Frank Kraemer ist mit uns nach China gereist. Seine Erlebnisse auf der Rundreise “Chinas Glanzlichter” hat er in einem ausführlichen Reisebericht zusammengetragen. Im dritten Teil seines Reiseberichts erzählt er unter anderem von seinen Eindrücken in Xi'an (Tag 8-9). Was er in den ersten sieben Reisetagen erlebt hat, erfahren Sie im ersten und zweiten Teil seines Reiseberichts.
Von Frank Kraemer
Auf dem Weg von den abgelegen Reisterrassen bei Longsheng in die 7 Mio. Großstadt von Xi‘an gab es heute für uns noch kleinere Hindernisse zu überwinden. Ein Bergrutsch versperrte dem großen Zubringerbus die Anfahrt. So musste Franz einen kleineren Bus organisieren. Zusätzlich hatte der Flieger eine Stunde Verspätung. Bei den großen Entfernungen im Land ist das zu erwarten und wir hatten reichlich Reservezeit eingeplant. Schon morgens startete der Tag mit sehr schönem Wetter und tollen Fotos.
Bei der Ankunft in Xi‘an waren es 32 Grad im Schatten und nur 10% Luftfeuchtigkeit, dazu ein schöner blauer Himmel. Die zusätzliche örtliche Reiseleiterin Frau Wang riet uns gleich vom Flughafen aus mit der Stadtrundfahrt zu beginnen und erst später ins Hotel einzuchecken, damit wir alle Details der Stadt erkunden konnten. Das Licht- und Wasserspiel am Abend war recht bunt und es herrschte überall reges Treiben, jedoch glaube ich, die chinesischen Architekten sind einfach ein paar Tage zu viel in Las Vegas und Dubai gewesen. Sie hätten vielleicht auch mal nach Rom, Paris oder London fahren sollen, dann wäre das Ergebnis ihrer Arbeiten nicht so extrem kitschig geworden.
Wir haben aber nicht schlecht gestaunt als die Reiseleiterin erzählte, dass zur Zeit drei neue U-Bahnlinien zusätzlich unter der Stadt gebaut werden und ich bin recht sicher die werden alle nach Plan rechtzeitig fertig. Dazu würden die Chinesen den neuen Berliner Flughafen und die Elbphilharmonie Hamburg als "Feierabendprojekt" nebenbei noch mit hochziehen.
Zum Abschluss des Tages sind wir dann noch über den muslimischen Nachtmarkt gebummelt, der bis um 4 Uhr geöffnet hat. Wer schon mal in Marokko war, fühlt sich da gleich sehr wohl. Dazu gab es noch folgende Geschichte von Franz. Der VW Polo hat in China einen sehr schlechten Ruf? Da viele Funktionäre ihren Freundinnen einen solchen Wagen für Liebesdienste geschenkt haben, heißt er im Volksmund jetzt übersetzt "Konkubinen-Schleuder". Niemand möchte natürlich in den Verdacht geraten und deshalb bleibt VW in China etwas auf dem Polo sitzen ;-)
Bevor wir heute zu der Terrakotta Armee vor den Toren der Stadt Xi'an aufgebrochen sind, waren wir noch auf dem lokalen Heilkräutermarkt für traditionelle chinesische Medizin. Es ist so eine Art "Metro Markt" für Heilkräuter. Hier kaufen nur Apotheken, Pharmahersteller und andere Großabnehmer ein. Es gab Horn jeder Tierart für die Potenz, getrocknete Schlangen und Tausendfüßler, aufgespießte Fledermäuse, Bodenpilze, Baumpilze, Wurzeln, Schildkrötenpanzer, Tigerbalsam und vieles mehr. Auch die Anzahl der Händler und die Mengen der jeweiligen Medizin waren schon recht erstaunlich. Zudem werden auch etliche weitere sonderbare Dinge - oft in gemahlener Form - wie Perlen, Knochen und Steine der Medizin beigemischt.
Von all dem wusste der Bauer im März 1974 nicht viel, welcher zusammen mit ein paar Kumpels versuchte, auf dem Feld vor der Stadt Xi'an einen Brunnen zu graben. Gefunden wurde dabei kein Wasser sondern (nur) das achte Weltwunder. Vergraben wurden ca. 200 v. Chr. etliche Terrakotta-Figuren in mehreren Grabstätten rund um den Grabhügel des damaligen Kaisers. Von den insgesamt ca. 17 Grabstätten sind bis heute nur vier für die Öffentlichkeit zugänglich und diese sind auch bei weitem noch nicht vollständig erschlossen.
Die Idee dieses Werkes, welches von 700.000 Arbeitskräften ausgeführt wurde, war ähnlich wie bei den Pyramiden in Ägypten. Ein Leben nach dem Tod wird nur schön, wenn man alle wichtigen Dinge als Grabbeigabe "mitnimmt". Dabei hatten wir als Zeitzeugen und vor allem die Armee von damals noch Glück. In vielen anderen Grabkammern wurden die richtigen Diener, Konkubinen, Köche, Leibärzte usw. tatsächlich lebendig eingemauert. Davon ist natürlich nach 2000 Jahren wenig übrig. Die Tonscherben lassen sich aber wieder zusammenpuzzeln und wir haben ein gutes 3D-Bild von der Vergangenheit vor unseren Augen.
Die gesamte Besichtigung bei 35 Grad im Schatten war auf dem riesigen Gelände doch recht schweißtreibend. Angeblich hat der Bauer für seinen Fund damals ein neues Fahrrad bekommen. Deshalb sitzt er auch heute noch jeden Mittag im Museumsshop und signiert Bücher. Wir haben ihn auch leibhaftig gesehen und all die Bilder von ihm mit Präsident Putin, den Clinton's usw. Zum Abschluss des Tages gab es dann ein 18 Gänge Bankett mit chinesischen Maultaschen und All-You-Can-Drink "HANS" Bier und Schnaps. Der gerade Gang ins Hotelzimmer anschließend grenzte auch schon an ein Wunder.