In der Nähe von Shanghai gelegen ist Taicang ein besonderes Beispiel der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit. Seit 1993 haben sich hier 230 deutsche Unternehmen niedergelassen und geben der Stadt positive wirtschaftliche Impulse. Gleichzeitig wurde Taicang vier Jahre in Folge als "glücklichste Stadt Chinas" gewählt.
Mit 500.000 Einwohnern ist Taicang in der Provinz Jiangsu für chinesische Verhältnisse eine eher kleine Stadt. Sie liegt nur 48 Kilometer vom Stadtzentrum der Wirtschaftsmetropole Shanghai entfernt. Das Wachstum der Einwohnerzahl zeigt allerdings einen starken Trend nach oben. Das hängt unter anderem mit dem steigenden Interesse bei deutschen Arbeitnehmern sowohl mit der steigenden Lebensqualität in der Stadt zusammen. Die kreisfreie Stadt hat bereits zahlreiche nationale Auszeichnungen bekommen, unter anderem führt sie Titel wie ökologischste Stadt, hygienischste Stadt, Gartenstadt, exzellente Tourismusstadt, Modelstadt für Umweltschutz und Stadt mit der fortschrittlichsten öffentlichen Sicherheit. Taicang verfügt außerdem über tolle Sehenswürdigkeiten, die wir Ihnen gerne vorstellen möchten.
Deutscher Industriepark
Jeder Deutsche, der sich den eigenen Wurzeln verbunden fühlt, aber dennoch in China leben und arbeiten möchte, wird sich in Taicang schnell zurecht finden. Denn wie bereits erwähnt, befinden sich über 230 deutsche Niederlassungen in Taicang und machen die Stadt zu einem Schwerpunkt der Deutsch-Chinesischen Zusammenarbeit. Im Deutschen Industriepark befinden sich mittelständische deutsche Unternehmen wie die Zollner Elektronik AG, die Lindner AG, die Schaeffler-Gruppe, C.D. Wälzholz und KERN-LIEBERS, um nur einige von ihnen zu nennen.
Besonders interessant für junge Eltern ist der deutsch-chinesische Kindergarten, der unter deutscher Schirmherrschaft steht und auch das deutsche Kindergartensystem vertritt. Neben einem optimalen Dienstleistungsumfeld und einer guten logistischen Infrastruktur ist auch das Fachpersonal für die wirtschaftliche Entwicklung wichtig. Dafür wird die Berufsausbildung nach dem deutschen dualen System in Taicang eingeführt. Mit der Unterstützung von Kooperationspartnern aus Baden-Württemberg werden dafür vorgesehene Bildungseinrichtungen in Kürze eröffnet.
Gedenkhalle des Seefahrers Zheng He
Der wohl bedeutendste Seefahrer in der chinesischen Geschichte war Zheng He (1371-1433). In vielen Städten Ostchinas lassen sich deshalb zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten ihm zu Ehren wiederfinden. Auch Taicang verfügt über eine Gedenkhalle für den Seefahrer Zheng He. Als kaiserlicher Admiral und Befehlsinhaber einer riesigen maritimen Flotte, startete Zheng He seine erste Expedition vom heutigen Taicang der Provinz Jiangsu aus. Seine Flotte umfasste 317 Schiffe und 28.000 bewaffnete Männer.
Die Gedenkhalle liegt am Taicang Tianfei Palace (auch Mazu Tempel). Mazu ist die Schutzpatronin der Seefahrer und Fischer. Zheng He betete die Göttin an und bat vor jeder Expedition für eine unbeschadete Rückkehr der gesamten Flotte und Besatzung. Die Memorial Hall ist auf zwei Etagen aufgeteilt, während die Mitte der Haupthalle eine drei Meter große Statue des Seefahrers zeigt. Die Ausstellung hält für die Besucher relevante Daten und historische Relikte der sieben Expeditionen des Seefahrers Zheng He bereit. Für alle sieben Fahrten benötigte er insgesamt 28 Jahre.
