Buchtipp: Wilde Schwäne von Jung Chang

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Das 20. Jahrhundert war für die Menschen in China leid- und wechselvoll: Vom Untergang der letzten Kaiserdynastie über die Republikgründung unter Sun Yat-Sen, der japanischen Besatzung, dem Bürgerkrieg zwischen der Roten Armee Mao Zedongs und der Kuomintang Chiang Kai Sheks, die Kampagnen der Kommunistischen Partei bis hin zur Öffnung des Landes unter Deng Xiaoping. Die Umwälzungen jeder Epoche waren allumfassend, sie änderten das Leben jedes Einzelnen – manchmal von einem Tag auf den anderen. All diese historischen Ereignisse beschreibt Jung Chang meisterhaft in ihrer 1991 erschienenden Familienbiographie.‚Wilde Schwäne’ beginnt mit dem beschwerlichen Leben ihrer Großmutter am Anfang des 20. Jahrhunderts. Anhand ihres Beispiels wird das mühsame Leben der Frauen beschrieben, die als Konkubinen verkauft wurden und sich durch das so genannte ‚Füßebinden’ verkrüppeln mussten. Der zweite Teil des Buches begleitet dann Jung Changs Mutter, Bao Qin, durch die Wirren des Bürgerkrieges und die ersten großen Kampagnen der Kommunistischen Partei. Besonders eindrucksvoll gelingt es der Autorin, die Gefühle der Mutter nachzuzeichnen. In einem System, das keinen Platz für individuelle Empfindungen und Träume zulässt, erträgt Bao Qin die persönlichen Zumutungen nur unter großen Schmerzen. Es entsteht ein Widerspruch zwischen dem glühenden Enthusiasmus für die Kommunistische Partei in den Anfangstagen und der harten Realität des Alltags. Im dritten Teil des Buches steht Jung Chang selbst im Mittelpunkt. Er beginnt mit der Kulturrevolution, an der die Autorin willentlich teilnimmt. Mit der Zeit wachsen aber auch ihre Zweifel an der Radikalität der Partei, insbesondere als ihr klar wird, dass ihr eigener Vater seinerzeit ein Opfer des Systems geworden ist. Als Jung Chang die Universität abschließt, geschieht für viele Chinesen das Undenkbare: Mao Zedong stirbt. Das Land fällt in Schockstarre und die Autorin fragt sich, was genau für Gefühle hinter all den Tränen stecken. Sind es tatsächlich Tränen der Trauer? ‚Wilde Schwäne’ erzählt eindrucksvoll die jüngere Geschichte Chinas – allerdings nicht aus der Sicht von oben, sondern ganz tief aus ihrem Innern. Aus dieser Perspektive bekommen viele Dinge, die wir meinen über China zu wissen, eine ganz andere Bedeutung. Jung Chang gelingt es dabei nicht nur, dem Leser China ein Stück näher zu bringen sondern auch zu verdeutlichen, was es heißt, politischen Veränderungen hilflos ausgeliefert zu sein. Das Buch ist einerseits sehr informativ, gleichzeitig aber auch durch und durch menschlich – und das ist es, was es so lesenswert macht.

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