Essensstände gehören in China fast schon ebenso sehr zum Straßenbild wie die Chinesen selbst. Überall dort, wo sich viele Menschen aufhalten, lassen sich mit beinahe hundertprozentiger Sicherheit auch Büdchen oder klapprige Tische finden, welche Passanten mit kleinen und großen Leckereien versorgen.
Dabei variiert das Spektrum der Speisen ebenso sehr wie das Aussehen der mobilen Kocheinheiten, auf denen sie zubereitet werden: Da gibt es kohlebetriebene Öfen, die auf hölzernen Wägen durch die Straßen gefahren werden können. Kleine, längliche Grills, auf denen allerlei Fleisch, Fisch und Gemüse zubereitet wird, welches vorher auf Plastiktischen hungrigen Passanten feilgeboten wurde. Kleine, provisorisch zusammen gezimmerte Büdchen, die sich gelegentlich neben neuen Großbaustellen finden lassen und angereiste Arbeiter mit warmen Gerichten versorgen. Und natürlich ganze mobile Küchen auf Fahr- oder Motorradanhängern, die sogar dank angeschlossener Gasflaschen mit einer fauchenden Kochflamme ausgestattet sind.
Chinesen können sicherlich als ein Volk gelten, das gut und auch gern isst – und das üppige Angebot an Straßenessen trägt oftmals mit zur Reichhaltigkeit der kulinarischen Entdeckungen bei, welche Besucher hierzulande machen können.
Pausbäckige Damen in bunten Schürzen bieten geröstete Süßkartoffeln feil, während ältere Herren selbstgemachte Wonton Suppe verkaufen und die kleinen, als Beilage gereichten Teigtaschen so schnell füllen, dass sich die Finger der Hungrigen schon allein vom Zuschauen verknoten. Bei langen Spaziergängen brauchen sich tapfere China-Entdecker nie sorgen um ihre Verpflegung zu machen – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Einmal um die Ecke gebogen, schlägt ihnen der Duft von in Gewürzen gebratenem Fettgebäck entgegen. Nur einige Meter weiter brutzeln Jianbing – mit knusprigem Tofu, Ei und Saucen aller Art gefüllte Pfannkuchen – auf großen, runden Herdplatten.
Die wahren Stars des Straßenessens sind jedoch die vielen mobilen Grills, auf denen die Kochmeister das Braten von Fleischspießchen perfektioniert zu haben scheinen. Im Sommer meist nur in den Abendstunden auf den Gehwegen zu finden, da die Lebensmittel in der Tageshitze zu schnell verderben, locken sie mit einer großartigen Mischung aus undefinierbaren Saucen, scharfen Gewürzen und etwas Fett für den Geschmack. Die vom Grill durch die Straßen ziehenden Duftwolken bringen die Menschen weit zuverlässiger zu Tisch, als jedes bunt erleuchtete Schild es könnte: Hier heißt es immer der Nase nach!
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In China lohnt es sich, die ersten Bedenken abzulegen, welche man dem Essen auf der Straße eventuell entgegenbringen mag. Natürlich – soviel lässt sich nicht leugnen – sind einige der mobilen Stände weder besonders schön noch sauber anzusehen und das seltene Risiko, sich den Magen zu verderben, essen die hungrigen Kunden immer mit. Wenn man jedoch ein Auge auf die Waren hat und an allzu heißen Tagen auf seine Spießchen verzichtet, ist Letzteres nicht so groß, wie einige vielleicht denken mögen.
Viel eher kann es da schon vorkommen, dass die Straßenköche mitsamt Stand und Spießchen den Kunden einfach weglaufen – beim Anblick von Polizisten zum Beispiel. So gut das Essen nämlich auch schmecken mag, die meisten Verkäufer haben keine offizielle Geschäftslizenz. Von ihren angestammten Plätzchen verschlägt es sie aber nie allzu weit weg und einem stillschweigenden Abkommen gleich, machen sich die Polizisten nur selten die Arbeit, den mobilen Küchen nachzujagen. Für die Kunden gilt dies jedoch nicht: Folgen Sie Ihren Spießchen und genießen Sie den einzigartigen Geschmack auf Chinas Straßen – schließlich soll ein wenig Bewegung vor dem Essen ja auch gesund sein.