Im Sommer 2018 machte sich eine New Silk Road-Gruppe mit sieben Reisenden auf den Weg, um die zwei schönen zentralasiatischen Länder Kirgisistan und Tadschikistan zu entdecken. Als Reiseleiterin war ich, Sitora Sodatkadamova, auf dem tadschikischen Teil der Reise mit dabei. Heute möchte ich Sie auf diesen Teil der Reise mitnehmen!
Teil 2 des Reiseberichts von Sitora. Den ersten Teil finden Sie hier.
Langar und Wakhan Korridor
Über den Kharghush Pass (4.340 Meter) führte uns der Weg weiter in Richtung des Südpamirs an die Grenze zu Afghanistan. Unterwegs hielten wir für schöne Fotomotive, erblickten herrliche Seen (z. B. Khargush, Tuskul und Tschuqurkul) und entdeckten Murmeltiere. Hier im Grenzgebiet durchlaufen wir eine weitere planmäßige Passkontrolle kurz nach dem Khargush Pass. Wir trafen auch auf eine Brücke über den Fluss nach Afghanistan, in deren Nähe es verboten ist, zu fotografieren oder sogar nur zu stoppen.
In Langar gibt es alte Petroglyphen zu entdecken, in Stein gemeißelte Malereien aus der Bronzezeit (2. Jahrtausend v. Chr.). Diese wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und wanderten auf einem nicht einfach zu begehenden Pfad zu den Felsen auf 3.000 Metern Höhe, auf denen man noch unterschiedliche Motive mit Tieren und Jagdszenen erkennen kann.
Da in Langar die Sanitäranlagen sowie die heiße Wasserversorgung besser ist als in den Orten zuvor, nahmen sich alle nach der Wanderung Zeit fürs Duschen und entspannten sich im Innenhof des Gasthauses.
Auf dem Weg machten wir Halt in Vrang, um den buddhistischen Tempel und den Fußabdruck Buddhas aus dem 7./8. Jahrhundert anzuschauen.
Danach besuchten wir die Festung Yamchun aus dem 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. Die Festung, einst in sehr guter strategischer Lage errichtet, bot uns einen herrlichen Blick auf die ganze Gegend. Ein steiniger und recht schwieriger Weg führte hoch zu dem alten Gebäude. Laut einer Legende musste die Armee in einer Linie vom Fluss bis zur Festung stehen und die Steine aus dem Fluss als menschliches Förderband einander weitergeben.
Yamg mit Bibi Fotima Wasserquelle, Yamchun Festung, Buddha Stupa und Folkloreshow
Die heiße Wasserquelle Bibi Fotima, benannt nach der Tochter des Propheten Mohamed, ist ein sehr bekannter Ort nicht nur für Pamiris, sondern auch für ganz Tadschikistan. Die Frauen legen zum Teil sehr lange Strecken zurück, um das Wasser zu trinken und hier zu baden, was der Fruchtbarkeit dienlich sein soll.
Natürlich gibt es einige weit verbreitete und gern geglaubte Legenden dazu, wie die Quelle entstanden ist und immer wieder werden auch Geschichten dazu erzählt, wie gut die Quelle auf ihre Besucherinnen wirkt.
Aber auch Männer dürfen in der inzwischen renovierten Quelle baden und bei unserem Besuch hatten wir zwei voneinander getrennte Bereiche nur für uns. Normalerweise werden die Betriebsstunden des Badehauses jedoch strikt für Männer und Frauen getrennt. Das Wasser war angenehm warm (ca. 40°C) und die Anlage sauber. Eigene Handtücher sind unbedingt selbst mitzubringen.
Das Besondere in Yamg ist das Museum vom Sufi-Heiligen und Gelehrten Mubarak Wakhoni, dessen Direktor der Besitzer des Gästehauses „Haydar“ ist. Haydar Malik Mamadov spricht English und führte uns gern durch das Museum und erklärte den Sonnenkalender vom Sufi-Heiligen. Dazu spielte er am Ende der Führung traditionelle Musik mit klassischen Musikinstrumenten.
Die Dorfkinder, auch die Enkelkinder von Haydar, sind Mitglieder in einer Art Volksensemble des Dorfes, wo sie traditionelle Lieder und Tänze lernen, um sie den Gästen vorzutragen. Wir hatten auch die Möglichkeit, die Folkloreshow anzuschauen und mitzutanzen.
Khorugh
Auf dem Weg besuchten wir die Lehmfestung Khahkaha, die laut archäologischer Untersuchungen während der Herrschaft des Kuschana Imperiums entstand (3. und 4. Jahrhundert. v. Chr.), einer der Blütezeiten der Seidenstraße. Über die Festung werden von Einheimischen viele Legenden erzählt. Eine Legende besagt, dass die Verteidiger der Festung als Anhänger des Zoroastrismus schwarze Kleidung anhaben mussten, weswegen sie als „Siyohpuschon“ (=Schwarzbekleidete) und „Otaschparaston“ (=Feueranbeter) bekannt wurden.
Die Mittagspause machten wir in der Nähe einer weiteren heißen Quelle, die „Garmchashma“ heißt, was übersetzt einfach „heiße Quelle“ bedeutet.
In Khorugh sind wir am Nachmittag angekommen und wir hatten Zeit zur freien Verfügung. Einige gingen im Stadtpark spazieren, andere kauften Kaffee und Souvenirs. Die Stadt ist insbesondere im Sommer sehr schön, vor allem wegen den Grünanlagen entlang des Flusses. Den Abend haben wir in einem indischen Restaurant ausklingen lassen, derer Besitzerin eine Pamiri-Frau ist, die in Indien lebte und jetzt die indische Esskultur den Tadschiken näherbringen möchte. Das Restaurant ist bei Touristen und Durchreisenden sehr beliebt.
