Hangzhou ist die Hauptstadt der Provinz Zhejiang. Sie liegt an der westlichen Seite der Hangzhou-Bucht, welche die Städte Shanghai und Ningbo trennt. Mit ihrer Landschaft und vielen historischen Relikten ist Hangzhou ein Touristenmagnet. Hangzhou genießt den Ruf, eine der schönsten Städte Chinas zu sein. Mitverantwortlich dafür ist der weltberühmte Westsee (Xihu) mit einer Fläche von ca. 650 Hektar. Er hält einige der sehenswertesten historischen Schauplätze bereit.
Hangzhou: Eine der schönsten Städte Chinas
Der Westsee ist seit 2011 ein von der UNESCO anerkanntes Weltkulturerbe. Er wird von insgesamt drei erhöhten Fußwegen in fünf Bereiche unterteilt. Auf diesen Wegen finden sich Tempel, Gärten und Pagoden. Da der See als idealisierte Fusion von Mensch und Natur gilt, ist er eine bedeutende Inspirationsquelle chinesische Gartendesigner. Seine Schönheit soll auch viele Dichter und Maler der chinesischen Geschichte verzaubert und in Ihren Werken beeinflusst haben. So haben beispielswiese Dichter wie Bai Juyi 白居易 (772-846), Su Shi 苏轼 (1037-1101), Xu Zhimo 徐志摩 (1897-1931) und Hu Shi 胡适 (1891-1962) zahlreiche Werke über den Westsee geschrieben, unter Anderem auch die Legende um die weiße Schlange.
The Sorcerer and the White Snake 白蛇传说 aus dem Jahr 2011 dürfte eine der optisch spektakulärsten Verfilmungen dieser chinesischen Legende sein, die sich am Westsee 西湖 in Hangzhou 杭州 abgespielt hat. Die Legende rankt sich um eine Liebesgeschichte zwischen dem einfachen Apotheker Xu Xian 许仙 und der Schlangendämonin Bai Suzhen 白素貞 . Diese, so die Überlieferung, soll unter der Leifeng-Pagode 雷峰塔 eingesperrt gewesen sein.
Leifeng-Pagode und die Legende der weißen Schlange
Die Leifeng-Pagode steht am Sunset Hill des Westsee und ist aufgrund ihrer Position und den fünf Stockwerken auffälligstes Bauwerk am See und von Weitem sichtbar. Der im Jahr 975 erbaute, achtseitige Turm, stürzte 1924 ein. Die Pagode wurde dann 2002 neu errichtet und ist seitdem eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Hangzhous. Ihre Popularität verdankt sie unter anderem der bereits angesprochenen Legende der weißen Schlange.
Die Legende handelt von zwei Schlangendämoninnen aus dem Emei-Gebirge 峨眉山. Während die eine Schlange grün war, war ihre Schwester weiß. Sie hießen Xiao Qing und Bai Suzhen. Da ihnen das irdische Leben so gefiel entschieden sie sich, sich in zwei bildhübsche Frauen zu verwandeln und dergestalt am wunderschönen Westsee in Hangzhou zu leben. Eines Tages traf Bai Suzhen auf den einfachen Apotheker Xu Xian und verliebte sich in ihn. Sie heirateten und eröffneten gemeinsam eine eigene Apotheke. Da auch Bai Suzhen über sehr gutes medizinisches Wissen verfügte, konnten Sie vielen Menschen helfen und waren sehr beliebt.
Legenden und Mythen
Die Leute mochten sie und nannten sie Bai Niangniang 白娘娘. Das Glück sollte allerdings nicht lange halten, denn im entfernten Jin Shan Si-Tempel 金山寺 lebte der Dämonen jagende Mönch Fa Hai 法海. Dieser wusste, dass Bai Suzhen eine 1000-jährige Schlangendämonin war, wollte das Paar trennen und die weiße Schlange jagen. Aufgrund einer Intrige durch den Mönch verstarb Xu Xian, worauf Bai Suzhen den Gottesberg erklomm, um Kräuter zur Wiederbelebung Ihres Mannes zu sammeln. Die Kräuter wurden allerdings von göttlichen Bergwächtern beschützt, die diese vor der Schlangendämonin verteidigten.
