China Tours-Praktikantin Laura Dostal hat sich vorgenommen, ihre Kalligraphie-Kenntnisse wieder ein wenig aufzufrischen und nahm an einem Workshop des Konfuzius Instituts in Hamburg teil:
Eine Kalligraphiestunde ist wie ein aufgezwungener Kurzurlaub. Man kann sie nur richtig genießen, wenn man es schafft, allen Stress und die Gedanken des Alltags beiseite zu schieben, besser noch von sich abzuschütteln. Denn beim Malen von Chinesischen Zeichen mit dem Pinsel ist gleichzeitig Konzentration und Entspannung gefragt. Ohne Präsenz bringt auch die gut eingeübte Technik kaum etwas, denn jedes einzelne Zeichen, das man aufs Papier bringt, sollte einem einzigartigen Kunstwerk gleichen.
Nun ja, von einzigartigen Kunstwerken kann bei mir wohl noch kaum die Rede sein. Trotzdem ist mir mein wöchentlicher Kalligraphieunterricht, den ich auf einer chinesischen Uni während meines Sprachsemesters in China besuchte, sehr gut in Erinnerung geblieben und hat in mir die Liebe zu dieser Kunst geweckt.
Einen Strich pro Woche haben wir im Unterricht gelernt. Jeder Pinselschwung, die Richtung der einzelnen Striche, die Pausen, bevor man zum kleinen Haken ansetzt- alles muss stimmen, und wenn man das geschafft hat, heißt es: üben, üben, üben. Denn in der Kalligraphie, das wurde uns von Anfang an eingebläut, gilt eins: Talent hin oder her, wer gut werden will muss regelmäßig und sorgfältig üben. Mindestens einmal pro Woche, besser noch zehm Minuten jeden Tag, das mussten wir vor dem Semesterabschluss versprechen, würden wir zu Hause weiter üben. Am Ende des Semesters beherrschten wir sämtliche Stricharten und konnten ganze Zeichen malen. Doch wie es dann so ist, die alltäglichen Verpflichtungen und Gewohnheiten führten dazu, dass ich, zurück in Deutschland, kaum dazu kam.
Das musst du ändern, sagte ich mir, und beschloss, mich für den Kalligraphie-Workshop im Konfuzius Institut in Hamburg anzumelden, der am 11. Dezember, einem Sonntag vormittag stattfand. Die Kalligraphie- Kurse des Konfuziusinstitutes werden regelmäßig sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene veranstaltet. Beginner bekommen eine ausführliche Enführung in die Geschichte der Kalligraphie und lernen Striche und Strichfolge von der Pike auf, angeleitet von Cao Lijun, die auf jeden Schüler persönlich eingeht, und jedes seiner Zeichen beurteilt.
Im Dezember stand ein Kalligraphie-Weihnachtsspezial auf dem Programm. Unsere Lehrerin hatte rotes Kartenpapier sowie goldene Sternaufkleber mitgebracht, aus denen wir Weihnachtskarten bastelten. Vorher wurden natürlich Striche wiederholt; wie ich es aus China schon kannte, war ich am Anfang ungeduldig und unkonzentriert. Ich ärgerte mich über mich selber, so viel vergessen zu haben, nie geübt zu haben, doch davon wurde es überraschenderweise nicht besser. Also machte ich weiter. Das gute an so einer meditativen Beschäftigung ist, dass man irgendwann den Kopf und den Ehrgeiz abschaltet, und meistens kommen genau dann die gelungenen Zeichen zum Vorschein.
Unter sorgfältiger Anleitung wurden also Weihnachts- und Neujahrsgrüße gepinselt, die auf die Karten geklebt wurden: Fertig war die wohl persönlichste Weihnachtskarte, die man jemandem schenken kann. Also, für alle Liebhaber der Chinesischen Schreibkunst: Workshops lohnen sich. Bis zum nächsten Weihnachten können Sie dann garantiert auch Weihnachtsgrüße auf Chinesisch verschicken!
Weitere Infos zu den Kalligraphie-Workshops finden Sie auf der Internetseite des Konfuzius-Instituts Hamburg
Einen Überblick über alle Konfuzius-Institute in Deutschland außerdem unter http://www.konfuzius-institute.de/
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