Der Osten ist Rot. Der Titel dieses alten Propagandaliedes bewahrheitet sich immer wieder, ist in China doch kaum eine andere Farbe ist so eng mit dem Land verbunden.
Nicht zuletzt – das kann man kaum leugnen – sehen wir diese strahlende Farbe auch wegen der politischen Ausrichtung des Landes so häufig. Letztlich ist Rot nämlich noch immer die Farbe des Sozialismus, auch wenn er hier in chinesischer Prägung vorliegt, wie es immer kryptisch heißt. Wie wichtig die Farbe jedoch tatsächlich ist, drückt sich allein schon in der Flagge des Landes aus. Rot nimmt hier sicherlich bis zu 95 Prozent dieses Wahrzeichens des Landes ein.
Die primäre Bedeutung des Purpurrots im alltäglichen chinesischen Leben ist jedoch weit davon entfernt, politisch aufgeladen zu sein. Es gilt hier als die Farbe des Glücks, des Lebens und des Reichtums – und wird als solche immer wider gern gesehen. Kaum ein feierlicher Anlass vergeht ohne rote Dekoration oder rote Kleidung. So trägt ein Streifzug durch Chinas Strassen einen fast immer vorbei an kleinen Laternen oder roten Spruchbändern an Türen, die um Glück für das traute Heim bitten. Besonders dominant wird die Farbe jedoch zur Zeit des chinesischen Neujahres. Überall hängen strahlende Lampions und ein Spaziergang durch den nächsten Park gleicht schnell mal einem Gang durch ein leuchtend rotes Meer.
Die Liebesbeziehung zwischen den Chinesen und der Signalfarbe ist jedoch keine neue – die besondere Stellung des Rots blickt auf eine lange Tradition zurück. So symbolisierte es wahrscheinlich schon vor über 1000 Jahren Reichtum und Einfluss. Bereits zu dieser Zeit begannen die alten Chinesen, wichtige Gebäude wie Tempel und Paläste mit roten Mauern oder Ornamenten zu versehen. Ein prominentes Beispiel für diesen Brauch ist die Verbotene Stadt, deren Fassaden uns zwar nicht seit einem Jahrtausend aber immerhin schon seit über 500 Jahren purpurrot entgegenstrahlen. Oder nehmen wir den Glocken- und Trommelturm in Peking, die auf der verlängerten Mittelachse der berühmten Palastanlage majestätisch empor ragen: Zwei kleinen Festungen gleichend. Drum herum, in der historischen Altstadt verteilt, die alten Stadttore – sie alle erstrahlen in majestätischem Rot.
So blieb und bleibt die Hauptstadt des Landes damals wie heute dominiert von einer Farbe, die seit jeher in den Herzen der Menschen eine ganz besondere Stellung einnimmt. Und auch Besucher werden sich kaum dieses Gefühls erwehren können, wenn sie eines Tages auf einem Weg gehen, der von hunderten majestätisch leuchtenden Lampions gesäumt wird.
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