Besonders junge Eltern in den Metropolen sorgen sich um die gesunde Ernährung ihrer Sprösslinge und so gibt es auch hier allenthalben Bioläden- und restaurants. Bewusst Essen ist chic. Der letzte Schrei: Eigener Gemüsegarten auf dem Land.
In Peking geht es im Frühjahr los. Viele Familien machen sich auf dem Weg raus aus der Stadt, rauf auf ihre eigene Scholle, die sie von Landwirtschaftsexperten pachten können. Dort wir dann gejätet, gesät, gegossen, gehegt und gepflegt, um dann, hoffentlich, reichlich ernten zu können.Zhang Qiang hat sich auf diesen Trend spezialisiert. Seine Firma vermittelt Land, hilft unerfahrenen Städtern beim Gemüseanbau und verkauft Saatgut. Er begreift seine Arbeit auch als erzieherische Maßnahme – denn ‚viele Kinder können heutzutage nicht mal Schnittlauch von Getreide unterscheiden’, schmunzelt er.
Noch einen weiteren positiven Aspekt der Feldarbeit hat er ausgemacht. Familien rücken wieder näher zusammen: Die Großeltern kennen sich besser aus mit dem Gemüseanbau – diese Arbeit war für sie vor nicht allzu langer Zeit oft reine Notwendigkeit, der Eigenanbau sicherte das Überleben vieler Familien. Seither hat sich insbesondere in den Metropolregionen viel geändert. Die jungen Eltern arbeiten in Banken, Versicherungen und Werbeagenturen – so sichern sie die Ernährung ihres Nachwuchses vom Schreibtisch aus. Am Wochenende auf dem Feld können sie sich die ‚Basisarbeit’ ihrer Eltern erklären lassen. Zurück zu den Wurzeln sozusagen.
Und noch eine gesellschaftliche Veränderung lässt sich Zhang Qiang zufolge am Erfolg des Eigenanbaus ablesen. War es noch vor einer einigen Jahren üblich, dass alle Generationen zusammen unter einem Dach leben, geht der Trend heute zum getrennten Wohnen. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt, auf jeden Fall kann man sehen, dass die Familien auf den Feldern regelrecht aufblühen und es genießen fernab der städtischen Hektik zusammen zu sein.
Doch damit nicht genug. Die neue Landwirtschaftsbegeisterung löst noch einen weiteren Generationskonflikt. Li Yan, eine junge Mutter, sagt, richtige Feldarbeit sei doch viel bedeutungsvoller als die Bearbeitung einer Farm in sinnfreien Online-Spielen. Sie freut sich, dass ihr 6-jähriger Sohn sich nun auch im wirklichen Leben mit Gießkanne und Spaten auskennt, Gemüsesorten auseinander halten kann, viel an frischen Luft ist und ein Gespür für gesunde Ernährung bekommt. Alles im grünen Bereich also, in Pekings Außenbezirken.