Wenn man an China und seine Sehenswürdigkeiten denkt, dann kommt einem oft zuerst die „Chinesische Mauer“ in den Sinn. Sie ist eines der beeindruckendsten Bauwerke der Welt und wurde nicht umsonst zu einem der „neuen sieben Weltwunder“ gekürt.
Dieses Weltkulturerbe ist das größte jemals von Menschen erschaffene Bauwerk und sicherlich auch eines der faszinierendsten, die Sie jemals gesehen haben werden. Denn erst wenn man einmal mit eigenen Augen gesehen hat, wie sich die Mauer wie ein großer Drachen über die höchsten Gebirgsketten schlängelt, dann erscheint es einem fast unmöglich, dass dieses Werk von Menschenhand erschaffen wurde.
Die Große Mauer zog sich durch 15 der insgesamt 23 Provinzen Chinas. Der chinesische Name lautet „Wan Li Chang Cheng“ und bedeutet übersetzt „10.000 Li lange Mauer“. Li sind eine alte chinesische Längeneinheit und ein Li entspricht 575,5 m. Die Zahl 10.000 steht im Chinesischen jedoch auch für eine unzählbare Menge, weshalb man den Namen auch mit „unzählbar lange Mauer“ übersetzen kann. Viele Jahre lang wurde davon ausgegangen, dass die Mauer in etwa 6.000 km lang ist. Nach offiziellen Messungen im Jahr 2012 wurde jedoch festgestellt, dass die Mauer insgesamt viel länger ist als die ganze Zeit über angenommen wurde. Den offiziell von den Behörden freigegebene Ergebnissen nach beträgt die Gesamtlänge sagenhafte 21.196,18 km.
Heute sind allerdings nur noch einige wenige Teile der Mauer in einem guten und begehbaren Zustand. Viele Teile sind bereits zerfallen und man findet dort heute nur noch die Ruinen der alten Verteidigungsanage vor. Um die besser erhaltenen Abschnitte den Besuchern zugänglich zu machen wurden sie aufwändig restauriert und stehen auch unter Denkmalschutz.
Die Entstehung der Großen Mauer
Die Große Mauer wurde einst erbaut, um den Feind bereits früh erspähen und sich entsprechend verteidigen zu können. Von den insgesamt etwa 25.000 Wachtürmen aus konnten die Angreifer bereits aus sehr großer Entfernung gesichtet werden. Über die Signaltürme wurden dann durch Feuerzeichen die Verteidiger in den anderen Türmen gewarnt und man konnte sich entsprechend vorbereiten. Darüberhinaus wurde die Mauer auch an wichtigen Verkehrswegen errichtet, um so den Handel besser kontrollieren zu können.
Man geht davon aus, dass bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. damit begonnen wurde, erste Teile der Großen Mauer zu errichten. In den folgenden Jahrhunderten wurden an verschiedenen Stellen immer wieder Schutzwälle errichtet, ihre eigentliche Form erhielt die Mauer jedoch erst sehr viel später während der Ming-Dynastie (1.368 bis 1.644 ). Die Höhe und Breite der Mauer variiert je nach Abschnitt. Durchschnittlich war sie 7 bis 8 Meter hoch und 4 bis 8 Meter breit.
Am Bau der Mauer waren hauptsächlich Bauernfamilien beteiligt, die zur Mithilfe verpflichtet wurden. Es wird gesagt, dass in den Hauptbauzeiten bis zu 20 Prozent der chinesischen Bevölkerung am Bau beteiligt waren. Aufgrund der harten Arbeitsbedingungen haben viele Arbeiter während des Baus vor lauter Erschöpfung ihr Leben gelassen. Gerüchten zufolge, wurden die Körper der Leblosen in die Mauer mit eingebaut und sie manche nennen sie deshalb auch scherzhaft „langer Friedhof“.
Die bekanntesten Abschnitte der Großen Mauer in der Nähe von Peking
Wenn Sie China besuchen, dann darf ein Besuch der Großen Mauer auf keinen Fall auf Ihrem Programm fehlen. Durch die vielen restaurierten Mauerabschnitte, die sich in der Nähe von Peking befinden, ist eine Besichtigung perfekt mit einem Besuch der Hauptstadt Chinas kombinierbar. Die meisten Teile sind in ein bis zwei Stunden vom Stadtzentrum aus zu erreichen. Jenachdem für welchen Abschnitt Sie sich entscheiden ist es sinnvoll möglichst früh aufzubrechen, um den Besucheranstürmen ein wenig aus dem Weg zu gehen. Sie sollten unbedingt festes Schuhwerk tragen und ausreichend Wasser mitnehmen – der Aufstieg so mancher Bereiche kann durchaus schweißtreibend sein.
70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Peking liegt einer der wohl bekanntesten Abschnitte der Großen Mauer – Badaling. Er wurde stark restauriert und war 1957 der erste, der für Besucher freigegeben wurde. Da dieser Mauerabschnitt von Peking aus am leichtesten zu erreichen ist, ist er auch einer der meistbesuchten. Besonders an nationalen Feiertagen kann es hier unheimlich voll werden und es lohnt sich, einen der weniger bekannten Teile der Mauer zu besuchen.
Etwa 60 km östlich von Badaling liegt der Mauerabschnitt Mutianyu. Dieser Abschnitt ist über 2 km lang und hat insgesamt 22 Wachtürme. Da dieser Teil weniger bekannt ist können Sie die Chinesische Mauer hier in Ruhe, ohne große Touristengruppen, genießen. Ein weiterer Vorteil ist, dass hier für den recht steilen Aufstieg an verschiedenen Stellen zwei Seilbahnen zur Verfügung steht. Diese können Sie selbstverständlich auch für den Abstieg benutzten – oder vielleicht haben Sie ja auch Lust, die Sommerrodelbahn zu benutzen?
Noch etwas weiter nordöstlich treffen Sie dann auf den Mauerabschnitt Simatai. Dieser ist mit insgesamt 5,4 Kilometer wesentlich länger als der in Mutianyu und eignet sich für einen ausgedehnteren Spaziergang auf der Großen Mauer. Da auch dieser Teil weniger bekannt ist, kann es gut sein, dass Sie manche Streckenabschnitte ganz für sich alleine haben werden. Der westliche Teil des Simatai-Abschnitts ist besonders spektakulär, denn hier schlängelt sich die Mauer über die bis zu 1.000 m hohen Berge.
Es besteht auch die Möglichkeit, eine etwa vierstündige Wanderung zum nächsten Abschnitt Jinshanling zu unternehmen. Dafür benötigen Sie jedoch eine gute Ausrüstung, da einige Teile sehr steil und schmal sind sowie die Steine teilweise bröckelig.
Die Chinesische Mauer ist übrigens das ganze Jahr über einen Besuch wert. Im Frühjahr, wenn die Landschaft rundherum zu blühen beginnt, ist es besonders schön. Und auch im Winter, wenn es geschneit hat, haben Sie einen wunderschönen Ausblick auf die Mauer inmitten der schneebedeckten, weißen Berge.
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