Schon fast zwei Jahre ist es nun her — mein Abenteuer in Peking. Es war eine einzigartige Erfahrung, die mich mein ganzes Leben lang begleiten wird. Auch wenn es immer wieder Dinge gab, die mich in den Wahnsinn getrieben haben, konnte ich dennoch unzählige schöne Erinnerungen schaffen, die ich niemals vergessen werde.
Abenteuer Universität
Nach meiner zweijährigen Ausbildung in Hannover entschied ich mich damals dazu, an der Beijing Foreign Studies University (BFSU 北京外国语大学) meinen Bachelor-Abschluss zu machen. Jene wurde 1941 gegründet und gilt in China als DIE Sprachen-Universität schlechthin. Insgesamt 67 Sprachen bietet die BFSU an, jedoch kann man auch in die Bereiche Journalistik, Rechtswissenschaft oder Wirtschaftswissenschaften gehen. Durch die vielen Diplomaten und Botschafter, die daraus hervorgegangen sind, genießt die Universität einen guten Ruf.
Abenteuer Sprache
Doch wo soll ich anfangen? Aufgrund meines Schwerpunkts in Wirtschaft wählte ich auch auf der BFSU die Vertiefung in International Business, hatte aber parallel regelmäßige Chinesisch-Kurse, die mich sehr gefordert haben. Übrigens bin ich unglaublich froh, dass ich die Sprache bereits in Deutschland gelernt hatte! Es ist selbst in der Hauptstadt des Landes schwer, mit Englisch auszukommen. Viele der Anwohner können kaum oder gar keine Fremdsprache sprechen, sodass es große Probleme bereiten kann sich zu verständigen. Jedoch hatte ich viele Kommilitonen kennengelernt, die sich trotz fehlender Kenntnisse durchschlagen konnten.
Diese Erfahrung gilt nur für den Bereich außerhalb des Campus! Sobald man das Universitätsgelände betritt, kann man sich in der Regel immer auf Englisch verständigen — es sei denn man will sich mit dem Personal der Wohnheime unterhalten, die ebenfalls nur Chinesisch sprechen.
Bevor man sich in einem Chinesisch-Kurs einschreiben konnte, musste man einen Test absolvieren, um das aktuelle Niveau einschätzen zu können. Obwohl ich eine konkrete Einschätzung sowie Empfehlung bekommen hatte, in welchem Kurs ich am besten aufgehoben war, entschied ich mich dazu, eine Stufe höher zu gehen, um mich selbst zu testen. Auch wenn es anfangs sehr schwer für mich war, bereue ich es nicht, da ich in kurzer Zeit sehr viel lernen konnte.
Abenteuer erste Tage
Der Flug von Deutschland nach Peking war für mich sehr anstrengend. Das und auch die Zeitverschiebung setzten mir in der ersten Woche zu, weil ich die Nächte nicht durchschlafen konnte. Das Erste, was mir bei meiner Ankunft auffiel, war die Luft, welche einen ganz eigenen Geruch hatte. Mir wurde relativ schnell klar, dass es die Verschmutzung war, auch wenn sie mich nicht bewusst beeinträchtigte. Während meines gesamten Aufenthalts gab es viele Tage, in denen ich nicht rausging, da die Luft zu schlecht war. Abgesehen davon, dass man es sofort erkannte, wenn man aus dem Fenster sah, hatte ich auch eine App auf dem Handy (Air Quality China), die mir die aktuellen Smog-Werte anzeigte. Nichtsdestotrotz gab es überwiegend mehr Tage, die eine gute, frische Luft aufwiesen.
Die Orientierung
Die ersten Tage an der BFSU waren sehr schwierig für mich. Die neuen Studenten werden leider nicht bei Ankunft betreut, wodurch sich für mich die Frage ergeben hat, was ich überhaupt zu Beginn tun musste. Muss ich mich irgendwo anmelden? Wo kann ich alle Gebühren bezahlen? Wie wähle ich Kurse? Gleich am ersten Tag begab ich mich mithilfe einer Karte des Campus’ auf die Suche nach dem Wohnheim meiner Freunde, um ein paar vertraute Gesichter zu sehen und gleichzeitig zu schauen, ob sie mehr Informationen hatten als ich. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine chinesische SIM-Karte, wodurch sich diese Suche als sehr schwierig erwiesen hatte. Erst nach längerem Umherirren bin ich meinen Kommilitonen zufällig (!) über den Weg gelaufen und war unglaublich erleichtert. Jene hatten sogar eine chinesische Sprachpartnerin bei sich, die uns in den ersten Tagen mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte. Sie zeigte uns den Ort, an dem wir uns registrieren sollten, kaufte eine SIM-Karte mit uns und half uns, wenn wir etwas in einer Bank erledigen mussten. Ich bin ihr sehr dankbar, da sie sogar per WeChat immer erreichbar war und jede Frage beantwortete.