Der Nanyuan-Garten
Der in der Stadt liegende Nanyuan-Garten wurde während der Ming Dynastie für Wang Xijue errichtet. Wang Xijue war ein hoher Regierungsbeamter, der seine Angelegenheiten in einer schönen und ästhetischen Umgebung voll von Pflaumenbäumen und Chrysanthemen zu erledigen liebte. Die ursprünglichen 48 Hektar wurden auf 80 Hektar während der frühen Qing Dynastie und von seinem Enkel Wang Shimin (1592-1680) erweitert. Dazu arbeitete er mit dem Steinspezialisten Zhang Nanyuan zusammen, um dem Garten zusätzlichen Charme zu verleihen. Allerdings verfiel der Garten in den Jahren der späten Qing Dynastie und den darauf folgenden Jahren.
Im Jahr 1998 entschied sich die Regierung, den Garten wieder aufzubauen und zu seinem alten Glanz zu verhelfen. Dazu verwendeten sie alte Zeichnungen und Fotos. Das Resultat umfasst eine Fläche von mittlerweile 133 Hektar. Der Garten besitzt insgesamt vier Steinbrücken, von denen die Zhijin-Brücke die wohl sehenswerteste ist. Der höchste Punkt der Brücke beträgt 3,4 Meter über dem Wasser. Ihr Design orientiert sich an dem der Yudai-Brücke im Pekinger Sommerpalast.
Grabstätte von Wu Jianxiong: Die chinesische Marie Curie
In Taicang befindet sich die Grabstätte von Wu Jianxiong. Die Mingde Girl Vacationals School, die sie im Kindesalter besuchte, ist von ihrem Vater gegründet worden. Zu diesem Zeitpunkt war die Schule die erste Mädchenschule in ganz China, nimmt heute aber beide Geschlechter auf.
Nach ihrem Physik-Studium an der nationalen Universität von Nanjing 1934 ging sie zwei Jahre später nach Amerika, um dort zu promovieren. Dort arbeitete und lebte sie, wo sie auch ihren chinesischen Kollegen und späteren Ehemann Luke Chia-Liu Yuan kennenlernte. Dieser war ein Enkel des ersten chinesischen Präsidenten Yuan Shikai.
1943 forschte und lehrte Wu Jianxiong an der Columbia University in New York und war bis 1944 am Manhatten-Projekt zum Bau der Atombombe beteiligt. Im Jahr 1957 gelang ihr in dem nach ihr benannten Wu-Experiment der Nachweis der Paritätsverletzung bei schwachen Wechselwirkungen. Der empirische Nachweis bestätigte die Hypothese, dass in der Elementarteilchenphysik eine Vertauschung von rechts und links einen Unterschied machen kann. Einfach ausgedrückt: Bei einer räumlichen Spiegelung müssen das Original und das Spiegelbild nicht immer identisch sein. Nachdem sie im Alter von 84 Jahren einen tödlichen Schlaganfall erlitt, wurde sie auf eigenen Wunsch zurück nach China gebracht und in Taicang begraben.
Entspannung fernab der Straßen
Wer sich nach dem Sightseeing oder Arbeitstag etwas entspannen und Ruhe finden will, sollte den Taicang Peony Garden aufsuchen. Der Garten befindet sich im Liuhe-Stadtteil und hat eine Gesamtfläche von 453.334 Quadratmetern voller Pfingstrosen. Der Platz ist übrigens auch für Bewohner Shanghais zu empfehlen, da er mit einer Autofahrtstunde gut erreichbar ist.
An dieser Stelle ist auch das nahe Taicang gelegene Yongfeng-Dorf zu nennen, das über einen 20 Hektar großen Wald mit chinesischen Rotholzbäumen verfügt. Die Bäume werden auch Wassertannen oder Urweltmammutbäume genannt. Doch die wahre Besonderheit des Waldes ist die magische Wiese an violetten Orychophragmus-Blüten, die sich zwischen den Bäumen erstreckt.