Sean verkauft Pizzen in Xiamen und ist der erste Laden der „Social Business“ betreibt. Was genau das ist und warum er deshalb in der Nähe eines Waisenhauses seinen Pizzaladen eröffnet hat, erklärt er im Tischgespräch mit Live Reporter Ceyhun Yakup Özkardes.
Y: Hallo Sean, könntest du dich bitte unseren Lesern kurz vorstellen?
S: Mein Name ist Sean, ich bin 26 Jahre alt und ich komme aus Hong Kong. Ich bin allerdings in Singapur aufgewachsen, worauf ich aber nicht stolz bin. Ich sehe mich persönlich mehr als ein Hongkonger, meine Eltern leben inzwischen wieder in Singapur. An der Universität von Singapur habe ich Marketing studiert und bin für ein Austauschjahr nach Shanghai. Dort habe ich während des Studiums die Grundsätze des „Social Business“ kennengelernt, es war Teil unseres Programms vor Ort und hat mein Denken komplett verändert.
Y: Könntest du bitte erklären was genau unter „Social Business“ verstanden wird.
S: „Social Business“ unterscheidet sich von „Corporate Social Responsibility“ (CSR), oder Nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen, in einem wichtigen Punkt. Große Konzerne benutzen CSR um damit Vorteile für den eigenen Konzern zu ermöglichen. Dabei handelt es sich um Marketingstrategien, die beweisen sollen, wie nachhaltig ein Unternehmen aufgestellt ist. Der Ansatz bei „Social Business“ ist allerdings ein anderer. Ich habe verschiedene sogenannte Channels, ähnlich einem Projekt, mit denen ich versuche benachteiligte Menschen in meine Arbeit mit einzubeziehen und diese zu unterstützen und zu fördern. Eines dieser Channels ist, dass Waisenkinder meine Pizzaboxen kreativ gestalten können und ich diese Kinder auch dafür bezahle. Im Grunde könnte ich die Box kostengünstiger von einer Druckerei bedrucken lassen, aber ich bevorzuge diesen Weg. Dabei bekommen die Kinder eine kreative Möglichkeit meine Schachteln zu gestalten, wobei ich ihnen nicht vorschreibe wie es aussehen soll, und helfen mir gleichzeitig in meinem Laden. Ein anderer Channel ist die Ausbildung zum Pizzabäcker, denn ich möchte Jugendlichen beibringen wie sie Pizzen backen können. Nach ihrer Lehre gebe ich ihnen ein Zertifikat und helfe ihnen auch einen Arbeitsplatz zu finden. Im Grunde bringt diese Ausbildung meinem Laden und meinem Umsatz nichts und genau darin liegt der Unterschied zwischen „Social Business“ und „Corporate Social Responsibility“. Bei „Social Business“ habe ich keinen konkreten, finanziellen Mehrwert von meinem Handeln, ich mache es lediglich, weil ich davon überzeugt bin. CSR hingegen ist bewusst gesteuert und soll ein positives Image nach außen, also hauptsächlich zum Kunden, transportieren.
Ich bestelle mir auch eine Pizza und beobachte Sean beim Pizza machen. Auf der akribisch sauberen Oberfläche des Tisches arbeitet er sehr konzentriert und ruhig an seiner Pizza. Als einige Gäste interessiert seinen Laden begutachten, widmet er sich ihnen geduldig und beantwortet alle Fragen bevor er weiter an meiner Pizza arbeitet.
Y: Dein Pizzaladen heisst „34`s Pizza“ und klingt etwas ungewöhnlich. Wie ist der Name entstanden?
S: Das ist einfach zu erklären. Da mir persönlich die Arbeit mit benachteiligen Kindern am Herzen liegt, ist der Internationale Kindertag sehr wichtig in meinen Augen. Das ist der elfte November und wird im chinesischen elf – 14 geschrieben (11-14). Da drin befinden sich drei Einsen und eine vier – so entstand die Zahl 34 die der Namensgeber für meinen Pizzaladen geworden ist. Damit hebe ich mit meinem Laden hervor, wie wichtig mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist.
Y: Warum hast du dich dazu entschlossen deinen Laden in Xiamen zu eröffnen?
S: In vielen größeren Städten oder auch sogenannte Einserstädten, also wohlhabende Metropolen wie Peking und Shanghai, befinden sich bereits Strukturen von „Social Business“. Aber in einer Zweierstadt wie Xiamen, bin ich der erste der so etwas anbietet und meiner Meinung nach auch der Grundstein für diese Arbeit, in der man der Gesellschaft etwas zurückgibt. Die Wahl des Ortes für meinen Pizzaladen ist ebenfalls einfach zu erklären. Ich habe bewusst die Nähe zum Xiamen „Welfare Social Center“ (soziale Wohlfahrt) und den Kontakt mit den Waisenkindern gesucht. Mir ist es wichtig, benachteiligten Menschen zu helfen und diese zu unterstützen, deshalb habe ich mir auch Xiamen als Standort ausgesucht.
Y: Was genau zeichnet deine Pizza aus und warum gerade Pizzen?
S: Meine Pizzen sind sogenannte „hand tossed“ Pizzen mit einer unregelmäßigen Kruste, weil ich sie in die Luft werfe damit sie aufgehen. Auf Pizza bin ich eher durch Zufall gestoßen. In Shanghai hatte ich Kontakt zu den „Shanghai Young Bakers“ (die jungen Bäcker Shanghais), bei denen du das backen lernen kannst. Die Ausbildung bietet eine NGO (Nichtregierungsorganisation) an und für die Jugendliche ist es kostenlos. Inspiriert durch die „Young Bakers“ entwickelte ich meine Idee, und wollte sie aber nicht eins zu eins kopieren - so bin auf Pizza gestoßen. Ursprünglich wollte ich zusammen mit Fritz (siehe Interview: BakedinChina) diese Idee umsetzen, doch dann hat er seinen Laden in der Nähe der Universität eröffnet. Dieser liegt sehr weit von meinem entfernt, sodass ich die Idee alleine umsetzen musste.
Y: Vielen Dank für deine Zeit und für das Gespräch. Ich wünsche dir noch viel Erfolg mit deinem Pizzaladen und deinem "Social Businees".