China Tours Gründer und Geschäftsführer Liu Guosheng wirft einen Blick 15 Jahre zurück – zu den Gründungsjahren von China Tours. Im Interview gibt er einen Einblick in die Gründungsmotive und die Philosophie, für die China Tours auch bis heute noch steht.
Vor 15 Jahren hast du China Tours gegründet. Wie bist du darauf gekommen?
Ich habe Germanistik studiert und in China in der Tourismusbranche gearbeitet. Mit dem Studium bin ich dann nach Deutschland gekommen, allerdings habe ich mich dann entschlossen, statt dem Studium eine Ausbildung anzufangen. Während meiner Zeit hier konnte ich mein Heimatland China ganz neu für mich entdecken, nämlich aus dem Blickwinkel eines Europäers. Dann habe ich von der Ausbildung zu einem anderen Studium gewechselt, nämlich Sinologie. Das habe ich gemacht um mein Land noch besser kennenzulernen. Und in diesem Zuge, um das Studium zu finanzieren, bin ich darauf gekommen meine Erfahrungen als Reiseleiter in China einzusetzen, und Reisen nach China für Kollegen und Freunde zu organisieren. Daraus ist ganz natürlich ein Geschäft entstanden, das wächst und wächst und letztendlich zu China Tours wurde.
Als du China Tours gegründet hast, gab es da Leute die gesagt haben, das ist doch total verrückt?
Nein, im Gegenteil! Es war so, dass als ich noch Student war und in den Ferien Reisen organisiert habe, ein Freund zu mir gesagt hat: „Du, das ist der Beruf deines Lebens. Mach da eine Firma draus, das kann richtig groß und interessant werden.“ Das war so der Anstoß, und je mehr ich darüber nachdachte desto mehr musste ich ihm zustimmen.
Was war damals die Idee hinter China Tours?
Deutschen Gästen China näher zu bringen. China war vor allem damals hier relativ unbekannt. Auch das Angebot an China Reisen ließ einiges zu wünschen übrig, weshalb es viel zu tun gab, um den Leuten ein authentisches China zu vermitteln. Ich habe schon immer gesagt, dass China nicht nur aus der Große Mauer oder der Terrakotta Armee besteht, sondern ein sich rasant entwickelndes, höchst interessantes Land ist, das unheimlich viele aufregende Facetten besitzt. Dieses Land kann man nur dann authentisch erleben, wenn man nicht nur die Sehenswürdigkeiten besucht, die als touristisches Aushängeschild überall zu sehen sind. Am Ende wollen wir China zeigen wie es ist und nicht nur aus der typischen Touristenperspektive.
Wie hat sich diese Idee heute weiterentwickelt? An dieser Philosophie hat sich nicht viel geändert, richtig?
Genau, die Idee und Philosophie ist noch immer dieselbe, und damit ist auch das Unternehmen gewachsen. Weil die Menschen sehen und merken, dass wir mehr anbieten als der übliche Reiseveranstalter und wir bemüht sind, das Land möglichst nicht als massentouristisches Produkt zu verkaufen. Dafür haben wir spezielle Mehrwerte entwickelt, wie eine Übernachtung in den Reisterrassen oder den Sonnenuntergang auf der Großen Mauer, einfach um China intensiver und von einer anderen Seite erleben zu können.
Du warst selber mal Reiseleiter. Wie hat diese Erfahrung dich bei der Gründung von China Tours beeinflusst.
Sehr sogar. Der Schwerpunkt meiner Arbeit war damals nicht so stark auf das Marketing orientiert, sondern sehr Produktorientiert. Wir haben uns einfach bemüht, sehr gute und einzigartige Reisen zu gestalten, was dazu führte, dass unsere Gäste begeistert waren. So haben wir damals mehr und mehr an Popularität gewonnen, durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir brauchten deshalb kein Marketing in dem Sinne, und das ist natürlich auch meiner Erfahrung als Reiseleiter zu verdanken. Und wir können auch heute noch sehr stolz sein auf unsere Weiterempfehlungsquote von über 96% aller Kunden.
Vor 15 Jahren war der China Tourismus noch in den Kinderschuhen. Wie sieht das heute aus?
Ich denke heute kann fast jeder sich vorstellen eine China Reise zu unternehmen, obwohl noch nicht alle es auch wirklich machen. Damals war China wirklich sehr exotisch und fremd. Das ist es auch heute noch. Doch es gibt mittlerweile schon sehr viele unterschiedliche Reiseangebote für China und man hat viele Ansprechpartner, wenn man eine China Reise machen möchte. Das hat sich also als Reiseziel normalisiert und mehr Leute trauen sich das tatsächlich zu.
