Aufgrund der völlig anderen Religionen werden viele Feste in China meistens ganz anders als hierzulande gefeiert. So auch Weihnachten und Neujahr.
Da nur ein sehr kleiner Teil der Chinesen Christen sind, wird Weihnachten in China meist sogar nur in größeren Städten wie Hong Kong gefeiert. In den westlichen Regionen oder in kleineren Städten zelebriert man es so gut wie gar nicht.
Das chinesische Neujahr ist hingegen eine sehr große Sache. "Frohes Neues!" - oder "新年快乐 Xīnnián kuàilè!" - erklingt in China immer ein wenig später als bei uns, denn anders als das unsere, orientiert sich das chinesische Neujahr am Mondkalender und wird daher Ende Januar bis Mitte Februar gefeiert. Dabei lösen sich 12 Tierkreiszeichen miteinander ab, unter deren Warte das neue Jahr steht. Standzum Beispiel 2023 unter dem Zeichen des Hasen, steht 2024 nun unter dem Zeichen des feurigen Drachen. Unter den 12 Tieren ist er derjenige, der als besonders kraftvoll und selbstbewusst gilt. Und das Wichtigste: er soll Glück bringen! Aus diesem Grund wird der chinesische Drache oft mit viel Rot dargestellt - der Farbe des Glücks, die zum chinesischen Neujahr allgegenwärtig ist.
Wer sich die 12 Tierkreiszeichen anschaut, er wird gleich merken, dass der Drache ein bisschen heraussticht: er ist das einzige Fabelwesen und ganz anders als die Drachen in den europäischen Mythen. Kein hässliches Monster, sondern ein viel bewunderter, hoch intelligenter und energiegeladener Charakter ist er - kein Wunder, dass im Zeichen des Drachen geborene Menschen in China oft besonders respektiert werden. Sie haben den Ruf, extrem selbstbewusst, risikofreudig und durchsetzungsfähig zu sein und sind daher oft sehr erfolgreich, ganz egal, welchen Beruf sie ausüben. Das passt auch wieder zusammen, denn der Drache ist ein Symbol für Wohlstand und Überfluss, aber auch für Macht, Dominanz, Ehrgeiz und Kontrolle. Im Zeichen des Drachen geborene sollen vor Gesundheit und Tatendrang nur so strotzen, großherzig und liebenswürdig sein, aber auch ab und an unter ihrem eigenen Stolz und dem zu großen Ego leiden müssen - denn Fehler eingestehen ist zum Beispiel etwas, was ein Drache nicht gut kann.
Vom Ausmaß her ist das chinesische Neujahrsfest ist in etwa so, als würden Weihnachten und Neujahr auf einen Tag fallen. Da die ganze Familie zusammenkommt, kommt es jährlich zur größten Migration der Welt: Dieses Jahr sind über 400 Millionen Chinesen in etwa 1.2 Milliarden Individualreisen mit Zug, Flugzeug, Schiff oder Bus gereist. Am Neujahrsabend werden traditionell viele köstliche Speisen zubereitet, es wird Reisschnaps getrunken und natürlich ein Feuerwerk gezündet. Das ist einerseits bunt und spektakulär, andererseits aber auch sehr laut und gefährlich: ähnlich wie bei uns warnen Statistiken, da auch in China jedes Jahr abertausende Menschen schwere Verletzungen durch Unfälle mit den Knallkörpern erleiden.
Da die Chinesen ihre Urlaubstage mit den gesetzlichen Feiertagen mischen, liegt China während der Feiertage für fast eine Woche nahezu vollkommen still. Geschäfte sind geschlossen, öffentliche Verkehrsmittel fahren nur eingeschränkt, Restaurants haben zum großteil zu. Schnelle, pulsierende Mega-Metropolen voller Trubel werden zu Geisterstädten, weil kaum jemand arbeitet, sondern alle Leute bei ihren Familien zuhause feiern.
Der Trubel um das chinesische Neujahrfest hält, je nach gestattetem persönlichen Urlaub, 1-2 Wochen an. Allerdings endet die Festzeit traditionell erst mit dem Laternenfest einige Wochen später; dieses Jahr um den 24. Februar. Einige Traditionen sind das Kehren des Hauses, um Schmutz und böse Geister zu vertreiben, entweder den eigenen oder einen gekauften roten Scherenschnitt an Fenster und an die Haustür zu kleben und die aufwändige chinesische Neujahrsshow im Fernsehen anzuschauen. Außerdem werden sogenannte "rote Umschläge - 红包 hongbao" an jüngere Familienmitglieder verschenkt, in denen sich Geld befindet. Generell tauscht man zu diesen Tagen gerne Geschenke aus und schmückt die Wohnung mit Dekorationen in der Farbe Rot. Sogar rote Unterwäsche darf am Abendes des Neujahrsfestes auf keinen Fall vergessen werden!