Die New Silk Road Oldtimerrallye 2018 hat die ersten beschwerlichen Etappen in China gemeistert. Nach den Formalitäten in Kasghar hieß es auf nach Tibet! Die ersten Etappen auf das Dach der Welt führten durch die Provinz Xinjiang.
Tag 26: Kashgar, Vorbereitung auf Tibet
Am zweiten Tag in Kashgar galt es alle Vorbereitungen für die anstehenden Herausforderungen in Tibet zu treffen. Während einige noch letzte Einkäufe vornahmen (von Toilettenpapier über Feuchttücher bis zu Snacks und Wasser), präparierten andere ihre Oldtimer für die Höhen. Jens und Svend-Jörk waren noch mit Elch Olaf beschäftigt, doch am späten Nachmittag war auch dieser soweit startklar.
Ein Briefing kommt selten allein ...
Abends stand das ausführliche Briefing für die anstehenden Fahrten an. Hao Lei, unser Reiseführer erklärte die außerordentlichen Sicherheitskontrollen und Checkpoints, die der Gruppe bevorstanden. Daraus ging auch hervor, dass ab sofort im Konvoi gefahren werden musste. Jeden Tag würden 2-4 Kontrollpunkte warten, sodass die Guides vornweg fahren mussten, um die Formalitäten zu regeln. Ebenso wurden die Teilnehmer dafür sensibilisiert, dass die weiteren Unterkünfte in ganz einfachen Gasthäusern mit primitiven sanitären Anlagen stattfinden würden (der zur Verfügung stehenden Infrastruktur geschuldet).
Im Anschluss machte China Tours den Teilnehmern noch ein Geschenk in Form von gebrandeten und personalisierten Thermosflaschen. Die Übergabe führte zu munterem Tauschen, da die Stofftüten nicht ganz passgenau verteilt wurden.
Schließlich war der Rallyearzt Helmut an der Reihe. Ausführlich erklärte er die notwendige Prophylaxe Diamox und gab eine Einweisung in die Benutzung der Sauerstoffflaschen. Jedes Team erhielt eine davon für das Fahrzeug, weitere wurden in den Begleitfahrzeugen verstaut. Und ganz wichtig: viel, viel Trinken!
Bei einem leckeren chinesischen Abendessen im Hotel klang der Tag aus, bevor sich die Teilnehmer in ihre weichen Betten legten.
Tag 27: Kashgar-Kudi, 405 km
Was für ein Tag! Von Schneesturm und Polizeibegleitung bis zum Abschleppen – heute war alles dabei. Doch der Reihe nach: Um 9.30 Uhr war Fototermin vor dem Radisson Hotel mit Direktor Peter. Daraufhin folgte eine Verbindungskontrolle mit den Walkie-Talkies und eine herzliche Verabschiedung von dem Hotelpersonal, die sogar Spalier standen. Das heutige Ziel: die Stadt Shache. Eigentlich sollte es nach Kudi gehen, aber uns wurde leider kurzfristig von der Behörde verboten, dort zu übernachten.
Das Pech klebte an den Reifen
Unterwegs traf dann plötzlich die Information ein, dass die Gruppe auch in Shache nicht übernachten konnte. Kein Witz! Also ging es weiter nach Zepu, der nächsten Stadt mit Unterkünften, welche ausländische Gäste aufnehmen dürfen. Doch auch dort gab es an der Polizeikontrollstelle zur Stadt hinein kein Durchkommen für die Reisenden. Also wurde der Weg nach Yecheng eingeschlagen – mittlerweile in Begleitung der Polizei. Wie konnte es anders sein: Auch Yecheng wollte seine Tore nicht öffnen. Nichtsdestotrotz brauchte die Gruppe einen Schlafplatz, was schließlich auch die anwesenden Polizisten einsahen und endlich die Einwilligung für eine Übernachtung in Kudi gaben.
Somit zockelte der Konvoi hinter dem Polizeiauto in die Dunkelheit bei einsetzendem leichtem Schneefall. Unterwegs muckte die G-Klasse von Klaus und auch die Limone wollte nicht mehr. Also wurde sie auf dem chinesischen Abschleppwagen bis nach Kudi transportiert. Dank der polizeilichen Hilfe stellten schließlich drei Gasthäuser Zimmer für die müden Fahrer und Co-Piloten bereit. So fanden alle eine, wenn auch sehr spartanische, Bleibe für die Nacht. Morgen geht es über 5.000 Meter ...