Der Wald lichtet sich
Nachdem wir die Registrierung abgeschlossen hatten (bei der man eine Menge Papierkram ausfüllen, Passbilder abgeben und Geld bezahlen muss), bekamen wir eine große Tasche mit vielerlei Informationen für den Beginn des Studiums. Universitätskarten, Broschüren, Zeitpläne und andere nützliche Dinge waren darin enthalten. Erst jetzt wusste ich, wie ich die erste Woche gestalten musste! Also ging ich auf verschiedene Einführungsveranstaltungen, die entweder komplett auf Chinesisch oder Englisch waren. Bei dem Treffen meiner Abteilung (der International Business School) bemerkte ich, wie viele unterschiedliche Nationalitäten vertreten waren. Es war eine super Gelegenheit, die neuen Kommilitonen sowie Professoren kennenzulernen.
Gesundheitschek
Außerdem ist es wichtig, einen Gesundheitscheck zu machen, wenn man nach China kommt. Die BFSU hat aus diesem Grund einen Bus für uns organisiert, der die neuen Studenten zu einem Krankenhaus gebracht hat. Da ich bereits einen Check in Deutschland habe machen lassen, musste ich nur eine kleine Gebühr dafür zahlen, dass sie sich das Formular angesehen haben. Insgesamt muss ich sagen, dass die Universität eine schöne Einführungswoche gestaltet hatte, da es täglich Veranstaltungen gab, an denen ich teilnehmen konnte, bevor der wahre Lern-Wahnsinn begann.
Abenteuer Campus und Wohnheime
Jedenfalls hat die Universität einen großen Campus, der durch eine Straße entzwei geteilt ist. Neben den Unterrichtsgebäuden sind beide Teile mit Wohnheimen, Restaurants, Cafès, Supermärkten und Sportanlagen bestückt. Während meine Freunde alle auf dem Ost-Campus gewohnt haben, hatte ich mir das Wohnheim namens White Building (Bailou 白楼) im Westen ausgesucht, das etwas günstiger war. Die BFSU (die von den Studenten übrigens Beiwai (北外) genannt wird) separiert die ausländischen Studenten von den Chinesen, indem sie ihnen eigene Wohnheime zur Verfügung stellt.
White Building
Das White Building war schon etwas in die Jahre gekommen (was natürlich den Preis erklärt) und bot einen anderen Lebensstil als bei den chinesischen Wohnheimen. Im Erdgeschoss war eine Rezeption zu finden, die sich um die Studenten kümmerte, falls es Probleme gab (sie war sogar 24 Stunden lang besetzt!). Jedoch gab es dort niemanden, der Englisch sprechen konnte. Das machte die Sache nicht leichter, wenn mal etwas im Zimmer nicht funktionierte und einem die passenden Vokabeln dafür fehlten...
Das Zimmer
Ich für meinen Teil habe ein Einzelzimmer mit eigenem Bad gewählt; man hätte aber auch in ein Doppelzimmer mit öffentlichen Bädern gehen können. Die Zimmer waren alle mit den wichtigsten Möbelstücken ausgestattet, wie zum Beispiel einem großen Kleiderschrank, einem Bett mit Bettzeug und Schreibtisch mit Stuhl. Außerdem gab es sogar einen Fernseher, auf dem man das chinesische Programm schauen konnte. Um WLAN zu bekommen, musste man bei einem Chinesen anrufen, der sich auf dem gesamten Campus um das Internet der Studenten kümmerte. Er fuhr dann mit dem Fahrrad zu dem jeweiligen Zimmer und übergab einen Router. Anfangs war es eine große Überwindung für mich bei ihm anzurufen, da er kein Englisch sprechen konnte und ich große Hemmungen hatte, mein Chinesisch zu nutzen. Am Ende hat es aber doch immer geklappt! Jeden Monat klopfte er dann im gesamten Wohnheim an die Türen, um seine Zahlung einzufordern.
Generell wird in Peking wenig mit der Karte gezahlt. Die meisten Shops akzeptierten keine bargeldlose Zahlung, weswegen ich eigentlich immer etwas davon dabei hatte. Selbst höhere Beträge an der Universität musste man bar bezahlen.
Ausstattung
Auf jeder Etage des Wohnheims gab es eine Küche, die von allen Studenten genutzt werden konnte. Sie war mit Herdplatten ausgestattet und bot ein paar Schränke, in denen man Töpfe lagern konnte. Es war eine super Gelegenheit, um gemeinsam etwas zu kochen oder heimische Gerichte zuzubereiten, wenn man Heimweh hatte. Ansonsten habe ich sie aber eher selten genutzt, da die Restaurants und Mensen sehr günstig waren. Außerdem wollte ich so viel chinesisches Essen probieren, wie nur möglich!
In den Wohnheimen für ausländische Studenten haben die Einzelzimmer immer westliche Toiletten, während man auf dem Rest des Campus ausschließlich die chinesischen Hocktoiletten vorfinden kann. Diese sind mal mehr, mal weniger sauber - je nachdem wo man sich befindet. Auf jeden Fall ist es sehr wichtig, zu jeder Zeit Taschentücher (bzw. Toilettenpapier) und Seife bei sich zu haben, da die WCs normalerweise nicht damit ausgestattet sind. Für mich war es anfangs eine große Umstellung, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. :) Gerade außerhalb des Campus darf man nicht zimperlich sein, wenn man mal das stille Örtchen benutzen muss.
Das war es soweit von mir. Bald gibt es dann noch einiges zu erzählen über das Studentenleben an der BFSU!