kilometer entfernt von der Innenstadt Hangzhous. Sie liegt am Fuße des Daici Bergs, zwischen dem West Lake und dem Qiantang Fluss. Nach mehreren Studien wurde die Qualität des Wassers in dieser Quelle als eine der besten des ganzen Landes befunden — nur die Quellen in Zhejiang und Wuxi sind besser.
Der Hupao Spring ist berühmt für den Geschmack des Wassers, der als rein und leicht süßlich beschrieben wird. Darüber hinaus soll es auch sehr gut für die Gesundheit sein. Bei einem Besuch des Parks sieht man aus diesem Grund immer wieder Menschen mit großen, leeren Behältnissen, in die sie sich ein wenig davon abfüllen. Innerhalb des Parks um die Quelle hat man außerdem die Möglichkeit den Longjing Tee (chin. 龙井茶, Drachenbrunnen-Tee) zu probieren, der mithilfe des Quellwassers gekocht wird.
Viele Legenden ranken um diese Grüntee-Sorte. Zum einen wird ihr nachgesagt, dass sie in der Qing-Dynastie von Kaiser Kangxi zum „kaiserlichen Tee“ erhoben wurde. Zum anderen erzählt man sich, dass der Tee nach einem Brunnen benannt wurde, der trübes Wasser enthielt. Sobald es regnete, soll sich eine kleine Schicht Regenwasser in geschwungenen Linien davon abgegrenzt und an einen chinesischen Drachen erinnert haben. Aus diesem Grund wird sowohl das Wasser selbst als auch der Longjing Tee als die Wunder des Hupao Springs bezeichnet.
Ein kleiner Fakt noch am Rande zu der besonderen Beschaffenheit des Wassers: Man könnte damit eine Schale bis zu drei Millimeter über den Rand befüllen, ohne dass sie überläuft. Genauso könnte man auch eine Münze hineinwerfen, und es würde nicht überschwappen. Ich selbst habe es nicht ausprobiert, da ich zu dem Zeitpunkt noch nichts davon wusste. Aber ich würde zu gern wissen, ob es stimmt.
Der Grund, warum der Park Hupao Spring genannt wird, lässt sich ebenfalls in einer Legende wiederfinden. Es wird sich erzählt, dass ein Mönch namens Xingkong an diesem Ort gelebt hat. Eines Tages musste er seine Sachen packen, um weiterzuziehen, da es kein Wasser mehr gab. In der Nacht vor seiner Abreise hatte er einen Traum, in dem er zwei Tiger sah, die in der Erde gruben, bis Wasser empor spritzte. Und genau das geschah am nächsten Tag. Heute sind überall Tigerstatuen in den verschiedensten Formen im Park verteilt.
Der Park rund um die Quelle ist wundervoll grün gestaltet. Meterhohe Bäume zieren die Wege, während die gesamte Fläche immer wieder durch Bäche und Teiche durchzogen ist. Neben der Natur gibt es mehrere Tempel und Gebäude, die man besichtigen kann, sowie Teehäuser, in denen man Longjing Tee trinken kann. Einer der Tempel ist zum Beispiel der des Mönches Xingkong, ein anderer ist einem weiteren berühmten Mönch gewidmet — Jigong. Er wird als Volksheld angesehen und galt als exzentrischer Mann, der sich viel um die Armen gekümmert hat.
Die meiner Meinung nach schönste Statue des ganzen Parks zeigt die Legende rund um Xingkong. Sie befindet sich auf einem Hügel über der Quelle, und nur wenige Menschen machen sich auf den Weg hinauf. Dabei lohnt sich der Anblick und ist für mich das Highlight des Parks gewesen. Allgemein ist es ratsam in solchen Parks viel zu erkunden, da man immer wieder auf versteckte Tempel, Statuen oder andere Sehenswürdigkeiten stößt.
Aber nicht nur der Park selbst, sondern die ganze Stadt überzeugt mit den vielen meterhohen Bäumen, die die Wege zäunen. Hangzhou ist eine unglaublich grüne Stadt, die idyllisch und entspannt wirkt. Ich war im Juni dort gewesen und musste mit der schwülen Hitze und unzähligen Mücken kämpfen. Nichtsdestotrotz war sie das Highlight meiner Reise durch den Osten Chinas.
Neben des allseits bekannten West Lakes, der in seinem riesigen Areal mit unzähligen Sehenswürdigkeiten dienen kann, kann man beispielsweise durch eine Altstadtstraße mit vielerlei Geschäften und Restaurants schlendern, die eine lange Geschichte aufweisen. Es gibt dort einige Apotheken mit traditionell chinesischer Medizin.
Außerdem befindet sich in Hangzhou eine Teeplantage für den Longjing Tee, die man besuchen kann. Dort kann man zusehen, wie die Teeblätter gepflückt und weiterverarbeitet werden. Direkt im Anschluss wäre das Tee-Museum lohnenswert, in dem man die Geschichte des chinesischen Tees erfährt und anschließend ein paar Sorten probieren kann.