Die Stadt Lijiang in der Provinz Yunnan war während ihrer über tausendjährigen Geschichte Bestandteil einer wichtigen Teehandelsroute und ist noch heute das Zentrum der Kultur der Naxi-Minderheit. Sowohl die Altstadt mit ihren zahllosen Gassen als auch das Umland Lijiang bieten viele Möglichkeiten, hier einige Tage zu verbringen.
Geschichte
Die Bedeutung der Stadt für den Teehandel führte neben den Naxi schon früh weitere Volksgruppen in die Region, doch das offensichtlichste Merkmal dieser kulturellen Zusammenkunft sind die noch heute das Stadtbild prägenden traditionellen Holzgebäude. Um Lijiang wurde lange Zeit keine Stadtmauer gebaut, wofür es folgende interessante Erzählung gibt: Die 500 Jahre herrschende Familie der Stadt hatte den Namen Mu. Wenn man aber um das Schriftzeichen Mu im chinesischen einen Kasten zieht (also eine Stadtmauer baut), dann verändert dieses Zeichen seine Bedeutung in „Belagerung“ oder „missliche Lage“. Die Familie wäre also für immer gefangen gewesen. Aufgrund dieser Symbolik erhielt die Altstadt niemals eine Stadtmauer.
Im Westen bekannt wurde Lijiang vor allem durch zwei Männer, die im 20. Jahrhundert hier lebten: Zum einen Joseph Rock, einem Botaniker und Sprachforscher, der auch ein Wörterbuch zur Sprache der Naxi und viele Texte zu Lijiang und die Umgebung verfasste. Zum anderen Peter Goullart, der zahlreiche Bücher über die Region schrieb. Es gibt Vermutungen, dass die Texte von Rock später James Hiltons „Lost Horizon“ inspirierten, in dem er vom fantastischen Shangri-La schrieb.
Sehenswürdigkeiten in der Stadt von Lijiang
Die Altstadt von Lijiang lädt aufgrund ihrer traditionellen Architektur zu Wanderungen durch die Stadt ein. Seien Sie aber vorsichtig: da die Straßen und Gassen sehr verwinkelt sind, ist es leicht, sich zu verlaufen. Ein Stadtplan oder die Adresse Ihrer Unterkunft gehören also definitiv mit ins Handgepäck.
Lijiang ist ein bekanntes und beliebtes Reiseziel ausländischer und chinesischer Touristen. Gerade in den Hauptmonaten kann es innerhalb der Altstadt in den wichtigsten Straßen also schon mal eng werden. Während dieser Tage lohnt es sich also, schon die frühen Morgenstunden für Erkundungen zu nutzen oder einfach abseits der Hauptrouten die Stadt zu erkunden. Auch außerhalb der Stadt sind noch einige Ziele leicht mit dem Fahrrad zu erreichen, sollten Sie den größten Menschenmassen entfliehen wollen.
Auf Ihren Streifzügen durch die Stadt werden Ihnen sicherlich die bunt dekorierten Häuser auffallen, eine Besonderheit der Naxi-Kultur. Viele der Häuser sind mit schönen Schnitzereien versehen, während sich in den Innenhöfen der Häuser mitunter lebhaft gestaltete Gärten befinden. Viele dieser restaurierten Häuser werden heute als Cafés, Restaurants oder Hotels genutzt, sodass es durchaus möglich ist, die Architektur auch von innen zu bewundern. Des Weiteren haben sich die Bewohner Lijiang an die unzähligen Besucher ihrer Stadt angepasst, sodass hier viele kleinere und größere Souvenirs verkauft werden. Restaurants in der Altstadt bieten verschiedene lokale Spezialitäten an. Durch die Straßen verlaufen noch heute viele kleine Wasserläufe, die die Brunnen der Stadt versorgten. Durch diese Kanäle durchziehen auch etwa 350 Brücken die Straßen der Stadt.
Zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten innerhalb der Altstadt zählt die ehemalige Residenz der Herrscherfamilie Mu, die sich im Südwesten der Altstadt befindet. Obwohl das Gelände der Residenz heute nur noch halb so groß ist wie zu seinen besten Zeiten, so vermitteln die Gebäude doch auch heute noch das Gefühl eines wichtigen Herrschaftszentrums. Einstmals zählten mehr als 100 Gebäude zu diesem „Palast“, sodass er auch als eine kleine Version der Verbotenen Stadt bezeichnet wurde.
Leider wurde ein Großteil der Gebäude während Kämpfen am Ende der Qing Dynastie zerstört und die heutige Residenz wurde 1996 bis 1999 nachgebaut. Die heutigen Gebäude können in zwei wichtige Teile unterschieden werden: Der Amtsbereich, durch den Sie das Gelände betreten und der Wohnbereich, der etwas weiter im Norden der Anlage liegt. Zu sehen sind unter anderem die Haupthalle, eine Bibliothek, eine Halle für sakrale Aktivitäten und natürlich zahlreiche Höfe und dazugehörige Wohnhäuser. Der Aufbau orientiert sich an dem der Verbotenen Stadt und die Architektur ist ein gutes Beispiel für den Stil der Ming- und Qing Dynastie.
Aktivitäten außerhalb Lijiangs
Sollten die Menschenmassen innerhalb Lijiangs zu viel werden, so bieten sich Fahrradausflüge in die nähere Umgebung an. Einige Sehenswürdigkeiten und kleine Dörfer bieten nette Ausflugsziele für Tagesreisen.
Nur etwa einen Kilometer außerhalb der Stadt liegen der große „Schwarzdrachen-Teich“ und der dazugehörige Park. Der Teich oder See ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für Vögel und Wassertiere um im umliegenden Park befinden sich noch weitere Tempel und Pavillons. Ein beliebtes Fotomotiv ist es, den Teich mit dem „Jadedrachen-Schneegebirge“ abzulichten. Nachdem der See in einigen Jahren bereits ausgetrocknet war, hat die Regierung das ganze Gebiet unter Schutz gestellt, sodass der See nun wieder in seiner ganzen Schönheit erstrahlt.
Etwa 200 km entfernt von Lijiang liegt der Lugu See an der Grenze zwischen Yunnan und Sichuan. Trotz der weiten Anreise ist dieser See ein beliebtes Ausflugsziel aufgrund seiner noch immer unberührten Erscheinung und der grandiosen Aussicht, die sich am Ufer des Sees bietet. Der See ist umgeben von Bergen und im Laufe des Tages ändert sich sein Erscheinungsbild mehrmals, vom nebelverhangenen Morgen über jadegrünes Wasser am Tage und dunkles, ruhiges Wasser in den Abendstunden.
Fünf Inseln schwimmen wie kleine Boote im See. In diesem Gebiet lebt bis heute die Minorität der Mosuo, die sich bis heute ihre matriarchale Lebensweise erhalten haben. Den Vorstand über die Familien haben immer Frauen inne, denen sich alle anderen Bewohner eines Hauses unterordnen. Die Ehe kennen die Mosuo nicht oder betrachten sie vielmehr als Gefahr für ihre Kultur. Stattdessen führen sie eine Art Besuchsbeziehung, die auch von beiden Seiten jederzeit wieder aufgelöst werden kann.
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