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Tag 28: Kudi (2.960 m) – Sanshili Yingfang (3.670 m), 205 km
Nach überstandener Nacht in 2.960 Metern Höhe begrüßte uns trockenes, leicht bewölktes Wetter. Die heutige Herausforderung sollte die Überquerung zweier Pässe von rund 5.000 Metern Höhe werden. Die Teams fuhren vor bis zur Polizeikontrolle am Dorfende. Hier mussten alle ihre Papiere zeigen, woraufhin es um 10.30 Uhr weitergehen konnte. Allerdings nicht für alle, denn gleich vier Fahrzeuge benötigten eine Reparatur durch die Mechaniker Jens und Svend. Erst Team 2, dann die G-Klasse von Klaus (Gangschaltung), als nächstes Olaf von Heidi (die Achsaufhängung) und ebenso die Limone. Knapp 2 Stunden später rollten alle vier Teams bei leichtem Schneefall von dannen. Eine großartige Leistung des Service-Teams!
Es ging hoch hinaus
Die Straße führte nun stetig bergan auf den Mazha-Pass (4.969 m). Behutsam und mit dem nötigen Respekt fuhr die Gruppe durch die eingeschneite Landschaft. Es hatte just einen Tag zuvor in Kudi geschneit, völlig ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit und für alle überraschend. Die Fahrbahn war leicht nass, aber nicht rutschig. Dafür bot die Landschaft einen spektakulären Anblick! Der Sauerstoffgehalt wurde regelmäßig kontrolliert, aber zum Glück haben alle die Höhe gut vertragen. Zu guter Letzt wurde die Passhöhe erreicht: was für ein erhebender Moment auf 4.969 Metern! Gefeiert wurde der Erfolg mit einer kleinen Schneeballschlacht.
Beim Abstieg gab es leider einen großen Stau, da viele LKWs auf dem Pass unterwegs waren. Außerdem trafen die Teams immer wieder auf einheimische Radfahrer, die sich über diese Höhen quälten. Nach kurzem Zwischenstopp mit Umtanken und Sichtung wildlebender Kamele wurde der zweite Pass des Tages mit stolzen 4.909 Metern Höhe erklommen. Da dieser noch keinen Namen hatte, wurde er kurzerhand "New Silk Road-Pass" getauft. Am Abend gelangte die Gruppe in das kleine Dorf Sanshili Yingfang. Zuvor war Team 13 durch unser Begleitfahrzeug betankt worden, da es keine Tankstelle auf der Strecke gab. Alle sind gesund und munter angekommen, ohne ernsthafte Symptome bezüglich der Höhe. Und auch die Fahrzeuge haben es geschafft. Yeeeaaahhh!
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Tag 29: Sanshili Yingfang (3.670 m) – Dahongliutan (4.200 m), 122 km
Eine weitere Nacht in ordentlichen Zimmern, aber unter primitivsten sanitären Bedingungen wurde bewältigt. Es war kalt und die Oldtimer mussten erst einmal von dem Schnee, der morgens kurz gefallen war, befreit werden. Im Anschluss an das obligatorische Briefing galt es noch ein Ständchen zu halten, da Teilnehmer Andreas Geburtstag hatte. Und so sang ein vielstimmiger Chor "Happy Birthday" und China Tours überreichte noch ein kleines Geschenk (Essstäbchen aus Bambus).
Im Konvoi ging es um 10.45 Uhr los in Richtung Tibet. Am Dorfausgang überraschte uns ein in den Schnee gezeichneter Panzer. Der darauf folgende Abschnitt wurde von einer kurzweilige Fahrt ohne Passüberquerung durch ein weites Tal geprägt. Es ging immer entlang des Flusses Karakash. Höchster Punkt des Tages war die Überquerung des Passes Kang Xi Wa (4.269 m). Bereits um 13 Uhr kam die Gruppe an dem kleinen Ort Dahongliutan an, wo alle nach der bereits vertrauten Polizeikontrolle erst einmal den Tank voll machten.
Verteilt auf zwei Gasthäuser wurden die einfachen, aber sauberen Zimmer bezogen. Nach wie vor prekär waren allerdings die Toiletten. Sie bestanden nur aus einem Loch und funktionierten ohne fließendes Wasser. Zum Abendessen gab es nochmals eine kleine Information zur Prävention der Höhenkrankheit in Form tibetischer Mittel. Diese wurden von den Teilnehmer gerne genommen. Ein schmackhaftes Essen beschloss den Tag, wonach viele früh ihre Zimmer aufsuchten. Die nächste Etappe: das Aksai Chin-Hochplateau!
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