Seit 9 Monaten bereist China Tours Mitarbeiterin, Nicol Hartz, die Welt. Mittlerweile ist sie in China gelandet. Fernab von jeglichen modernen Einflüssen zog es sie nach Nuodeng. Ein kleines Dorf versteckt in den Bergen Yunnans, welches Heimat der Bai-Minderheit ist. Hier traf sie auf Mr. Huang, der ihr von seinem Leben und seiner Heimat erzählte.
Nicol: Seit wie vielen Jahren lebt Ihre Familie in Nuodeng?
Mr. Huang: Die Huang-Familie hat die wohl längste Geschichte in Nuodeng und lebt seit über 18 Generationen hier. Wie mein Vater, Großvater, Urgroßvater usw. war auch ich in der Salzproduktion beschäftigt. Bis 1995 lebte nahezu jede Familie von der Salzherstellung.
Nicol: Was passierte im Jahre 1995?
Mr. Huang: Die Salzproduktion wurde von der Regierung kontrolliert. 1995 entschied die Regierung aus verschiedenen Gründen die Salzherstellung in Nuodeng zu stoppen. Zum einen entsprach die Qualität des Salzes nicht mehr den vorgeschriebenen Richtlinien. Zum anderen spielte auch die Umwelt eine große Rolle. Zur Herstellung benötigten wir Energie. Da uns die Kohle fehlte, holzten wir umliegende Bäume ab. So sah sich die Regierung gezwungen, die Produktion einzustellen.
Nicol: Womit verdienen Sie heute Ihr Geld?
Mr. Huang: Jedes Familienmitglied trägt etwas zum gemeinschaftlichen Einkommen bei. Meine Tochter kümmert sich um das Gasthaus. Etwa einmal pro Woche kommen Gäste zu uns. Meistens Chinesen, die es zum Wandern in die Berge treibt. Schwiegersohn und Enkel produzieren Mais-Schnaps. Dies stellt für uns eine wichtige Einnahmequelle dar. Gelegentlich gehen meine Frau und ich auf den Markt, um selbst angebautes Gemüse sowie Fleisch zu verkaufen. Glücklicherweise haben wir keine großen Ausgaben, da wir bis auf den Reis, alles selbst herstellen.
Nicol: Was ist noch heute genau wie damals und was hat sich für Sie verändert?
Mr. Huang: Nuodeng hat sich über die Jahrhunderte nicht allzu sehr verändert. Die Gebäude im Stil der Ming-Dynastie und der Qing-Dynastie sind bis heute gut erhalten. Noch immer ist das Pferd unser wichtigstes Transportmittel. Auch so verdienen wir ein bisschen dazu. Gelegentlich transportiert mein Schwiegersohn mit unseren beiden Pferden Waren ins Dorf.
Der wohl stärkste Wandel ist für mich in unserer Sprache zu erkennen. Die gleichnamige Muttersprache der Bai wird leider nur noch von wenigen gesprochen. Morderne Wörter, wie Lichtschalter beispielsweise, gibt es in unserer Sprache nicht. So vermischen wir Mandarin mit der Bai-Sprache. Vor allem die junge Bevölkerung unter uns lernt unsere Sprache kaum noch.
Nicol: Was darf man als Besucher in Nuodeng auf keinen Fall verpassen?
Mr. Huang: Zunächst sollte man nicht verpassen, durch die zahlreichen kleinen Gassen zu spazieren. Es gibt viel zu sehen in unserem Dorf – man muss nur ein Auge für die kleinen Dinge im Leben haben. Besonders interessant finde ich die dreistöckige Holzpagode am Gipfel des Berges. Ein sehr seltenes Exemplar in Yunnan. Vor allem die Deckenmalerei, die 28 verschiedene Sternbilder zeigt, ist beeindruckend und noch sehr gut erhalten.
Nicol: Vielen Dank für diese Einblicke und Ihnen weiterhin alles Gute in Nuodeng.