Den nächsten Tag verbrachten wir auch noch in Khorugh und besuchten das Heimatsmuseum, den weltweit zweithöchsten Botanischen Garten auf 2.320 Metern Höhe, den Stadtpark „Chorbogh“ und ein Teehaus. Letzteres ist in staatlichem Besitz und nicht allen Touristen zugänglich.
Kalaikhum mit Blick auf die afghanische Seite
Heute sehen wir während der ersten Hälfte des Weges viel mehr Grün im Vergleich zu den ersten 4 Tagen. Die heutige Strecke ist relativ lang, dabei aber gleichzeitig interessant, schön und spannend. Wir machen öfters Halt, denn von unserer Straße kann man durch das Tal nach Afghanistan schauen und sehen, wie die Dörfer und das Leben auf der afghanischen Seite so aussehen.
Da ich persönlich aus dem Bezirk Ruschan komme, wollte ich unseren Gästen auch mein Heimatdorf zeigen. Dafür besuchten wir das Haus meiner Tante Nikubacht. Sie und andere Verwandte begrüßten uns überschwänglich und zeigten uns ihr Haus und den Garten. Es war für mich und meine Familie eine große Freude und Ehre, die Möglichkeit zu haben, in unserem Haus Gäste von weit her begrüßen zu dürfen.
Duschanbe und Hissar
Die Qualität der Straße nach Duschanbe verbessert sich zusehends. Wir reisten durch ländliche Gebiete mit vielen Feldern im Norden Tadschikistans und sahen die Baumwoll- und Weintraubenfelder.
Auf dem Weg machten wir eine kurze Pause bei der Hulbuk-Festung, beim Norak Stausee und eine Mittagspause in Kulob. Hier war das Essen vom Geschmack laut Reisegruppe einstimmig das Beste der gesamten Reise. Wir saßen im Restaurant auf einem traditionellen Tapchan (eine Art Liegesofa mit zahlreichen Kissen) die frische Luft und den blauen Himmel genießend sowie dem Geräusch des Springbrunnens lauschend.
Nach der durchquerten Mondlandschaft des Pamir-Gebirges kommt einem die Welt in Duschanbe als eine andere vor: Hochhäuser, lange und breite Straßen mit viel Verkehr, moderner Architektur und grüne Alleen.
Am darauffolgenden Tag besichtigten wir die Höhepunkte der Stadt sowie des Umlandes. Den Vormittag verbrachten wir im Stadtzentrum, wo sich die Nationalbibliothek – die größte Bibliothek Zentralasiens – das Denkmal für Ismaili Somoni, den Gründer des tadschikischen Volkes, das Wappen und der einst höchste Fahnenmast der Welt (165 Meter) befinden. Um am Ende der Reise noch einen guten Überblick über die Geschichte und Kultur des Landes sowie über die Gegenwart zu bekommen, besuchten wir auch das Nationalmuseum.
Nach dem Mittagessen in dem größten Teehaus Zentralasiens (es gibt einen seltsamen Wettbewerb unter zentralasiatischen Ländern für „das Größte“ und „das Höchste“ …) fuhren wir ins Umland der Stadt zur Festung Hissar aus dem 18. Jh. und um die alte Medrese (Koranschule) aus dem 16. Jahrhundert zu besuchen. Heute ist sie für Besucher hübsch hergerichtet und wir haben die Möglichkeit, in den kleinen Läden rumzustöbern, in denen man das Gefühl bekommt, man sei ein Teil der alten Seidenstraße und mit einer Karawane unterwegs. In der alten Medrese kann man noch sehen, wie einst die Räume der Schüler aussahen und wie sich die Leute damals angezogen haben.
Zufälligerweise feierten an dem Tag die Einwohner eine Hochzeit, wofür das Ehepaar mit Musik und Tanz zur Festung gebracht wurde, um zusammen Fotos zu machen und den schönen Tag laut zu feiern.
Unsere Gruppe nahm sich am Abend noch genug Zeit, sich für den Rückflug vorzubereiten und die Erlebnisse in Tadschikistan Revue passieren zu lassen. Am Flughafen in Duschanbe haben wir uns voneinander verabschiedet.
Zu guter Letzt aus Tadschikistan …
Die Reise war für mich damit aber glücklicherweise nicht ganz beendet, da ich mit meiner Gruppe bis heute noch in Kontakt stehe. Sie erzählen mir von ihren weiteren Reisen und öfters lese ich auch, dass diese weniger spektakulär als in Tadschikistan verliefen. Für mich ist es eine Ehre und große Freude diese Wörter zu hören. Dank Waltraud Grunow, einer Mitreisenden, gibt es jetzt auch ein Video mit einigen Reiseimpressionen. Genießen Sie die kurze mediale Erzählung!
Ich habe Sie am Anfang meines Reiseberichts mit auf unsere Reise genommen und hoffe nun, dass Sie diese genossen haben. Tadschikistan bietet noch viele weitere wunderbare und einzigartige Erlebnisse. Sollten Sie sich für eine Tadschikistan-Reise entscheiden, würde ich mich freuen, Ihnen mein Land zeigen zu dürfen.
Deswegen sage ich nun „To bosdid!“, was im Tadschikischen „Auf Wiedersehen“ bedeutet und nicht einfach nur „Tschüss“.
Lassen auch Sie sich von der Gastfreundschaft Tadschikistans begrüßen und erleben Sie ein Land voller Faszination mit New Silk Road!