Taiji, in Chinesisch “太极拳/ Taijiquan”, ist ein philosophisches Gut der körperlichen Ertüchtigung, das der chinesischen Hochkultur entsprang. Da es kein deutsches Equivalent zu dem “allerhöchsten Wirkungsprinzip”, dem Taiji, aus der daoistischen Lehre gibt, ist es sehr schwer eine gute Übersetzung zu finden. Meist wird Taiji in Symbolform als harmonisches Wechselspiel der dualen Kräfte Yin und Yang ausgedrückt. Der Zusatz “quan” (Taijiquan) bedeutet Faust und steht für den körperlichen und martialischen Charakter des Sportes.
Weltweit praktizieren Millionen von Menschen die Taiji-Formen; in China sieht man sehr häufig Gruppen von trainierenden Menschen. Die Formen sind wiederum in Bilder unterteilt, welche nach der Bewegung benannt sind, bspw. “Fersenkick rechts 右蹬脚 youdengjiao, oder poetische Namen haben, wie bspw. „Der weiße Kranich breitet seine Flügel aus 白鹤亮翅 baihe liangchi. Formen können aus bis über 100 Bildern bestehen und, je nach Ausübung, mehrere Stunden dauern.
Ruhe und Gesundheit als Endziele der Übungen
Ein Taiji Meister beim Üben im Park, Source: Thomas B. für Chinaeventura
Das Ziel der Praktizierenden ist, gemäß dem harmonisch-dualen Charakter des Daoismus’, eine Balance zwischen der inneren und äußeren Welt zu erreichen. Daher fällt der kämpferische Aspekt des Taiji häufig in den Hintergrund und es wird primär wegen seiner meditativen Seite praktiziert. Dabei soll das Qi, eine Art Lebensenergie, im Körper fließen und gesteigert werden. Westliche Medizin ist sich unschlüssig, was genau das Qi ist. Die Bewegungsabläufe und Atemübungen wurden allerdings bereits in klinischen Studien erforscht und steigern das gesundheitliche Befinden maßgeblich.
Taiji im Laufe der Zeit
Taiji Übungen in der Früh, Source: Baidu
Es gibt mehrere Stile im Taiji. Zwar sind diese in ihrem Kern und in der Philosophie identisch, aber sie haben auch teilweise gravierende Unterschiede in den Bildern, Formen und in der Geschwindigkeit der Bewegungen. Infolge der Machtergreifung der Kommunisten in China Mitte des 20. Jahrhunderts, wurde Taiji in China verboten und viele der Meister flohen in westliche Staaten. Dadurch hat sich die chinesische Kampfkunst auch im Westen verbreiten können und wurde so weltweit zu einem populären Sport. In China sieht man vor allem morgens an vielen Orten Menschen, die Taiji praktizieren. Es gehört heute (zum Glück) wieder zum chinesischen Alltag und Leben dazu.
Moderne Praktizierende
Meister Chen (mittig), seine Schüler und unsere Reisenden. Source: Chinatours
Da Taiji über Jahrzehnte insgeheim weitergegeben wurde, findet man heute viele Praktizierende mit lokalen "Familien-Stilen". Einer dieser Praktizierenden ist Meister Chen, der seit seiner Kindheit mit seinem Vater Taiji übte und es auch heute noch täglich praktiziert und lehrt. Chen's Vater lernte es von seinem Vater, welcher es während der Zeit im Kommunismus im verborgenen ausübte und lehrte. Im Unterricht mit dem Meister Chen, lernen wir heute ganz offen mehr über die Philosophie des Taijis und üben uns in den Bewegungen. Mutige dürfen den Meister sogar in einem freundlichen Zweikampf herausfordern und ihre Fähigkeiten erproben.