Die Geschichte der chinesischen Schrift & Kalligraphie

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Schon seit jeher begeistert die chinesische Schrift die Menschen im Westen. Die so andersartigen, fremden Schriftzeichen wirken exotisch und bringen mystisches Flair mit sich. Mittlerweile lernen immer mehr Leute die chinesische Sprache und damit einhergehend auch ihre Schrift. Viele sind auch an der traditionellen chinesischen Kalligraphie interessiert, die schon lange an deutschen Konfuzius-Instituten gelehrt wird und für die es nicht unbedingt nötig ist, auch Chinesisch zu können. Doch wie entwickelte sich die chinesische Schrift eigentlich? Welche Schriftarten und wie viele Zeichen gibt es überhaupt? Wir möchten Ihnen diese Fragen im Folgenden gerne beantworten.

Kalligraphie und Schrift in China. Die chinesische Schrift kann auf eine lange Tradition zurückblicken.

Die Geschichte der chinesischen Schrift

Anders als die lateinische oder arabische Schrift handelt es sich bei der chinesischen Schrift (wenzi 文字) um eine logografische Schrift. Das bedeutet, dass sie im Wesentlichen auf der grafischen Abbildung von Dingen in der Schriftform basiert, ähnlich wie die ägyptischen Hyroglyphen. Schon etwa um 1000 vor Christus entwickelte sich die chinesische Schrift langsam. Die ältesten Belege hierfür sind Orakelknochen, auf die Zeichen eingeritzt wurden. Vor allem Rinderknochen wurden hierfür benutzt, aber auch vor allem Schildkrötenpanzer, anhand derer man die Zukunft voraussagen wollte. Zunächst ist die Schrift lediglich für Weissagungen verwendet worden. Unter Chinas erstem Kaiser Qinshihuangdi (221 v.Chr.) fand die erste Vereinheitlichung der chinesischen Schrift statt. Es entwickelten sich noch weitere Schriftarten, die bis heute noch zu den fünf Schriftarten der Kalligraphie gehören. Dazu gehören die Siegelschrift, die Kursivschrift, die Grassschrift, die Kanzleischrift sowie die Regelschrift. Etwa im 7. Jahrhundert gelangte die chinesische Schrift über Korea nach Japan, wo sie sich ebenfalls etablierte und weiterentwickelte.

Schriftreformen und Verkürzungen der chinesischen Schrift

Bis 1956 wurden die "traditionellen" Schriftzeichen, oder auch Langzeichen genannt, verwendet. Diese hatten sich über viele Jahre hinweg nicht verändert und sollten im Zuge des "Konzepts zur Vereinfachung der chinesischen Schriftzeichen", das die Kommunistische Partei Chinas eingeführt hatte, zu den Kurzzeichen verkürzt werden. Einige von diesen wurden bereits hunderte von Jahren zuvor benutzt. Ein Beispiel hierfür ist das Zeichen 云 (yun, dt. Wolke), das ursprünglich genau so geschrieben wurde wie es auch heute geschrieben wird. Zwischenzeitlich schrieb man es allerdings 雲. Auf Festlandchina änderte es sich jedoch. Nachdem Chiang Kai-shek und die Guomindang nach Taiwan geflohen waren, wurden dort in der neu gegründeten Republik China die Langzeichen beibehalten und werden auch heute noch benutzt. Auch Hongkong und Macau mit ihrer individuellen Geschichte benutzten durchgängig die Langzeichen, obwohl es auch teilweise Beschriftungen in Kurzzeichen gibt. Viele Chinesen können sowohl Lang- als auch Kurzzeichen lesen. Auf Festlandchina können die meisten jedoch nur Kurzzeichen schreiben.

Wie viele Zeichen gibt es im Chinesischen?

Die Aussagen in Bezug auf diese Frage sind sehr unterschiedlich. Manches Mal hört man 10.000, ein ander Mal 20.000, dann wieder 50.000 oder gar 100.000 verschiedene Zeichen gäbe es im Chinesischen. Es ist nicht einfach, eine pauschale Antwort darauf zu geben. Im ersten bedeutenden Wörterbuch, dem Shuwenjiezi von 100 nach Christus waren knapp 9.000 Schriftzeichen bekannt. Das wichtigste Wörterbuch, auf dem auch viele heutige Wörterbücher beruhen, das Kangxi Zidian von 1716, das nach Kaiser Kangxi benannt wurde, beinhaltet etwa 40.000 unterschiedliche Schriftzeichen. 1994 verzeichnete das Zhonghua Zihai etwa 87.000 Schriftzeichen. Hierzu ist jedoch anzumerken, dass es viele Zeichen gibt, die im heutigen Sprachgebrauch niemals Verwendung finden. Andere wiederum finden sich in ungemein vielen Wort-Konstellationen. Es entwickeln sich teilweise auch ganz neue Zeichen, insbesondere durch die Jugendsprache im Internet. Dazu gibt es bislang jedoch kaum Forschungsmaterial. Man sagt, eine chinesische Zeitung kann gelesen und größtenteils verstanden werden, wenn man etwa 2.000 Schriftzeichen beherrscht.

Kalligraphie mit Wasser auf der Straße in China. Kalligraphie mit Wasser auf der Straße.

Die chinesische Kalligraphie als Kunstform

Dass die chinesische Kalligraphie auch als Kunstart gesehen werden kann, ist weltweit anerkannt. Zwar muss eine Kalligraphie nicht unbedingt Schriftzeichen beinhalten, sondern kann durchaus auch einfach nur Abbildungen von Natur und Menschen aufzeigen. Jedoch verzeichnet eine große Zahl kalligraphischer Werke auch das Vorhandensein von Schriftzeichen. Einige Kalligraphien bestehen ausschließlich aus Schriftzeichen. Wichtig in der chinesischen Kalligraphie sind die Vier Schätze des Gelehrtenzimmers. Es handelt sich dabei um einen Pinsel, Tusche, einen Reibstein und Papier. Als einer der berühmtesten Kalligraphen oder gar der berühmteste Kalligraph schlechthin gilt Wang Xizhi (王羲之). Sein Kalligraphie-Stil ist bis heute noch die Basis für die meisten Schüler der Kalligraphie. Wer sich in Kalligraphie auskannte, galt als gebildet und wurde hoch angesehen in der chinesischen Gesellschaft. Auch heute noch drängt es viele Intellektuelle zur Kalligraphie. Häufig wird auch gerne auf der Straße mit Wasser kalligraphiert. Diese Kunstform auf diese Weise überall in China ausgeübt.

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