Nach Deutschland hält der Winter nun letztlich auch in China Einzug. Miniröcke weichen wollenen Strumpfhosen, Mäntel und Schals ersetzen T-Shirts. Es wird kalt an Chinas Ostküste und damit beginnt eine unangenehme, gleichzeitig aber auch schöne Jahreszeit.
Shanghai liegt gerade noch südlich des ‚Heizäquators‘, ist also eine Stadt ohne ein richtiges Heizungssystem. Die Metropole liegt weit genug in milderen Gefilden, dass die Stadtväter Heizkörper in den Wohnungen für unnötig erklärten. Dabei können wir das ‚mild‘ hier durchaus in Anführungszeichen setzen, denn auch Shanghais Winter werden kalt. Da die Chinesen nun auch nicht unbedingt für ihre energiesparende und gut gedämmte Bauweise bekannt sind, ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Temperaturen in den Wohnungen der Stadt fast ebenso schnell sinken wie im Freien.
Heizlüfter sind im Moment der Renner in den Elektromärkten und jeder, der gerade keinen zur Hand hat, entwickelt seine ganz eigenen Strategien, um mit der Kälte umzugehen. So kam mir vor ein paar Tagen auf der Straße eine adrett gekleidete junge Frau entgegen, die ihre Pumps zu der halblangen Hose nun nicht einfach so trug. Das wäre zu kalt! Nein, in den schwarzen Highheels steckten weiße Tennissocken. Während – so wage ich mal, zu behaupten – fast jeder europäischen Frau bei diesem Anblick das Herz kurz aussetzen und auch bei Männern das leise Verlangen nach einer Style-Polizei erwachen würde, werden solche modischen Sünden im Reich der Mitte schnell verziehen. Alles ist erlaubt, was nur irgendwie warm hält.
Während also einige nur noch mit langer Wollunterwäsche oder eben mit weißen Spotsocken herumlaufen, verlassen andere kaum ihr warmes Bett – und wenn sie dies tun, dann nur so kurz, dass es sich nicht lohnt, die Schlafanzüge überhaupt erst auszuziehen. Ja, Shanghai ist auch in China dafür bekannt, dass man hier auf den Straßen häufiger Menschen in Pyjamas zu Gesicht bekommt als irgendwo anders.
Sind die Stadtbewohner dann aber doch einmal dem Winterwetter im Freien ausgesetzt, trinken viele einfaches heißes Wasser, um sich aufzuwärmen – ohne jeglichen Zusatz von Tee oder Kaffee. Eine Idee, die sich in Deutschland wohl nie durchsetzen wird, ich selbst muss jedoch sagen, dass ich die geschmacklichen Vorzüge des heißen Nass inzwischen zu schätzen gelernt habe. Versuchen Sie es doch auch mal, ich kann es nur empfehlen.
Welche Strategien nun angewandt werden, ist von Person zu Person unterschiedlich. Eins ist jedoch sicher: Der Winter kommt und in dieser Stadt ohne Heizungen ist der Einfallsreichtum ihrer Bewohner gefragt.