Welche Rolle bei der Entwicklung des China Tourismus spielt China Tours?
Eine sehr wichtige Rolle. Es ist auch mein Wunsch und auch unsere Aufgabe, früher wie heute, den China Tourismus nach vorne zu bringen, damit auch China als Reiseland differenzierter betrachtet werden kann. China ist nicht nur China so wie man es aus den Medien kennt mit Terrakotta Armee und Großer Mauer, sondern sehr viel vielschichtiger. Wir sagen ganz offen: China ist groß, man kann nicht alles auf einmal kennenlernen. Stattdessen bieten wir aber verschiedene Aspekt, die wir auf unterschiedlichen Reisen vorstellen. Daher sind mehrere Reisen nötig, um dieses Land richtig intensiv kennenzulernen.
Zudem haben wir auf diesem Markt mit unseren innovativen Ideen und Produkten eine Vorreiterrolle eingenommen. Wir geben Impulse. Wir erklären auch was aktuell ist und was nicht mehr so aktuell oder interessant ist. Wir trauen uns auch mal zu sagen, was sehr touristisch überlaufen ist.
Wo siehst du den China Tourismus in Zukunft?
Das Bild von China hier in Deutschland hält sich sehr hartnäckig und hängt sehr weit hinter der Realität. Das sehe ich auch als eine Aufgabe von China Tours, da noch mehr daran zu arbeiten, damit China noch differenzierter betrachtet werden kann. und es ist sehr viel Arbeit dieses Bild zu ändern. Wenn man früher gesagt hat, man unternimmt eine China Reise, dann war damit Peking, Xi’an und Shanghai gemeint. Heute gibt es noch viel mehr Ecken, Nischen und Regionen die es zu erkunden gibt in China. Ich denke zwar die Leute wissen das, doch sie wissen vielleicht nicht so wirklich wo sie anfangen sollen. Deshalb muss man auch die Differenzierung nach Themen bei einer China Reise deutlicher klar machen. Es wird immer mehr unterschiedliche Reiseziele und Arten geben. Früher fand alles in Gruppen statt, heute ist ein eindeutiger Schwerpunkt auch Individualreisen. Auch Reisen für jüngere Zielgruppen, wie unsere Elements of China Reise, oder ein Tour mit dem Auto durch China, bei der Sie sich selbst hinters Steuer setzten können. Es gibt inzwischen auch sehr viele schöne Reisen in die Natur und Aktivreisen, Kamelreiten oder Trekking. Die Vielfältigkeit des Landes wird dabei sehr deutlich gezeigt. Die Auswahl wird vielfältiger, deshalb ist es auch wichtig, dass die Leute darüber informiert werden. Und das ist unsere Aufgabe.
Was sind die Ziele und Pläne für China Tours Zukunft konkret?
Ich denke wir haben sehr klare Pläne und Ziele. Wir wollen weiterhin Deutschlands China Spezialist sein. Dafür muss man immer hart arbeiten, China immer genau beobachten, Trends erkennen und weitergeben. Je nach Möglichkeiten, entwickeln wir demnach neue Produktarten. Für das nächstes Jahr bauen wir beispielsweise unsere Individualreisen aus. Wir wollen unsere Kunden, gerade im Bereich der Individualreisen, intensiver beraten und betreuen, um die persönliche Traumreise garantieren zu können. Zudem entwickeln wir neue Produkte wie unsere Audioguide Touren in Chinas beliebtesten Städten.
Wir wollen außerdem auch das Incoming-Geschäft aufbauen, d.h. wir wollen auch Chinesen nach Deutschland holen und ihnen Deutschland zeigen. Aber eben getreu unserer Philosophie, also nicht nur eine Besichtigung von Schloss Neuschwanstein und anderen touristischen Hot Spots, sondern das Land authentisch erleben.
Dein erstes Deutschland Erlebnis?
Seit ich ein Kind war, war ich besonders von exotischen Dingen sehr fasziniert. Alles was anders war fand ich toll. Als es dann die Möglichkeit gab zu studieren, wollte ich unbedingt eine Fremdsprache lernen, statt wie damals üblich, eine Naturwissenschaft oder Ingenieurswesen. Deshalb wollte ich eigentlich Englisch lernen, doch da gab es keinen Studienplatz mehr in diesem Fachbereich. Es gab nur sehr wenige Plätze damals, bei tausend Absolventen nur ca. 2-3 Studienplätze. Dann hat eine Universität mir vorgeschlagen, statt Englisch Deutsch zu studieren, weil dort noch ein Platz übrig war. Ich fand das total super, das war sogar noch exotischer und noch spannender. Also habe ich Deutsch studiert. Und ich bin auch bis heute sehr glücklich darüber.