Nichtsdestotrotz bietet sich besonders die Pekinger Altstadt noch immer an, um sie mit dem einst liebsten Fortbewegungsmittel der Städter zu erkunden. Besonders die Gegend um den See Houhai, nahe dem Glocken- und Trommelturm, ist mit ihren kleinen Straßen und Gässchen ideal für eine ausgedehnte Radtour. Am Ufer entlang rauscht man an alten chinesischen Statuen unter Weiden vorbei, flankiert von neuen aber auch ziemlich teuren Bars und Cafés.
Über die nächste Brücke. Plötzlich finden wir uns in einem Hutong wieder, den noch immer bewohnten Siedlugen der wirklichen Altstadt. Dicht an dicht drängen sich niedrige, graue Häuser. In einigen Ecken liegen zerbrochene Schindeln aus Schiefer, die wahrscheinlich mehr Jahreswechsel gesehen haben als die meisten von uns Reisenden.
Und weiter geht es: Vorbei an alten Männern, die rauchend auf Türschwellen sitzen und Frauen die auf einem Klapptisch Karten spielen. Traditionell ist die nachbarschaftliche Gemeinschaft in solchen Hutongs sehr stark.
Auf der nächsten belebten Straße wird die Luft schlechter. Tatsächlich sollte man zumindest zur Sandsturmzeit im Frühjahr den Versuch wagen, beim Fahren einen der überall erhältlichen Mundschutze zu tragen – das ist zwar etwas ungewohnt, hilft jedoch enorm gegen das staubige Kratzen im Hals. Bei der verrückten Fahrweise einiger Autofahrer bietet es sich jedoch ohnehin an, schnell wieder auf weniger befahrene Wege zu wechseln.
Zurück in den Wohnvierteln empfiehlt es sich am Ende einer langen Tour zur Straße Nanluoguxiang fahren. In dieser belebten kleinen Fußgängerzone mitten in den Hutongs gehen Ausländer und Chinesen gleichermaßen in Bars und Restaurants ein und aus oder stehen, an gegrillten Snacks knabbernd, vor T-Shirt- und Design-Läden.
Hier kann nun auf einer der Dachterrassen ein Tag ausklingen, dessen Eindrücke nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam vorbeigerauscht sind. Und langsam können wir vielleicht verstehen, warum das Fahrrad so lange das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Chinesen war.