Nach einem kräftezehrenden Kampf, Bai Suzhen war im siebten Monat schwanger, erkannte der Unsterbliche Nan Ji Xian Weng 南极仙翁 die wahre Liebe des Paares und war von dieser so gerührt, dass er der weißen Schlange die Kräuter gab. Nach der Geburt des Kindes versuchte der Mönch Fa Hai erneut, die Dämonin ein für alle Mal zu besiegen und sperrte diese unter der Leifeng-Pagode ein. Das Paar war daraufhin voneinander getrennt. Bai Suzhens Schwester Xiao Qing allerdings ging ins Emei-Gebirge zurück, um sich dort zu vervollkommnen. Schlussendlich besiegte sie den Mönch Fa Hai und rettete ihre Schwester aus der Pagode.
Tempelanlagen am Westsee
Unter den verschiedenen Tempelanlagen am Westsee finden sich der Lingyin Tempel 灵隐寺 und der Yue Fei Tempel, auch bekannt als Yuewang Tempel 岳王庙. Der Lingyin Tempel befindet sich nordwestlich vom See und ist ein zen-buddhistischer Tempel. Seit der Song-Dynastie (960-1279) musste die Anlage wegen Plünderungen 16 Mal neu aufgebaut werden. Das heutige Gebäude ist eine moderne Restauration der späteren Qing-Architektur. Während der Kulturrevolution (1966-1976) erlitt die Anlage erneut Schäden durch die rote Armee. Allerdings konnten größere Beschädigungen vermieden werden, da der damalige Premierminister Zhou Enlai (1898-1976) sie unter seinen persönlichen Schutz stellte.
Heute ist der Tempel gleichermaßen Anlaufstelle für Pilger wie Touristen. Vor dem Tempel befinden sich die Feilai Feng 飞来峰 Grotten. Einer Legende nach liegt der Ursprung der Grotten in Indien. Sie seien als Zeichen der omnipotenten Macht des Buddhismus über Nacht nach Hangzhou geflogen. In der Haupthöhle befindet sich ein Riss an der Decke. Stehen die Besucher an der richtigen Stelle, lässt sich eine Spiegelung des Sonnenlichts ausmachen, welche als „Der Faden des Himmels“ bekannt ist.
Der Yue Fei Tempel oder Yuewang Tempel wurde zu Ehren Yue Feis (1183-1240) gebaut, einem General der südlichen Song-Dynastie. Er kämpfte damals gegen die Dschurdschen der Jin-Dynastie während des Jin-Song-Krieges (1125-1234 ). Auch dieser 1221 erbaute Tempel befindet sich in der Nähe des Westsee. Wie andere Tempelanlagen auch, musste dieser mehrmals wiederaufgebaut werden.
Spezialitäten der lokalen Küche
Die Küche Hangzhous wird als eine der acht grundlegenden Küchen Chinas verstanden. So zeichnen sich die Speisen durch einen frischen, zarten und weichen Geschmack aus. Zu den vielen Spezialitäten gehören unter anderem der Xuhu-See Essigfisch 西湖醋鱼, das Dongpo Schwein 东坡肉 und geschmorte Bambusschoten油焖笋. Besonders schmackhaft ist der Fisch, welcher in einer leckeren Essigbratensoße serviert wird.
Beste Reisezeit
Die beste Reisezeit um Hangzhou zu besuchen ist der Zeitraum März/April. Dann beginnt die lokale Flora und Fauna zu blühen. Weiße Pollen legen sich wie Schnee unter schönstem Sonnenschein auf die Landschaft. Ein märchenhafter Anblick!