Shanghai Inside: Luftschutzbunker

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Protestkultur, Musikszene, Punk in China? Leute, die danach fragen, landen meist in Peking. Doch in Shanghai gibt es nichts, was es nicht gibt. Man muss nur lange genug suchen. Denn die Undergroundkultur in Shanghai findet wirklich im Untergrund statt. Tief in den Eingeweiden der Stadt, in alten Luftschutzbunkern.

Samstagabend, ich bin zum Gitarre spielen verabredet. Die Hausnummer weiß ich, doch handelt es sich um ein Restaurant. Ein paar Chinesen mit Instrumenten verschwinden darin. Essen sie zu Abend? Oder verbergen sich hier tatsächlich die Proberäume, die ich suche?

Zögernd begebe ich mich in das Lokal. Die Kellnerin sieht den „Laowai“ mit der Gitarre und zeigt höflich auf eine Betontreppe, die zwischen Küche und Toilette nach unten führt. Ein strenger Geruch dringt herauf. Eine Mischung aus abgestandener Luft, Rauch, Bier und etwas Undefinierbarem, das aber auch von Küche oder Toilette kommen könnte.

Wer hier Musik macht, sollte besser nicht an Klaustrophobie leiden Wer hier Musik macht, sollte besser nicht an Klaustrophobie leiden

Ich steige die Stufen herab, ein enger Gang führt mich weiter, am Ende heult eine verzerrte E-Gitarre. Auf der anderen Seite einer 30cm dicken Betontür werde ich von zwei Chinesen empfangen. Sie vermieten hier die Räume. Legal? Illegal? Ich weiß es nicht. Meine Freunde warten schon. Wir haben uns für heute den „VIP-Room“ bestellt. In dem ehemaligen Luftschutzbunker gibt es acht Räume. In jedem Raum stehen Schlagzeug, Gesangsanlage, Mischpulte und Gitarrenverstärker. Pro Stunde kostet so ein Raum zwischen drei und fünf Euro. Ein Traum, wenn man an die monatliche Miete für einen Proberaum in Deutschland denkt.

Saturday Night Jam in Shanghais Bunkern Saturday Night Jam in Shanghais Bunkern

Die Luftschutzbunker in Shanghai wurden in den 30er Jahren gebaut, als die Japaner ihre Angriffe flogen. Auch im anschließenden Bürgerkrieg kamen weitere dazu und erst mit dem Ende des Kalten Krieges, haben sie ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. Die Proberäume sind von der Regierung nicht gern gesehen. Zu viele junge Chinesen singen zu viele Lieder mit zu viel rebellischem Inhalt. Also wird von Zeit zu Zeit ein Bunker dicht gemacht und zwei Wochen später hat sich wieder herumgesprochen, wo der nächste aufgetaucht ist.

Sehr beliebt sind auch die Bunker-Bars. Da ist zum einen das Shelter (5 Yongfu Lu), eine Indie-Bar mit DJs, günstigen Getränkepreisen und alternativem Publikum. In eine andere Welt eintauchen kann man auch im Shanghai Studio (1950 Huaihai Zhong Lu). Dieses unterirdische Labyrinth mit mehreren Bars, Dancefloor und Lounges wird besonders am Wochenende von Shanghais Gay Szene frequentiert.

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