Es gibt diese Städte im eigenen Land, da kommt selbst der Einheimische ins Schwärmen. In China sind es Hangzhou und Suzhou. Oft zusammen in einem Atemzug genannt, sind doch beide Städte sehr verschieden und lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Es war Konfuzius, so ist es überliefert, der gesagt haben soll: Oben ist der Himmel, unten sind Suzhou und Hangzhou. Oft heißt es: Ach ja, wenn ich schon in Shanghai bin, dann kann ich auch mal eben einen Ausflug nach Suzhou und Hangzhou machen. Aber das wird beiden Perlen nicht gerecht. Sind dies doch zwei Städte, die in der langen Geschichte Chinas eine große Rolle gespielt haben. Wohlbemerkt - Im Gegensatz zu Shanghai.
Venedig des Ostens
Suzhou wird heute von vielen als das Venedig des Ostens bezeichnet. Viele kleine Kanäle durchkreuzen die Stadt, die sonst aber in erster Linie für ihre kleinen Gärten bekannt ist. Und vielleicht war es gerade die Ähnlichkeit zu seiner Heimatstadt, die dafür sorgt, dass der Venezianer Marco Polo von dieser Stadt begeistert gewesen sein soll. Die Gärten Suzhous, die heute die Touristen nach Suzhou locken, sind inzwischen Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Besonders hervorzuheben sind dabei vier Gärten:
Die Garten Suzhous
Der Humble Administrator’s Garden (拙政园). Bereits seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts existiert ein Garten an dieser Stelle. Auch wenn er im Laufe der Jahre immer wieder umgestaltet wurde. Es heißt, dass Cao Xueqin in seinen jungen Jahren in diesem Garten lebte. Viele der Gärten in seinem berühmten Roman Der Traum der Roten Kammer sollen von dem Humble Administrator’s Garden inspiriert worden sein.
Lingering Garden (留园). Gleich mehrere Male in der Geschichte wurde dieser Garten zerstört, bevor er nach der Gründung der VR China restauriert wurde und seit 1954 der Öffentlichkeit zugänglich ist. Die letzte Zerstörung fand im Zweiten Sino-Japanischen Krieg statt.
Canglang Pavillon (沧浪亭). Dieser Pavillon stammt aus dem Jahre 1044 und wurde Teil eines bereits existierenden Gartens aus der Song-Zeit. Somit ist dieser Garten der älteste Suzhous und strahlt im klassischen song-zeitlichen Stil.
Lion Grove Garden (狮子林园). Er ist der einzige bedeutende Steingarten, der aus jener Zeit überlebt hat, so sagt man. Erbaut 1342 während der Yuan-Dynastie, wurde auch er einige Male umgebaut und wieder erbaut. Als einer der wenigen Gärten, besitzt dieser aus eine kaiserliche Geschichte. Die großen Qing-Kaiser Kangxi und Qianlong besuchten diesen während ihrer Regentschaft und sogar ein Nachbau findet sich im Changchun Garden des kaiserlichen Sommerpalastes in Peking.
Die Ader nach Peking
Zwar nicht gleich um die Ecke, aber doch in der Nähe, liegt auch Hangzhou: die Ader nach Peking. Als im 13. Jahrhundert die Yuan die Macht über China erlangten, verlängerten sie bereits existierende Kanäle bis in die neue Hauptstadt – das heutige Peking. Seitdem gehörte der Kaiserkanal zu den wichtigsten Schiffsrouten Chinas.
Der Westsee
Was in Suzhou die Gärten sind, ist in Hangzhou der Westsee. Der 500 Hektar große See inmitten der Stadt bietet mit diversen Sehenswürdigkeiten den idealen Hotspot Hangzhous. Zwei Staudämme unterteilen die Seenlandschaft in insgesamt drei Seen. Die Verehrung des Sees zeigt sich auch in einer alternativen Bezeichnung für den Xi Hu (Westsee). Lokal wird er auch Xizi Hu genannt: Eine Anlehnung an Xizi, eine der Vier Schönheiten des alten China: Vier als besonders schön empfundene Frauen der chinesischen Geschichte und Mythologie.
Der Drachenbrunnentee
Hangzhou ist aber nicht nur für seinen Westsee bekannt, sondern auch für ausgezeichneten Tee. Der Drachenbrunnentee gehört zu den bekanntesten und besten grünen Tees Chinas und wird traditionell bei Hangzhou angepflanzt. Wie so oft in China, ranken sich diverse Legenden um diesen Tee. Eine lautet dabei wie folgt: Der Enkel des Kaiser Kangxi, der spätere Kaiser Qianlong, reiste nach Hangzhou und probierte am Hugong Tempel eine Tasse des Drachenbrunnentees. Er soll so begeistert gewesen sein, dass die 18 Teesträucher des Hugong Tempel durch den Großvater in den kaiserlichen Status erhoben wurden.
Suzhou und Hangzhou
Ob Suzhou oder Hangzhou, sie gehören zu den klassischen Reisezielen Chinas und dies hat auch seine Berechtigung. Zwar sind sie inzwischen auch Millionenstädte und die Hochhäuser reihen sich einander, aber darf auch die historische und kulturelle Bedeutung dieser beiden Städte nicht unterschätzt werden. Sind die Gärten Suzhous natürlich weitestens restauriert und erneuert, schaffen sie doch eine Möglichkeit, dem schnellen China zumindest für einen kleinen Momente zu entfliehen. Sich einmal wie die Intellektuellen des alten Chinas zu fühlen, das schafft man am besten bei einem Spaziergang durch die Gärten Suzhous.
Und Hangzhou? Hangzhou war das alte Handelszentrum der Region. Ein florierendes Viertel mit direkter Verbindung nach Peking und dem wunderschönen Westsee. Ein Kännchen Drachenbrunnentee am Ufer des Xihu...
Also wieso nicht beide Städte in einer Reise miteinander verbinden. Suzhou und Hangzhou - zwei Perlen Chinas vor den Toren Shanghais.